200 Menschen geschmuggelt
Schlag gegen Schleuser-Banden in der Region - Mehrere Festnahmen

05.10.2021 | Stand 21.09.2023, 0:55 Uhr

In diesem Lkw-Auflieger mussten afghanische Migranten drei Tage lang ausharren. −Archivfoto: Bundespolizei

Gleich zwei Ermittlungserfolge gegen Schleuserbanden in der Region hat die Bundespolizei am Dienstag gemeldet. In einem Fall waren rund 200 Menschen geschmuggelt worden, nun gab es mehrere Festnahmen im Ausland.

Bei einem länderübergreifenden Großeinsatz in der rumänischen Stadt Timisoara waren am Dienstag mit Hilfe von Ermittlern aus Bayern 18 mutmaßliche Schleuser verhaftet worden. Die Afghanen würden beschuldigt, für höchst gefährliche Schleusungen von rund 200 Menschen verantwortlich zu sein, teilte die Bundespolizei in München mit. Noch ist unklar, ob die Strafverfolgung in Rumänien weiterläuft oder ob die Beschuldigten nach Deutschland ausgeliefert werden.



Die Geschleusten stammten dem Bericht zufolge vor allem aus Afghanistan und hatten für die Flucht teilweise mehrere Tausend Euro bezahlt. Sie mussten sich auf Lastwagen verstecken, um unbemerkt nach Deutschland zu gelangen. Die Ermittler sprechen von unmenschlichen Bedingungen während dieser Fahrten. Tagelang hätten die Menschen bei niedrigen Temperaturen ausharren müssen, zwischen der Ladung wie Paletten oder Baumstämmen. Für das Verrichten der Notdurft hätten sie allenfalls Plastikflaschen gehabt.

Nach tagelanger Fahrt auf A8 von Lkw gesprungen

Ermittlern aus Rosenheim und München waren ab November 2020 mehrere Schleusungen aufgefallen, die alle nach demselben Muster abliefen. Los ging es nachts auf Parkplätzen in Rumänien. Während die offenbar ahnungslosen Lastwagenfahrer dort schliefen, sollen die Flüchtlinge heimlich an Bord der Fahrzeuge geklettert sein. Nach oft tagelanger Fahrt nach Deutschland seien sie dann nahe Rosenheim im Bereich der Autobahn 8 von den Ladeflächen gesprungen, während der Fahrer pausierte oder sein Fahrzeug entlud.

Insgesamt hätten die Ermittler im Auftrag der Staatsanwaltschaft Traunstein Erkenntnisse zu rund 50 gleichartigen Fällen gesammelt, heißt es in der Mitteilung. Schließlich habe man im vergangenen Juni eine deutsch-rumänische Ermittlungsgruppe gebildet. Unter Beteiligung von Europol habe es nun diese konzertierte Polizeiaktion gegeben.

Internationale Schleuserbande in Nieder- und Oberbayern aktiv

Auch die Bundespolizei Passau berichtete am Dienstag von der Festnahme eines vierten mutmaßlichen Mitglieds einer international agierenden Schleuserbande. Die Beamten hatten dessen Wohnung in Altötting durchsucht.

Ausgangspunkt für das Ermittlungsverfahren war unter anderem die Festnahme eines Schleusers, als dieser im August drei irakische und einen syrischen Staatsbürger im Bereich Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn) illegal von Österreich nach Deutschland brachte. Nach weiteren Ermittlungen wurden am 6. September mehrere Wohnungen in Pfarrkirchen, Eggenfelden (beides Landkreis Rottal-Inn), Burghausen (Landkreis Altötting) und Freilassing (Landkreis Berchtesgadener Land) durchsucht und zwei mutmaßliche Mitglieder der international agierenden Schleuserbande festgenommen. Die im August und September festgenommenen Täter befinden sich seither in Untersuchungshaft.

− dpa/pnp