Regensburg
Zwillingsschwester von Maria Baumer als Zeugin im Mordprozess

22.07.2020 | Stand 12.10.2023, 11:54 Uhr

Barbara Fuchs, Zwillingsschwester von Maria Baumer, sitzt im Verhandlungssaal des Landgerichts. −Foto: dpa

Die Zwillingsschwester von Maria Baumer hat am Mittwoch vor dem Landgericht Regensburg im Prozess um deren gewaltsamen Tod als Zeugin ausgesagt.

Es war kein leichter Gang für die hochschwangere 34-Jährige – immer wieder fragte Richter Michael Hammer nach, ob sie eine Pause brauche. Maria Baumers Zwillingsschwester hielt tapfer durch, fast drei Stunden lang beantwortete sie die an sie gestellten Fragen.

Marias Schwester berichtete, dass man bis zum Abitur einen gemeinsamen Lebensweg beschritten hatte, dann habe sie selbst in Regensburg studiert, Maria habe in München einen Krankenpflegeausbildung gemacht, danach sei sie nach Bayreuth gegangen. Sie selbst habe dann während ihrer Abschlussprüfungen beim Angeklagten in Regensburg gewohnt. Danach wieder zu Hause in Muschenried im Landkreis Schwandorf, ehe sie fürs Referendariat nach Marktredwitz und dann nach Miesbach zog.

Die Schwestern hätten keine Geheimnisse gehabt, berichtete Barbara zum Verhältnis zu Maria. "Sie wusste schon, dass es mir schlecht geht, da hatte ich es selbst noch nicht begriffen", machte sie die enge Verbundenheit deutlich. Maria sei in Sorge gewesen, dass sie ihre neue Arbeit und das Ehrenamt als Landesvorsitzende der Landjugendbewegung nicht schaffen könnte, zudem machte ihr ein Gedächtnisaussetzer zu schaffen. Maria habe ihr gesagt, es sei komisch, wenn man sich nicht mehr auf den eigenen Kopf verlassen könne. Zudem stand eine Operation an, auch das belastete Maria. Medikamente habe sie so gut wie keine genommen – lediglich Schmerztabletten.

Maria litt an Endometriose

Maria litt an Endometriose, deshalb auch die anstehende OP. Auch die geplante Hochzeit beschäftigte Maria. Das meiste sei schon geplant gewesen, so ihre Schwester vor Gericht, einige Einladungen habe Maria wohl noch verteilen wollen. Das Paar habe diskutiert, welchen Nachnamen man nach der Hochzeit tragen wolle – "aber ich hatte nicht den Eindruck, dass das kriegsentscheidend ist".

Marias Schwester schilderte, wie sie die Tage nach dem Verschwinden Marias erlebt hat. Sie habe zusammen mit dem Angeklagten und auch ihrem damaligen Freund überlegt, wo Maria sein könnte. Man habe ihren Laptop durchsucht, die Kleidung sortiert und versucht, herauszufinden, was fehlt. Zweimal sei sie dann informiert worden, dass Maria bei ihrem Verlobten angerufen habe. Sie habe zunächst gesagt, in Nürnberg zu sein, in einem weiteren Gespräch soll sie mitgeteilt haben, nach Hamburg zu einem Studienkollegen zu fahren. Die Nachfrage bei Verwandten in der Nähe von Hamburg brachte keine neuen Erkenntnisse. Als Maria dann schließlich am Dienstag nach Pfingsten immer noch nicht wieder aufgetaucht war, habe man sich entschlossen, zur Polizei zu gehen.

Verlobten als "Teil der Familie" akzeptiert

Den Verlobten ihrer Schwester habe sie als "Teil der Familie" akzeptiert. Nach Marias Verschwinden sei die Bildung sogar noch etwas enger geworden, er sei immer wieder zu Besuch gewesen. Irgendwann sei ihm das zu viel geworden, er habe sich etwas distanziert. "Ich habe das sehr schade gefunden, er war ein enger Vertrauter, das hat gut getan", so die Zeugin. Nach dem Fund der Leiche und der Verhaftung habe es sporadisch Kontakt gegeben. Sie habe seine Meinung hören wollen. 2014 sei er zu ihrem Geburtstag in Muschenried gewesen und habe zusammen mit der Familie Marias Grab besucht. Im April 2015 habe es dann ein tTeffen gegeben, das durch die Polizei arrangiert worden war, dieses Gespräch wurde auch abgehört. Da habe sie den Angeklagten bereits nicht mehr als ihren Vertrauten angesehen.

Der Prozess wird am Montag, 27. Juli, fortgesetzt.