Zwei Auswärtssiege am Wochenende
Fortuna schmettert sich an die Spitze der 2. Bundesliga − aber großer Wermutstropfen vor dem Topspiel

24.09.2024 |
Manfred Hirschenauer

Immer besser in die Spur findet der irische Fortuna-Neuzugang Owen Cathcart, der beim Zweifach-Einsatz vom Wochenende zwei Einzelpunkte und einen Doppelsieg beisteuerte. − Foto: Roland Ritter

„O‘zapft is“ für den TTC Fortuna Passau – der neue Tabellenführer in der 2. Tischtennis-Bundesliga kommt aus der Dreiflüssestadt. Mit zwei Erfolgen kehrten die Niederbayern von ihren beiden Gastauftritten bei Hertha BSC Berlin (6:1) sowie beim sächsischen Vertreter TTC Hohenstein-Ernstthal (6:4) heim und hamsterten damit weitere vier Zähler im Kampf um den Klassenerhalt in Zweitliga-Saison Nummer 24.

Alle vier Passauer Akteure konnten in ihren Einzeln mehrmals punkten, hauptausschlaggebend war aber das kollektiv starke Auftreten in den Doppeln. Die personelle Umstellung durch Head-Coach Martin Jancovic zahlte sich wie auch schon in Hilpoltstein aus – drei von vier möglichen Zählern gingen an die Fortunen, die als Tabellenführer mit nunmehr 6:2 Punkten auf einen sehr gelungenen Saisonstart zurückblicken.

Lediglich das schweizerisch-irische Duo Schmid/Cathcart musste gegen die Herthaner eine knappe Fünfsatz-Niederlage gegen die beiden Routiniers Torben Wosik und Krisztian Nagy hinnehmen, welche aber durch das Passauer Spitzendoppel Matsuyama/Yefimov gegen Cristian Pletea und Marius Henninger schnellstens egalisiert wurde. Ohne Satzverlust in den drei Einzeln des Spitzenpaarkreuzes blieben Nippon-Ass Yuki Matsuyama sowie der ehemalige ukrainische Meister Viktor Yefimov in den Duellen mit dem rumänischen U21-Ex-Europameister Pletea sowie dem Magyaren Nagy, so dass die Messe bei der „Alten Dame“ überraschend schnell gelesen war. Den 6:1-Kantersieg nach etwas mehr als zwei Stunden Spielzeit perfekt machten nach jeweils feiner Leistung der Schweizer Elia Schmid gegen Marius Henninger sowie der Ire Owen Cathcart gegen Ex-Vize-Europameister Torben Wosik.

Einen viereinhalbstündigen Tischtenniskrimi bekamen die 130 Zuschauer aus der Karl-May-Stadt Hohenstein-Ernstthal am Sonntag geboten. Gegen die Sachsen hatten die Niederbayern Schwerstarbeit in den beiden Eröffnungsdoppeln zu verrichten. Für eine erste kleine Vorentscheidung sorgte hier das Duo Matsuyama/Yefimov gegen das taiwanesisch-russische Duo Li/Milovanov. Nach klarem 0:2-Rückstand standen die beiden Fortunen bereits mit dem Rücken zur Wand, landeten aber mit einer wahren Energieleistung doch noch den erlösenden Befreiungsschlag. Der nicht mehr für möglich gehaltene Punkt glich einer Initialzündung für das Passauer Team. Das parallel angetretene Duo Schmid/ Cathcart egalisierte ebenfalls einen 1:2-Satzrückstand gegen das polnisch/kolumbianische Duo Kosowski/Mühlbach und sorgte mit einem hauchdünnen Erfolg im Decider für die komfortable 2:0-Führung.

Ein hartes Stück Arbeit zu verrichten hatte anschließend der japanische Ausnahmekönner Matsuyama gegen den wie entfesselt aufspielenden Russen Milovanov. Im Entscheidungssatz bewies der agile Asiate die größere Nervenstärke und baute den Vorsprung auf 3:0 aus. Lange Zeit auf Augenhöhe agierte Teamkapitän Viktor Yefimov bei der Vier-Satz-Niederlage gegen den Taiwanesen Hsin-Yang Li, einem der stärksten Zweitliga-Akteure des Vorjahres. Es folgte nun die stärkste Phase der Hohensteiner mit einem Erfolg von Materialspieler Carlos Mühlbach gegen den Iren Cathcart sowie einer 2:3-Niederlage des unglücklich agierenden Eidgenossen Elia Schmid gegen den ehemaligen polnischen Einzelmeister Jakub Kosowski. Nach Vergabe eines Matchballes in Satz 4 hatte der Schweizer, wie auch schon in der Vorwoche, knapp das Nachsehen.

Ihre Felle in der Karl-May-Stadt bereits davonschwimmen sahen die Fortunen nach der überraschend deutlichen Niederlage von „Mr. Zuverlässig“ Yuki Matsuyama. Im asiatischen Spitzenduell der beiden „Einser“ hingen für den Passauer die Trauben dieses Mal deutlich zu hoch, zu dominant trat der Taiwanese in Reihen der Sachsen auf. Sofort in die Bresche sprang dafür Teamkapitän Yefimov, der seinen Widerpart Milovanov mit klugem Spiel sicher im Griff hatte und zum 4:4 ausglich. Ein umgekehrtes Bild ergab sich im zweiten Durchgang des unteren Paarkreuzes. Keine größeren Probleme bereitete dem Schweizer Schmid das Materialspiel des unorthodox agierenden Carlos Mühlbach, so dass es am Iren Cathcart lag, den zweiten Erfolg im Osten Deutschlands für die Fortunen einzutüten. Mit dem knappsten aller Ergebnisse lieferte der Passauer gegen den erfahrenen Polen Kosowski und sorgte damit nicht nur für den vielumjubelten 6:4-Erfolg in der Ferne. Zugleich war es auch der persönliche Befreiungsschlag für den 22-jährigen Iren, der auf einen holprigen Saisonstart zurückblickt.

Ein nicht nur aufgrund der optimalen Wochenend-Punkteausbeute positives Fazit zog Pressesprecher Manfred Hirschenauer: „So einen erfreulichen Saisonstart mit sechs Zählern aus vier Partien hatten wir schon lange nicht mehr. Die Mannschaft tritt kompakt, erfolgshungrig und mit der nötigen Portion Leidenschaft auf. Die Integration der drei Neuzugänge ging bisher sehr gut vonstatten. Vor allem der bisher unglücklich agierende Ire Owen Cathcart findet sich immer besser zurecht. Beim Sieg im entscheidenden Einzel gegen Kosowski bewies er Nerven aus Stahl und hat uns damit den doppelten Punktgewinn gesichert. Momentan spielen wir richtig gutes Tischtennis.“

Am kommenden Sonntag (14 Uhr) empfangen die Fortunen an heimischer Platte den Rangzweiten 1. FC Köln zum Spitzentanz in der 2. Bundesliga. Großer Wermutstropfen wird dabei das Fehlen von Ausnahmekönner Matsuyama sein. Der Passauer Spitzenspieler bekam keine Freistellung vom japanischen Tischtennisverband und nimmt an den nationalen Einzelmeisterschaften seines Landes teil.

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