„Das“, sagt René Röthke, habe ich noch nicht einmal bei einem DEL-Klub gesehen“. Der Eishockey-Profi (42) steht in einer großen Lagerhalle eineinhalb Kilometer von der EisArena in Passau entfernt. Sie wurde von den Betreibern zur Fitnessbox umgebaut und wird erstmals vom Eishockeyteam der Black Hawks genutzt. Superhelden aus Comics an der Wand, Trainingsgeräte am Boden und an diesen schwitzen die Spieler. Mittendrin René Röthke, Neuzugang und Fitnesscoach.
Der frühere DEL-Profi (Hannover Scorpions, Straubing Tigers) befindet sich in der Vorbereitung mit seinen Mitspielern. Seit vier Jahren versuchen die Black Hawks vergeblich, in der Oberliga Süd die Playoffs zu erreichen. Heuer haben die Klubverantwortlichen in den spielfreien Monaten vieles angestoßen, um bessere Voraussetzungen für ihr Team zu schaffen, damit es den Passauern künftig mehr Spaß macht, in die EisArena zu kommen. „Ich bin positiv überrascht“, sagt Röthke über die Bedingungen. Es scheint, als fühle er sich schon wohl in neuer Umgebung. Sieben Jahre war der Stürmer in Deggendorf, besser gesagt im Eisstadion an der Trat zuhause. Jetzt zum Abschluss seiner Karriere will er eine neue Erfolgsgeschichte schreiben: Das neue Team von Trainer Thomas Vogl soll den kleinen Eishockey-Standort Passau auf eine neue Stufe bringen. Professioneller, populärer – und natürlich erfolgreicher.
Aufbruchstimmung hat der 42-Jährige, der von seinem Wohnort im Landkreis Straubing-Bogen nach Passau pendelt, schon registriert. „Eine renovierte Kabine, es wurden deutlich mehr Dauerkarten verkauft und das Wichtigste: Die Stimmung in der Mannschaft gefällt mir sehr gut.“ Im ersten Testspiel wurde der tschechische Drittligist IHC Pisek nach 2:4-Rückstand besiegt (5:4). „Das war ganz ordentlich und das Ergebnis für die Moral gut.“ Überhaupt ist Röthke angetan vom Team: „Wir haben eine sehr gute Mischung aus erfahrenen und jungen, hungrigen Spielern und alle sind total fit. Jetzt liegt es an uns: hart mit- und füreinander zu arbeiten.“
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Röthke ist einer von insgesamt zwölf Neuzugängen und – wie in Deggendorf – Kapitän des Teams. Diese Rolle füllt er bereits aus: Als Fitnesscoach überwacht er, der nebenbei selbstständiger Personaltrainer ist, die Ausführung von Übungen im Kraftraum, als erfahrener Spieler sucht er während des Eistrainings das Gespräch mit Mitspielern, gibt Tipps, motiviert und ergreift in der Kabine das Wort. „Das ist meine Art, meine Mitspieler können jederzeit zu mir kommen und ich möchte jedem helfen, besser zu werden“, beschreibt Röthke.
Damit steht er zwangsläufig im Mittelpunkt – als Last empfindet der Eishockey-Profi das nicht, sondern als Ansporn. Wie auch das Wiedersehen mit seinen Ex-Mitspielern beim Deggendorfer SC, die heute Abend in Passau für ein Testspiel zu Gast sind (Bully 19.30 Uhr).
Torjubel gegen den DSC? „Keine Ahnung“
Für Röthke ist es in erster Linie eine weitere Möglichkeit, damit sich die neue Mannschaft einspielen kann. Das ist das einzige, was aktuell zählt, denn in einer Woche beginnt die Saison in der Oberliga Süd. Aber natürlich ist ein Vorbereitungsspiel mit besonderen Voraussetzungen. Er, der fast sieben Jahre das Trikot des DSC mit Stolz getragen hat, steht plötzlich auf der anderen Seite. Der Liebling der Deggendorfer Fans trägt das Wappen des Gegners auf der Brust. „Klar, das wird irgendwie komisch“, weiß Röthke. Zumal er sich selbst am besten kennt. „Ich bin ein emotionaler Spieler“, verrät der 42-Jährige und findet keine Antwort auf die Frage, was passiert, wenn er gegen Deggendorf ein Tor schießen sollte: „Keine Ahnung Das ist situationsabhängig – wenn es das Siegtor zehn Sekunden vor Schluss sein sollte, dann werde ich mich wahrscheinlich schon offen freuen.“
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