Das hatte sie selbst nicht zu hoffen geglaubt – Tina Fischl (48), Extremläuferin im „Flachen“ wie im Gelände, demonstrierte am Wochenende wieder einmal ihre Fitness und gewann in Werfenweng (Österreich) in ihrer Kategorie „45+“ den Weltmeistertitel – im Skibergsteigen.
Die gesamte internationale Elite des Skibergsteigens – über 400 Athleten aus 17 Nationen – hatte für diese Titelkämpfe zur „ISMF Masters World Championships“ im Salzburger Land gemeldet. Seit 2020 werden jährlich Weltmeisterschaften für Athleten über 35 Jahre ausgetragen, erstmals war Fischl bei einer derart hochkarätigen WM am Start. Die für den WSV Otterskirchen laufende Personaltrainerin aus Fürstenstein bestreitet schon seit vielen Jahren Laufwettkämpfe auf sämtlichen Distanzen und nutzt dazu seit einiger Zeit im Winter die Tourenski als Trainingsmittel, um auch im Schnee ein gutes Bergtraining für die Sommersaison zu absolvieren. Schon in den Jahren 2022/23 hatte die gebürtige Grafenauerin mit Siegen bei der deutschen Meisterschaft (Masters) im Skibergsteigen Vertikal und dem Sieg beim Vertical-Rennen im Rahmen der Mountain Attack in Saalbach auf sich aufmerksam gemacht.
In Werfenweng war ein Streckencheck nicht möglich, umso beachtlicher ihr Abschneiden, zumal sie einfach „nur schauen wollte, wie ich mit den schnellen Mädels mithalten kann“.
Im Vorstartbereich, dort wo sich die Athleten vor dem Rennen aufwärmen, war sofort die große Anspannung spürbar. Bei bestem Wetter mit Sonnenschein und Temperaturen um die minus 4 Grad gingen mittags knapp 200 Starter an der Talstation der Ikarus-Kabinenbahn das Vertical-Rennen an. Ebenfalls ausgetragen wurde hier auch die ISMF Master WM in den Kategorien Senior Master und U20.
Problem schnell gelöst
Die 48-jährige Fürstensteinerin hatte eine gute Startposition, jedoch ging die Konkurrenz das Rennen so schnell an, dass sie schon nach wenigen Metern den Anschluss an die Spitze verlor. Dieses Problem hatte Fischl auch schon bei ihren Rennen der Vorjahre und wusste somit gut damit umzugehen, schließlich entscheiden sich solche Rennen nicht schon zu Beginn. Den ersten, etwas steileren Skihang hinauf kämpfte sich Fischl Platz für Platz schnell wieder nach vorne und überholte viele der vermutlich etwas übermotivierten Damen. Es folgte sodann ein langer, etwas flacherer Teilabschnitt, der mit der klassischen Langlauftechnik zu bewältigen war.
„Solche flacheren Passagen liegen mir überhaupt nicht, da kann ich viel zu wenig Tempo machen, lieber ist es mir immer schön gleichmäßig steil berghoch“, kommentierte sie. Trotzdem gelang es ihr, auch in diesem Abschnitt einige Plätze gutzumachen, Sie konnte hier mehrere junge Athletinnen aus Japan, Österreich und Deutschland überholen. Das machte der routinierten Bergspezialistin weiter Mut aber natürlich auch Druck, denn sie wollte sich auch nicht mehr einholen lassen. Auf welcher Position sich die gebürtige Grafenauerin zu diesem Zeitpunkt (im Bereich der Mittelstation) befand, war nicht klar, sie hoffte aber, den Gipfel möglichst im vorderen Bereich des Damenfeldes zu erreichen.
Hervorragende Zeit
Auch den letzten Steilhang hinauf zum 1835 hm hoch gelegenen Bischling ließ Fischl nicht locker, hier wurde den vielen Zuschauern entlang der Strecke hochklassiger Skibergsteigersport geboten. Der Zieleinlauf bei strahlendem Sonnenschein auf dem Gipfel des Bischlings war so dann für Tina Fischl etwas ganz Besonderes. Mit Ihrer hervorragenden Zeit von nur 49:29 Minuten. die sie für den Aufstieg mit 870 hm und 4,7 km benötigte, holte sie sich verdient und überglücklich den Sieg in der Masters Kategorie W45. Die zweitplatzierte Dame in dieser Klasse, Martina Senn aus Österreich, kam mit deutlichem Rückstand nach 55:45 Minuten ins Ziel.
Jüngere Konkurrenz „zurück“ gelassen
„Es war einfach der Wahnsinn, ich hatte mehrere Minuten Vorsprung auf meine Konkurrentinnen herausgelaufen und konnte auch die teilweise sehr viel jüngere Konkurrenz hinter mir lassen. Es ist einfach schön, wenn sich das tägliche Training auszahlt. Zumal ich aufgrund meines Wohnortes nicht wirklich die Möglichkeiten habe, viel auf den Skiern zu trainieren“, so Tina Fischl.
Schon am kommenden Wochenende steht das nächste Skimo-Event, die Mountain Attack in Saalbach-Hinterglemm, auf dem Programm. Fischl konnte dieses sehr anspruchsvolle Rennen auf den Schattberg mit teils mehr als 70 Prozent Steigung bereits zweimal für sich entscheiden.
− red
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