Wenn Nonnenkutte, Hochzeitskleid, Katzenfell, knallenge Lederunterhose und Springerstiefel aufeinandertreffen, dann ist mal wieder „Die Nacht der Musicals“ in Passau.Zum 13. Mal gab es in der Dreiländerhalle Smash-Hits im Schnelldurchlauf von Sister Act, Haus des Geldes, Cats, Moulin Rouge und Queen – zur Begeisterung von 1500 Besuchern.
The Greatest Showman erkannte das musicalerprobte Publikum sofort
Kaum waren die ersten Takte vom Band gelaufen, wurde mitgeklatscht. Das offenbar musicalerprobte Publikum hatte den oscarprämierten Premierensong rasch identifiziert: The Greatest Showman erklang mit Pomp, um dem Superlativ des Titels zu rechtfertigen.
Die Sänger jagten das Publikum von einem Ohrwurm zum nächsten
Ein wilder Musicalcocktail folgte in den nächsten – inklusive Pause – knapp drei Stunden. In einem nahtlosen Übergang gaben die sechs Solisten Stücke aus insgesamt 17 verschiedenen Musicals zum Besten. Martin Markert, Janina Maria Wilhalm, Istvan Csiszar, Katrin Mayer, Michaela Bär und Carlo Schiavone jagten hochprofessionell, unterstützt von acht Tänzern der „Broadway Musical Dance Company“, das Publikum von einem Ohrwurm zum nächsten – ständiger Kostümwechsel inklusive.
CDs des Musicals verkaufen sich trotz Spotify gut
Um die Verkleidungen kümmert sich Bernadetta, die gute Seele auf Tour. Seit rund 15 Jahren managet sie die Nacht der Musicals, bezeichnet sich als „altes Eisen“. Sie erzählt gut gelaunt Anekdoten von Werner Forster, dem 2015 verstorbenen, unvergessenen Konzertimpressario und Original, Vater des jetzigen COFO-Bosses Oliver Forster. Seit 12 Jahren dabei ist Tourbus-Fahrer Udo. Er schwärmt von seiner „Tourfamilie“. Die CDs, die er als Merchandise-Beauftragter in der Pause verkauft, gehen − Spotify zum Trotz – weg wie warme Semmeln: Die Passauer wollen auch daheim hören, wie in den Musicals die Nacht zum Tag wird.
Protagonisten aus verschiedenen Ländern: „Die Mischung macht‘s!“
Dabei darf das „Phantom der Oper“ nicht fehlen. Das Herzschmerz-Duett aus Andrew Lloyd Webbers Feder wurde gesungen von der Schwarzwälderin Katrin Mayer sowie Istvan Csiszar aus Ungarn. Solche Internationalität liegt Bernadetta am Herzen: „Die Mischung macht‘s“, findet sie, bevor der Neapolitaner Carlo Schiavone das Stück „Bella ciao“ singt. Das Partisanen-Lied erlangte neue Bekanntheit durch die Serie „Haus des Geldes“.
Bei ABBA steht das Publikum auf und tanzt mit
Kurz vor der Pause sorgen Schiavone und seine fünf Kollegen für ein weiteres Stimmungshoch. Funkelnde Discokugeln und wilde Lichteffekte inszenieren bunte Schlaghosen und Shirts mit ausgestellten Ärmeln: Für das textsichere Publikum war sofort klar, dass Songs aus dem Musical „Mamma Mia!“ folgen mussten. ABBAs „SOS“ sorgte prompt für Klatschalarm im Zuschauerraum. Bei „Super Trouper“ begannen sie sogar, mittlerweile stehend, mitzutanzen.
Cats und Lion King werden auch performt
Wie im Zirkus ging es gleich zweimal zu: Im Musical „Cats“ und bei „Lion King“. Während „Memory“ schien nicht nur Solistin Michaela Bär einen Katzensprung davon entfernt, zu weinen.
Die Kirsche auf der Sahne: Udo Jürgens Hits wie „Aber bitte mit Sahne“
Für den Abend extra aus Zwiesel angereist sind Sabine und Christian Lang. Der Grund: „Wir wollten das Musical Elisabeth unbedingt sehen und wurden nicht enttäuscht: Es war ein absolutes Highlight.“ Katrin Mayer als Sissi war stimmlich und optisch überzeugend in Sternen-Robe und mit Haaren ganz wie die Kaiserin der Flechtfrisuren.
Für das Publikum die Kirsche auf der Sahne waren die Lieder von Udo Jürgens: „Aber bitte mit Sahne“, „Ich war noch niemals in New York“ oder „Siebzehn Jahr, blondes Haar“ haben den fast vor einem Jahrzehnt verstorbenen Österreicher unsterblich gemacht.
„80 Prozent meiner Arbeit betreibe ich Psychotherapie für unsere Künstler.“
Fast zwei Monate war das 22-köpfige Musicalteam, wenn auch mit wechselnder Besetzung, von Bremerhaven bis Graz unterwegs. „Man wächst zusammen, im Guten wie im Schlechten“, so Tour-Managerin Bernadetta – und offenbar auch Künstlerseelen-Managerin: „80 Prozent meiner Arbeitszeit betreibe ich Psychotherapie für unsere Künstler.“
Lichtermeer zum Tourneeabschluss – kein Abschied für immer
Beim Tourneeabschluss in Passau erleuchtet bei der zweiten Zugabe ein Lichtermeer. 1500 Handytaschenlampen werden bei „The Show Must Go On“ von Queen angeknipst. Der Songname ist hier Programm: Ein Tourstopp in Passau nächstes Jahr ist fest eingeplant.
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