Traunstein/Rosenheim
Schwere Unwetter wüten in Oberbayern: Auch Corona-Testzentrum betroffen

28.07.2021 | Stand 22.09.2023, 2:10 Uhr

Im Bereich Obing zerstörte das kurze, heftige Unwetter große Teile von Wäldern. Auch mehrere Straßen mussten wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden. −Foto: FDL/BEMI

Schwere Unwetter haben am Mittwochnachmittag im südlichen Oberbayern gewütet. Einsatzschwerpunkte waren vor allem Teile der Landkreise Traunstein und Rosenheim.

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In Tittmoning setzte gegen 13:15 Uhr ein heftiger Starkregen ein, zeitweise auch mit Hagel. So stark, dass sogar auf der Burg ein fließender Bach in Richtung Brücke zur Stadt entstand. Im Stadtteil Wasservorstadt nahe der Salzachbrücke stand die Straße unter Wasser. Das ist aber nicht auf einen hohen Salzachpegel zurückzuführen, sondern von Wassermassen, die über die Stadt von oben über eine Wiese nach unten geflossen waren. Dieses Wasser vermischte sich dann mit dem Bach, dessen Bett zu klein wurde.

Vor Ort war als erster der Bauhof, der die neuralgischen Gullis aushob. Sandsäcke schützen nun den Parkplatz. Eine Anwohnerin meinte, dass das Wasser extrem schnell da war.

In Trostberg war auch die Corona-Teststation vom Unwetter betroffen: Durch einen wetterbedingten Stromausfall und einige umgestürzter Bäume auf der Zufahrt musste dieses laut Landratsamt geschlossen und ist erst ab Donnerstag wieder regulär geöffnet. "Derzeit laufen die Aufräumarbeiten, so dass heute keine Testungen mehr durchgeführt werden können", so eine Sprecherin. Das Corona-Testzentrum in Traunstein sei aber weiterhin geöffnet und weitere Schnellteststationen können auch auf der Homepage des Landratsamtes abgerufen werden.

Nach Angaben der Integrierten Leitstelle Traunstein wurden am Mittwoch etwa 180 Unwetter-Einsätze in der Region gemeldet.

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"Wo sonst die Schlittenfahrer im Winter unterwegs sind, könnte man jetzt eine Bootspartie unternehmen", schrieb Leserin Christine Limmer aus Trostberg und schickte Fotos von der "Weltuntergangsstimmung". Von der Ableitung des Kellerbergs habe es den Gulli in die Höhe gedrückt und das Wasser habe eine Wiese, die erst am Vortrag gemäht wurde überschwemmt.

Im Bereich Obing war ein weiterer Unwetter-Hotspot im Landkreis Traunstein zu verzeichnen. Ein Foto-Reporter sprach von einem "schaurigen Bild", das sich im nördlichen Landkreis bot, nachdem ein gewaltiges Unwetter mit Hagelschauern über dieses Gebiet hinweggezogen war. Ganze Wälder wurden den Erdboden gleich gemacht, umgestürzte Bäume blockierten fast sämtliche Verkehrswege in dem Gebiet. Häuser wurden zum Teil stark von umstürzenden Bäumen beschädigt. Etliche Keller sind vollgelaufen. Die Feuerwehren in der Region sind mit Unterstützung der hiesigen Landwirte und Bauunternehmer zum Teil mit schwerem Gerät im Dauereinsatz und arbeiten alle Einsätze nach Priorisierung ab.

Kirchturm im Landkreis Rosenheim möglicherweise einsturzgefährdet

Im Landkreis Rosenheim waren ab 13 Uhr vor allem die Bereiche der Gemeinde Halfing und Umgebung betroffen. Hier wurden durch den orkanartigen Sturm die Dächer mehrerer Gebäude abgedeckt. Auch der Kirchturm wurde stark beschädigt und ist möglicherweise einsturzgefährdet. "Ein Statiker ist bereits vor Ort", so eine Sprecherin des Landratsamtes. Bürgerinnen und Bürger werden gebeten in ihren Häusern zu bleiben und den Ortskern von Halfing großräumig zu meiden. Außerdem liefen mehrere Keller mit Wasser voll.

+++UPDATE: Kirchturm in Halfing nicht einsturzgefährdet +++

Auch in Amerang liefen zahlreiche Keller voll. Sie wurden bereits ausgepumpt. In Höslwang wurden die Dächer dreier Wohnhäuser und eines Bauerhofes beschädigt. Die Straße Sonnering - Höslwang ist derzeit gesperrt. Außerdem liegt die Freileitung (Stromleitung) auf einer Länge von etwa 150 Metern am Boden.

Weit über hundert Unwettereinsätze auch in Österreich

Zu zahlreichen Einsätzen hat das kurze, aber heftige Unwetter am Mittwochnachmittag auch in Oberösterreich gesorgt. Am meisten betroffen waren laut Landesfeuerwehrkommando die Bezirke Braunau, Ried im Innkreis, Vöcklabruck, Wels-Land, Wels Stadt und Grieskirchen. Die Art der Einsätze reichte von blockierten Verkehrswegen durch umgestürzte Bäume über von Hagel und Sturm beschädigten Dächer, regionale Überflutungen und Vermurungen bis hin zu Personenrettungen. Insgesamt verzeichnete die Feuerwehr rund 400 Einsätze in nur vier Stunden. Rund 2300 Feuerwehrleute seien in der Spitze im Einsatz gewesen.

Mitarbeit: Ralf Enzensberger; Dieser Artikel wird bei neuen Erkenntnissen aktualisiert