Passau
IHK: Aufschwung bleibt auch in Niederbayern aus

04.02.2025 |

Seit Jahren unter dem Durchschnitt ist die Stimmung in den Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen. − Grafik: IHK Niederbayern

Die Stimmung in Niederbayerns Wirtschaft war schon zum Ende des Jahres regelrecht eingebrochen. Und daran hat sich mit dem Start 2025 nichts geändert. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der IHK Niederbayern in ihren Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen, das gestern veröffentlicht wurde.

„Symptome einer Standortkrise“

Ein spürbarer Aufschwung zu Jahresbeginn bleibt aus, die Aussichten verbessern sich nur minimal: „Alles in allem bleibt die Wirtschaftsentwicklung deutlich unterdurchschnittlich“, konstatiert Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern, und zählt die Folgen auf: „Sinkende Beschäftigung und ein weiteres Zurückfahren der Investitionen – das sind sichtbare Symptome einer Standortkrise.“

Der IHK-Konjunkturklimaindikator, für den Lage und Erwartungen in der Wirtschaft miteinander verrechnet werden, verbessert sich minimal von 97 auf 98 Zähler, liegt laut Schreiner aber seit fast drei Jahren ununterbrochen unter dem langjährigen Durchschnitt. Den stärksten Abschwung muss laut IHK die Tourismuswirtschaft verkraften: Die Betriebe melden schlechte Umsatzzahlen etwa bei Geschäftsreisenden und Tagestouristen. Die Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen machen demnach drei Viertel der Tourismusbetriebe besonders zu schaffen, ein im Branchenvergleich sehr hoher Wert. Nur wenig besser beurteilt der Handel seine Lage und Erwartungen. Vergleichsweise robust zeigt sich lediglich die Dienstleistungsbranche, mit guten Werten etwa von Banken oder Steuer- oder Unternehmensberatern.

Investitionen in USA, Süd- oder Mittelamerika



In einer Sonderauswertung beleuchtet die IHK die Lage der Industrie als Schlüsselbranche für Niederbayern mit einem hohen Wertschöpfungsanteil und tausenden von Arbeitsplätzen. Das Ergebnis: Nahezu die Hälfte der befragten Industriebetriebe mit 500 oder mehr Beschäftigten wollen ihre Investitionen im Inland reduzieren, bei den kleineren Unternehmen liegt dieser Anteil bei 29 Prozent. Und: Investitionen der Industriebetriebe in Wachstum und Ausbau, gehen vorwiegend ins Ausland – Richtung USA oder Süd- oder Mittelamerika. Die Eurozone wird insgesamt zunehmend uninteressant, berichtet die IHK.

Wie IHK-Präsident Thomas Leebmann berichtet, verschiebt sich die Gewichtung bei den Herausforderungen. So werde der Fachkräftemangel mittlerweile nicht mehr als drängend wahrgenommen, „hohe Arbeitskosten aufgrund gestiegener Löhne und Sozialabgaben, die eingebrochene Inlandsnachfrage sowie politische Rahmenbedingungen, die die Wirtschaft belasten anstatt sie zu stützen, liegen in der Bewertung mittlerweile gleichauf“.

Mehr Firmen wollen Personal abbauen

Der Umfrage zufolge rechnen nur noch wenige Betriebe in den kommenden zwölf Monaten mit einer steigenden Beschäftigtenzahl, der Anteil derer, die sich auf einen Personalrückgang einstellen, steigt indes. Leebmann: „Über einen sehr langen Zeitraum hatten Meldungen über einen Stellenabbau in der niederbayerischen Wirtschaft Seltenheitswert. Das hat sich jetzt geändert, und das ist auch eine Folge der verfehlten Wirtschaftspolitik, der die IHK mit deutlicher Kritik sowie sinnvollen Alternativvorschlägen entgegentritt.“

Artikel kommentieren