Regen
Beim Landfrauentag: Frühlingslaune und Tipps fürs Leben

19.03.2019 | Stand 19.09.2023, 6:38 Uhr

Beim Rundgang auf dem Ostermarkt des Landfrauentags: Die Referentin Helga Grömer (Mitte) zusammen mit dem Kreisbäuerinnen-Trio Elisabeth Kraus,Barbara Süß und Barbara Marchl. Ganz rechts Bezirksbäuerin Irene Waas. −Fotos: Fuchs

Der "Sepperltag" wurde im Regener Faltersaal am Dienstag kurzerhand (wieder) zum Feiertag erklärt – beim diesjährigen Landfrauentag des Bauernverbandes im Landkreis Regen.

"Es soll für uns Landfrauen ein Tag zum Durchschnaufen und zum Zusammenkommen sein", so formulierte es Barbara Süß, die zusammen mit ihren beiden Kolleginnen im Amt der Kreisbäuerin, mit Elisabeth Kraus und Barbara Marchl, den Tag organisiert hatte.

Das Beisammensein bei Kaffee und Kuchen war wie immer mit einem Frühlings- und Ostermarkt und einer Trachtenmodenschau kombiniert. Aber schon in Süß’ Begrüßung klangen auch ernste Töne an. Sie sprach den Brief an, den die Regener Kreisbäuerinnen an die BBV-Spitze geschrieben hatten, um ihren Unmut über die Neuordnung der Ausgleichszulagen deutlich zu machen.

Angesichts der enormen Einbußen der Bayerwald-Bauern vermissten diese in der großen BBV-Familie die Solidarität, sagte Süß, eine Solidarität, die die hiesigen Landwirte in der Gegenrichtung stets gezeigt hätten. Kreisobmann Roland Graf meinte in seinem Grußwort augenzwinkernd, Bezirksobmann Gerhard Stadler habe sich nicht hergetraut, weil ihn die erbosten Kreisbäuerinnen wohl "gefressen hätten".

Stadler hatte terminbedingt abgesagt, Bezirksbäuerin Irene Waas war aus Wallersdorf bei Landau gekommen. Sie schnitt in ihrem Grußwort das gleiche Thema an wie Landrätin Rita Röhrl: Das Platzproblem auf vielen Bauernhöfen. Wie die Landrätin erklärte, sind auf Höfen im Außenbereich maximal zwei Wohnungen zulässig – "hier muss das Baurecht überarbeitet werden, damit keine Generation ausziehen muss". Irene Waas wusste es aus eigener Erfahrung zu berichten: "Es ginge oft leichter, wenn man nicht so eng zusammenleben müsste".

Um dieses Thema ging es auch im Hauptreferat des Tages: "Zusammen leben und zusammen leben" hatte es Helga Grömer betitelt, die in der Ländlichen Familienberatung des Bistums Passau tätig ist. Die frühere Leiterin der Niederalteicher Landvolkshochschule stammt selbst von einem Bauernhof im Rottal und ist seit jeher tief drin in der Fragestellung, wie das Zusammenleben der Generationen auf einem Hof gelingen kann und wo die Schwierigkeiten liegen.

In vielen Hofübergabe-Seminaren und Einzelberatungen hat sie Hilfesuchenden geholfen. Auch den Zuhörerinnen und Zuhörern im Faltersaal legte sie vor allem ans Herz, den Blickwinkel zu wechseln – "wer Recht hat, das ist meistens eine Frage der Wahrnehmung". Vor allem habe man es auf dem Hof mit zwei Systemen mit zwei ganz unterschiedlichen Anforderungen zu tun: Mit dem Betrieb und der Familie. Hier sei es fatal, wenn keine klare Trennung geschehe: Im Betrieb geht es um Leistung, Erfolg, Effizienz, Strategie, in der Familie um Wertschätzung, Beziehung, Achtsamkeit. "Wenn sich alle ganz gerne mögen, ist das nicht unbedingt eine Gewähr für den Erfolg im Betrieb", sagte Grömer.

Aber gerade auf einem Bauernhof sei oft nicht geklärt: Redet jetzt da der Chef mit dem Mitarbeiter oder der Vater mit dem Sohn? Und gerade bei der Übergabe tauchten dann oft wieder alte Befindlichkeiten auf: "Ja, ja, ihr habt ihn immer schon lieber mögen als mich!"

Drei Grundbegriffe schlug Helga Grömer vor, um Konflikte zu zu vermeiden: Akzeptieren, respektieren, regulieren! Gerade die ältere Generation müsse akzeptieren lernen, dass es die Jungen vielleicht anders machen wollen, vielleicht später aufstehen und andere Lebensziele haben. Es gelte, die Lebensgewohnheiten anderer zu respektieren. Und es sei fatal, wenn es im Alltag auf dem Hof an Regeln und Absprachen fehle, betonte die Referentin.

Klare Kommunikation sei nicht zuletzt beim Thema Hof-Übernahme wichtig, diese Frage dürfe nicht ewig unausgesprochen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern belasten.

Freilich kann auch bei der Kommunikation einiges schieflaufen, wie Grömer anmerkte. Das Gespräch als "Kampfplatz", jeder in seiner Sichtweise gefangen, damit komme man nicht weiter. Auch hier helfe nur, auch einmal den Standpunkt des oder der anderen einzunehmen, aktiv zuzuhören. Und das "VW-Prinzip" zu beherzigen: Statt dem anderen ständig Vorwürfe zu machen, sei es sinnvoller, die eigenen Wünsche zu formulieren.

Bis heute, so erlebt es Helga Grömer immer wieder in ihren Beratungsgesprächen, sind viele – vermeintlich unverrückbare – Grundsätze fest in der bäuerlichen Welt verwurzelt. Erst kommt der Hof, dann die persönlichen Bedürfnisse; der Bauer kann nunmal nicht nach dem Lustprinzip arbeiten, der Hof gibt die Arbeit vor; Ansehen, Normen und Status sind wichtig. "Der Betrieb sitzt mit am Esstisch", so formulierte Grömer es, "der Betrieb geht sogar oft mit ins Bett".

Den vielen "Antreibern" müsse man aber die "Erlauber" gegenüberstellen, betonte die Referentin. Die Bäuerin (und der Bauer) darf auch mal das Tempo drosseln, sich gar Pausen gönnen. Sie darf sich Hilfe erbitten. Und sie darf den Anspruch aufs Perfekt-Sein kontern mit dem Satz: "Ich mach es so gut wie ich kann."

Bettina Limbeck am Akkordeon lockerte den Nachmittag musikalisch auf. Sie wurde abgelöst von den jungen Musikanten der "Biei-Blech-Blosa". Margaretha Rambold-Wittenzellner von der Regener Hauswirtschaftsschule hatte mit ihren Schülerinnen die Dirndl-Modenschau organisiert. Im Nebensaal gab es beim Frühlings- und Ostermarkt Gestecke, Kränze und Dekoratives zu kaufen, Osterkerzen, ebenso Silberschmuck und Eine-Welt-Waren.

− jf