Wochen zur Demokratie in Passau
Die fünf wichtigsten Tipps: So reagiert man auf Stammtischparolen

13.11.2024 | Stand 15.11.2024, 15:08 Uhr |

Großes Interesse am Workshop zum Umgang mit Stammtischparolen herrschte in den Räumen des Vereins „Gemeinsam Leben in Europa“ in Passau, geleitet von Perdita Wingerter und Franz Hauber.  − F.: Michael Haidl

Von Marie Spies

Während sich die politischen Ereignisse überschlagen und der Ton zunehmend spitzer wird, öffnen die Wochen zur Demokratie in Passau Räume für Gespräche, bieten ein vierfältiges Kulturprogramm und geben Hilfestellung für Demokratie im Alltag.

  

Perdita Wingerter, Gründerin des Vereins „Gemeinsam Leben in Europa“ gibt mit ihrem Kollegen Franz Hauber ein Training zum Umgang mit Stammtischparolen.

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Nichtsagen sei Zustimmung



Es geht darum, wie ich auf gefallene Parolen aussagekräftig reagiere“, erklärt Hauber. „Das Schlimmste, was passieren kann, ist, nicht zu reagieren, denn dann denkt das Gegenüber, dass es Recht habe und seine Meinung richtig ist. Nichts sagen wird dann oft als Zustimmung interpretiert“, sagt Wingerter. Die Passauer Neue Presse fasst die fünf wichtigsten Tipps aus dem Passauer Workshop zusammen.

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Was ist meine eigene Position?

Das Gegenüber hat oft eine starre Meinung, die nicht selten aus Verallgemeinerungen oder Falschaussagen besteht. Daher ist es wichtig, sich Gedanken zu machen, wie man wahrgenommen werden möchte, was die eigene Haltung ist und welche Position man einnimmt. Je klarer man sich über sein Ziel ist, desto genauer kann man seine Strategie ausrichten und die Botschaft beim Gegenüber pointiert platzieren.

Was ist mein Ziel?Gerade bei Personen aus dem Familienkreis ist es wichtig zu evaluieren, was jetzt wichtig ist. Möchte man versuchen, die Beziehung aufrechtzuerhalten? Oder handelt es sich um einen pöbelnden Passanten im Bus und es geht darum, das Gegenüber in die Schranken zu weisen. Ist es auf der Beziehungsebene wichtig, die eigene Haltung deutlich zu kommunizieren und die andere Person pädagogisch zu belehren? Wo möchte man in diesem Gespräch hin, und ist es das wert?

Ich-Botschaften formulieren

Je klarer der Sender, desto klarer die Botschaft. Nachdem man seine eigene Position definiert hat und ein Ziel für den Diskurs formuliert hat, ist es wichtig, bei sich selbst zu bleiben. Dabei kann es helfen, Ich-Botschaften zu formulieren und Phrasen wie „man“, „jeder“ und „alle“ zu vermeide. Eine ehrliche Antwort wie „Ich bin zutiefst erschüttert, und deine Aussage widerspricht meinen Werten“, die auch eigene Gefühle zum Ausdruck bringt, kann das Gegenüber zum Nachdenken bringen. Wichtig ist, dabei nicht zu verallgemeinern.

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Fragen und nachfragen

Da Stammtischparolen oft einfache Antworten auf komplexe Fragen liefern, sollte man immer weiter nachfragen, da nach der vierten Frage die Antworten meistens nur noch wenig Inhalt haben. Wichtig sind offene Fragen, also keine Fragen, die nur mit ja oder nein beantwortet werden können. Anstatt selbst zu argumentieren, können die typischen W-Fragen helfen: „wieso?“, „weshalb?“, „warum?“

Gemeinsamen Nenner finden

Durch viele Fragen können Antworten entstehen, die Hinweise geben, warum das Gegenüber diese Meinung vertritt. Oft verbergen sich hinter aufgeladenen Emotionen bestimmte Werte. Beispielsweise haben Menschen mit einem rassistischen Weltbild oft Angst vor Unbekannten, erläutern die Workshop-Leiter, aber wichtig sei für sie ein Gefühl der Sicherheit. Über den Wert Sicherheit kann man vielleicht eine Überschneidung mit den eigenen Werten finden – und damit (wieder) eine emotionale Gemeinsamkeit aufbauen.

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