Was für ein Showdown am letzten Spieltag der Tennis-Bayernliga Süd-Ost: Der bisher ungeschlagene Spitzenreiter TC Rot-Weiß Passau musste auswärts beim Zweitplatzierten aus Gersthofen bei Augsburg ran – und der Sieger des Saisonfinales würde die Meisterschaft und den direkten Aufstieg in die Regionalliga feiern können. Am Ende gewannen die Schwaben denkbar knapp mit 5:4 und für das Passauer Team um Headcoach Lukas Maric war der Regionalliga-Traum geplatzt – vorerst zumindest. Denn auch nächstes Jahr ist das Motto in Passau wieder „Road to Regionalliga“.
Dass es für die Niederbayern ganz eng werden würde, war am Samstag schon vorm ersten Einzel klar, denn die unangefochtene Passauer Nr.1, Khumoyun Sultanov (aktuell ATP-Weltrangliste Nr. 263) , stand Maric & Co. nicht zur Verfügung. Der 25-jährige Usbeke zog zeitgleich beim ITF-25000-Turnier in Kassel mit einem Drei-Satz-Sieg ins Finale ein, das er am Sonntag gegen den Belgier Raphael Collignon in zwei Sätzen verlor.
Trotzdem reiste der Rot-Weiß-Tross mit einer sehr guten Aufstellung – u.a. mit Denys Molchanov (ATP Doppel Nr. 88) und Dominik Wirlend (ITF Herren 30 Nr. 1 Einzel & Doppel). Auch zahlreiche Vereinsmitglieder nahmen den weiten Weg auf sich, um ihre Mannschaft zu unterstützen.
Die erste Runde der Einzel verlief nach Plan für die Passauer. Auf Position 2 verlor zwar der Youngster Lucas Deliano sein Einzel deutlich gegen den Tschechen Tomas Zlatohlavek (1:6, 0:6). Dafür konnten sich aber auf Position 4 Denys Molchanov gegen Jan Kusy (6:1, 6:2) und auf Position 6 Marino Jakic gegen den Österreicher Martin Müller 6:3, 6:0 behaupten. Dann war mit Timmy Ritzer der zweite Passauer Youngster chancenlos gegen den Italiener Iannis Miletich Sardi (1:6, 2:6) – Zwischenstand somit 2:2.
In den weiteren zwei Einzelbegegnungen holte Passaus Slowake Matvey Khomentovskiy den wichtigen dritten Punkt nach den Einzeln, während sich am Nebenplatz Dominik Wirlend (Passau) und Tom Bittner (Gersthofen) einen wahren Krimi um den letzten Punkt in den Einzeln lieferten. Am Ende setzte sich Bittner vor über 100 Zuschauern mit 3:6, 7:6 und 10:4 im Match-Tiebreak durch und sicherte den Schwaben den wichtigen Punkt zum 3:3 vor den entscheidenden Doppeln.
Nun begann das Taktieren der Gersthofener. Da die Passauer jeden Spieltag sehr ähnlich erfolgreiche Doppel aufgestellt hatten, war es für die Gastgeber klar, dass die Gäste auf die Doppel 2 und 3 setzten – und somit wurden auch hier von ihrer Seite starke Doppel aufgestellt. Das „Einser Doppel“ gewannen Miletich/Müller in zwei Sätzen gegen die Gäste Ritzer/Deliano mit 6:3, 6:3. Im dritten Doppel zauberte vor allem der Kroate Marino Jakic und konnte den ersten Satz mit Dominik Wirlend für die Passauer 6:4 entscheiden. Beim Stand von 4:4 im zweiten Satz gab die Heimmannschaft auf – um sofort den Aufstieg in die Regionalliga feiern zu können. Denn zwischenzeitlich hatte sich Gersthofen durch ein 6:4, 6:3 im 2er-Doppel Zlatohlavek/Heinzel gegen Khomentovskiy/Molchanov den Punkt zum hartumkämpften 5:4-Gesamtsieg und damit den Meistertitel geholt. Und das ausgerechnet gegen den Passauer Doppelspezialisten Denys Molchanov, der vor wenigen Wochen noch gegen das griechische Star-Doppel Stefanos Tsitsipas/ Petros Tsitsipas bei den French Open ausgeschieden war.
Spannender jedenfalls hätte es kaum sein können. Der TC Rot- Weiß Passau strauchelte erst auf der Schlussgeraden, gratulierte dem an diesem Tag besseren TC Rot-Weiß Gersthofen zur Meisterschaft – und zum Wiedersehen in zwei Jahren. Gemäß dem Passauer Motto „Road to Regionalliga“.
− Michael Schorner
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