Bogen/Pfelling
Niedrigwasser: Donau gibt Millionen Jahre alten Hungerstein von Pfelling frei

25.01.2020 | Stand 22.09.2023, 0:06 Uhr

Mahnmal für Missernte und Hungersnot: Beim Niedrigwasser 2018 kam der alte Stein im Flussbett zum Vorschein und bekam als Gravur die Jahreszahl 2018; die Handbürste daneben soll die Größe des Steins verdeutlichen. −Foto: Hermann Mayer

Hungersteine werden Felsen genannt, die bei extremem Niedrigwasser aus dem Wasser ragen. Sie waren einst Vorboten schlechter Zeiten, denn wenn die Flüsse wenig Wasser führten, drohten Dürre, magere Ernten und Hungersnöte.

Einen solch geschichtsträchtigen Zeugen gibt es auch in der Donau bei Pfelling (Landkreis Straubing-Bogen), einem kleinen Ort zwischen Bogen und Niederwinkling. Beim Niedrigwasser im Sommer 2018 wurde er sichtbar und bekam am 24. August 2018 die Jahreszahl "2018" eingraviert. Eine Informationstafel weist am Ufer auf seinen Standort hin.

"Wenn du mich siehst, dann weine"

Die Geschichte der Hungersteine reicht weit zurück - zum Beispiel kennt man eine Inschrift von 1417. Tradition haben sie vor allem an der Elbe und am Rhein. Neben der eingemeißelten Jahreszahl finden sich darauf oft auch Sprüche wie "Wenn du mich siehst, dann weine"; sie deuten auf drohende Hungersnöte hin. So stellen die Hungersteine eigentlich die erste meteorologische Chronik der niedrigsten Wasserstände in den trockensten Jahren dar.

Im heißen und trockenen Sommer 2018 kam also auch der bisher unbekannte Hungerstein bei Pfelling ans Tageslicht, "der uralte Zeuge des Donaurandbruches", berichtet der pensionierte Realschullehrer Hermann Mayer aus Bogen, der ein ausgesprochener Donauliebhaber ist und seit Jahrzehnten Wetteraufzeichnungen macht und Pegelstände verfolgt.

Mehr als sechs Meter Wasser über dem Stein

Auch der Sommer 2019 war heiß und extrem trocken, aber der Pfellinger Hungerstein ist nicht zum Vorschein gekommen. Doch seit vergangenen Herbst erinnert eine große, farbige Informationstafel auf dem Donaudeich an das verborgene Geheimnis im Fluss, an deren Gestaltung neben Hermann Mayer auch Franz-Xaver Six (Maibrunn) beteiligt war. Die Tafel steht bei Kilometer 2004.9 (die Kilometrierung der Donau beginnt an der Mündung, in diesem Fall also am Schwarzen Meer in Rumänien) am linken Donauufer, unweit der Stelle, wo der uralte Stein am Grund der Donau schlummert.
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