Sollten Schulen eine Schulstunde Sport pro Tag einführen? Sollte der 17. Juni als deutschlandweiter gesetzlicher Feiertag eingeführt werden? So breit war das Themenspektrum der Debatten, mit der die FOS/BOS Passau die diesjährigen Schulsieger des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ kürte. Im bundesweiten Format feiert der Wettbewerb heuer seinen 20. Geburtstag. Am späten Freitagnachmittag stand fest: Die beiden Zwölftklässler Jan Nölscher und Lina Wimmer setzen sich gegen ein Feld von 14 Mitschülern durch.
Michael Dominik, der das „Jugend debattiert“ an der FOS/BOS Passau ehrenamtlich betreut, betont den Stellenwert des Projekts für die Demokratieerziehung der Schule: „Wir wollen, dass unsere Schüler Argumente immer kritisch prüfen, sorgfältige Quellenrecherche betreiben und so Fake News zu erkennen lernen. Letztlich geht es darum, ein Sensorium dafür zu wecken, woher ich gute Informationen herbekomme.“
Im Unterricht, u.a. in Deutsch, Politik und Geschichte sowie dem Wahlpflichtfach Internationale Politik, hätten sich die Klassen zuvor intensiv auf den Debattier-Wettbewerb vorbereitet, worauf auch Noten vergeben wurden. Für die thematische Vorbereitung auf den Schulentscheid hätten die Schüler jedoch ihre Freizeit investiert. Sich intensiv in das Debattenthema einzulesen sei hilfreich, aber der Erfolg hänge davon nicht allein ab, meinen seine Schüler. Denn: „Man kann eine Debatte nicht planen, argumentativ muss man immer flexibel sein“. Ein Talent dafür, im richtigen Moment Mimik und Gestik gekonnt einzusetzen, um das eigene Argument zu unterstreichen, könne auch nicht schaden, ergänzt der letztjährige Schulsieger Julian Gentner.
Wie auch im Finale standen sich die späteren Sieger Jan Nölscher und Lina Wimmer in gegnerischen Teams gegenüber – die zu vertretenden Positionen, die die Diskutanten jeweils im Duo verteidigten, wurden zugelost.
Die Einführung einer täglichen Stunden Sportunterricht befürwortete die Pro-Seite um Jan Nölscher in der Vorrunde mit dem Argument, dass sich viele Jugendliche in Deutschland viel zu wenig bewegten. Übergewichtigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten dadurch effektiv bekämpft werden, Stressabbau der psychischen Gesundheit wohltun. Die Kontra-Seite um Lina Wimmer entgegnete, dass hierfür Ressourcen wie Sporthallen und Sportlehrer fehlen würden. Außerdem könnte sich eine solche Maßnahme zulasten anderer Fächer auswirken und für Schüler unangenehm sein, die weniger sportlich sind als ihre Mitschüler.
Debatte um den 17. Juni
In der Finalrunde positionierte sich Jan Nölscher mit seiner Teampartnerin April Skye Puchner für die Einführung des 17. Juni als bundesweiten Feiertag. Es gelte, die Menschen des 17. Juni für ihr Opfer für demokratische Ideale angemessen zu ehren. Damit könne man auch die nationale Identität stärken und betonen, dass Deutschland aus seiner Vergangenheit gelernt habe. Letztlich sei der 17. Juni als Feiertag ja auch nichts Neues, denn bis zur deutschen Wiedervereinigung sei er bereits ein Feiertag gewesen.
Dem widersprach das Kontra-Duo um Lina Wimmer und Heidi Anetseder klar. Der 3. Oktober habe als Tag der Deutschen Einheit den 17. Juni als Feiertag praktisch abgelöst. Außerdem werde er weiter als Gedenktag begangen, nur eben nicht länger als gesetzlich verankerter Feiertag. Zuletzt dürfe man nicht vergessen, dass ein Feiertag die deutsche Wirtschaft knapp 3,5 Milliarden Euro koste.
Die Wahl fiel letztlich auf jeweils einen Vertreter beider Seiten, Nölscher und Wimmer. Um zu punkten, mussten sie nicht nur inhaltlich mit Argumenten und Belegen überzeugen. Die Jury, an der auch mehrere Mitschüler beteiligt waren, achtete ebenso auf die richtige Körpersprache, Gesprächsführung und Redefluss.
Die nächste Hürde steht den Schulsiegern in knapp einem Monat bevor: Dann werden Nölscher und Wimmer die Schule am 26. Februar beim Regionalentscheid Niederbayern vertreten.
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