NACHGEFRAGT
Tag des Haarausfalls

02.08.2024 | Stand 02.08.2024, 16:46 Uhr |
Julia Gründinger

Eva Riedl weiß Rat in Sachen Alopezie. − Foto: Gründinger

Viele Menschen leiden unter Haarausfall und trauen sich aus Scham oder finanziellen Gründen nicht, das Problem behandeln zu lassen. Anlässlich des „Internationalen Tages der Alopezie“ am 3. August verrät die Passauer Friseurmeisterin und Spezialistin Eva Riedl (53) den PNP-Lesern, woran sie die Krankheit erkennen können und welche Behandlungen möglich sind.

Wie äußert sich Alopezie?
Alopezie ist die Bezeichnung für Haarausfall. Es gibt verschiedene Arten von Alopezie, die sich bei Frauen und Männern unterscheiden können. Sie äußert sich in einem vollständigen oder partiellen Haarverlust. Die Ursachen sind oft hormonell oder genetisch bedingt. Auch Chemotherapie führt häufig zu Haarausfall. In manchen Fällen lässt sich eine konkrete Ursache jedoch nicht wirklich bestimmen. Dann ist es schwierig den Haarausfall zu therapieren.

Wie kamen Sie dazu, sich für Beratung und Behandlung Betroffener zusätzlich zu qualifizieren?
Meine Ausbildung zur Friseurin habe ich 1986 angefangen und seit 2001 bin ich in Passau selbstständig. Seit Anfang des Jahres habe ich einen neuen Beratungsraum zur Behandlung von Alopezie eröffnet. Theoretisch könnte jeder Perücken verkaufen, aber nicht jeder kann mit den Krankenkassen abrechnen: Dafür benötigt man eine Präqualifizierung. Wenn man also ein Rezept und den Bedarf hat, zahlen die Krankenkassen, weil ich bei ihnen gelisteter Leistungserbringer bin. Gute Versorgung ist mir dabei sehr wichtig, deshalb besuche ich auch regelmäßig Fortbildungen.

Ist es schwierig, die richtige Perücke für Kunden zu finden?
Eine Perücke ist wie ein Kleidungsstück. Da bin ich relativ kompromisslos: Ich suche auch so lange für und mit jemandem nach einer Perücke, bis er die richtige für sich gefunden hat. Eine Perücke muss passen wie ein Lieblingskleidungsstück. Es muss aber nicht immer eine Vollperücke sein. Als Lösung für Teilalopezie biete ich auch sogenannte „Topper“ an. Das sind kleine Haarteile, die man nur am Oberkopf einsetzt.

Wie gehen Ihre Patienten damit um?
Sehr unterschiedlich. Viele Chemopatienten haben noch Haare. Wenn sie aber schlagartig ausfallen, dann rasieren wir sie in der Regel ab. Für die einen ist das ein sehr schwieriger Prozess, die anderen sind eher befreit. Sie sehen es als Neuanfang.

Manche der Kunden machen aus ihrer Not eine Tugend: Sie spielen mit der Situation. Die einen wollen nicht, dass man sieht, dass sie eine Perücke tragen. Aber es gibt auch die Perückenträger, die sich damit austoben und auch Auffälligeres tragen.

Es ist ein sehr sensibles Thema und aus eigener Erfahrung kann ich mit den Kunden auch besser umgehen. Man braucht schon sehr viel Feingefühl.

Wie viele Ihrer Kunden sind betroffen?
Es gibt viele Kunden, die speziell wegen dieses Angebots zu mir kommen. Generell ist es schwierig zu sagen, wie viele Kunden betroffen sind. Aber das Thema hat durchaus einen sehr hohen Bedarf und es ist erstaunlich, wie viele Menschen tatsächlich von Alopezie betroffen sind.

− jg



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