Die Sammlung des Oberhausmuseums wurde von 1933 bis 1945 um nahezu 1400 Objekte erweitert. Davor zählte das Sortiment um die 1000 Exemplare. Welche Motive dieser Erweiterung zugrunde lagen und woher die Objekte kamen, blieb bisher jedoch ungeklärt. Ein vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern gefördertes Projekt der Stadt Passau soll diesen Fragen nun auf den Grund gehen. Darüber informierte die Stadt am Dienstag in einer Pressemitteilung.
OB Jürgen Dupper: „Unsere Geschichte verpflichtet uns“
„Unsere Geschichte verpflichtet uns, NS-Raubgut in öffentlichen Kultureinrichtungen zu identifizieren und zurückzugeben. Dieser Verpflichtung, die ich auch als eine moralische sehe, kommen wir selbstverständlich nach. Im Rahmen des Projekts werden wir uns um die Klärung der Provenienz jedes einzelnen Objekts bemühen“, betont in der Pressemitteilung Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Dass bei der Erweiterung der Sammlung problematische Provenienzen eine Rolle spielten, habe sich im Rahmen des NS-Erstchecks der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern bestätigt, der 2020/2021 stattfand. Es wurden zwölf Verdachtsfälle identifiziert. Weitere Stichproben in den Akten des Landesamts für Denkmalpflege und des Depots hätten Hinweise auf weitere potenzielle Fälle gegeben. Zusätzlich gebe es einen Bestand von 68 Objekten, der 1946 zunächst von den US-Militärbehörden beschlagnahmt und dann nach München gebracht wurden. Hier sei es 2023 gelungen, zwei Gemälde an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben (PNP berichtete).
Verantwortliche NS-Akteure sollen benannt werden
Im Rahmen des Projekts soll nun die Provenienz der Objektzugänge in den Jahren 1933 bis 1945 systematisch untersucht werden. So wird die bisher weitestgehend unbearbeitete Herkunftsklärung der Bestände wissenschaftlich erforscht. Die damalige Sammlungspolitik des Oberhausmuseums, die Rolle der dafür verantwortlichen NS-Akteure und ihre Entscheidungswege sollen benannt werden und auch einen Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Lokalgeschichte leisten.
Federführend wird das Projekt von der Sammlungsleiterin des Oberhausmuseums Dr. Teresa Lohr geleitet. Die promovierte Kunstgeschichtswissenschaftlerin wird von Dr. Anke Gröner unterstützt. Gröner studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die systemkonforme Kunst im Nationalsozialismus sowie das Betriebssystem Kunst im Nationalsozialismus.
− red
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