Uraufführung ab 15. November
Nackt an der Seele: Schnitzlers "Reigen" als Musical am Theater an der Rott

12.11.2018 | Stand 21.09.2023, 0:57 Uhr

Carolin Waltsgott und Markus Krenek spielen jeweils fünf Frauen und Männer auf der Suche. −F.: R. Rieger

Wie schnell man zum Beischlaf gelangt, hängt vom gesellschaftlichen Status ab. Dirne und Soldat reden nicht lang rum, zwischen Soldat und Mädchen ziert man sich schon etwas länger, der Aufwand der jeweiligen anbahnenden präkoitalen und der rechtfertigenden postkoitalen Kommunikation steigert sich vom Mädchen zum jungen Herrn, zur jungen Frau, zum Gatten, zum süßen Mädel, erreicht ein vergeistigtes Maximum bei Dichter, Schauspielerin und Graf – es schließt sich der Kreis im banalen Sex des Grafen und der Dirne. Ein Reigen eben.

Nach der Uraufführung 1920 am Kleinen Schauspielhaus Berlin wurden Theaterleiter und Darsteller vor Gericht gestellt, Arthur Schnitzlers "Reigen" steht für einen der größten Theaterskandale. Die Aufregung ums Stück ist heute nichtig, aber ewig gültig ist das Thema der Anbahnung von Erotik, des Begehrens, der Verfügbarkeit, Macht und Moral.

Der Akt selbst ist bei Schnitzler dezent durch Gedankenstriche ausgespart. "Es geht nicht darum, jemanden nackt auf der Bühne zu zeigen. Es geht darum, die nackte Seele zu zeigen", sagt Dean Wilmington, Leiter der Musiksparte am Eggenfeldener Theater an der Rott, der für das Haus das Musical "Der Reigen" geschrieben hat. Kommenden Freitag, 17. November, ist die Uraufführung.

Gespielt wird im intimen Studio des Theaters; die maximal 60 Zuschauer pro Vorstellung sitzen mitten im Geschehen an Tischen eines Nachtclubs zwischen Showbühne, Piano und Bar. Der Komponist Dean Wilmington befeuert vom Klavier aus das Geschehen. "Das Stück ist unglaublich clever geschrieben, ernst und zugleich unglaublich lustig", findet der Komponist, die Dialoge stehen für ihn im Zentrum, darum hat er sein erstes Musical nicht in eine Abfolge von Liedern und Duetten unterteilt, sondern weitgehend durchkomponiert. Die Musik "ist daran angelehnt, was man in so einem Club zu hören bekommen könnte", erklärt Dean Wilmington: Jazz, Pop, Funk und Latin sind die prägenden Stile im dem ca. 75 Minuten dauernden Musical, das von nur zwei Darstellern der Musicalsparte getragen wird: Carolin Waltsgott und Markus Krenek verwandeln sich in jeweils fünf Charaktere. Das Theater empfiehlt das Stück ab 16 Jahren. Nicht wegen des Sex, sondern wegen der "intensiven Energie".
•Vorpremiere: Do., 15.11. 19.30 Uhr. Premiere: Fr., 16.11., 19.30 Uhr. Danach: 17.11. (19.30 Uhr), 18.11. (17 Uhr), 23.11. (19.30 Uhr), 24.11. (19.30 Uhr), 25.11. (18.30 Uhr), 30.11. (19.30 Uhr), 1.12. (19.30 Uhr), 2.12. (17 Uhr), 7.12. (19.30 Uhr), 9.12. (18.30 Uhr), 29.12. (19.30 Uhr), 30.12. 17 Uhr.

•Karten unter 08721/1268980