Bischofsmais
Hilfe fürs Moor: Spundwände stoppen den Wasserabfluss

07.06.2018 | Stand 20.09.2023, 0:45 Uhr

Harald Urmann (links) und Markus Sippl vom Forstbetrieb Sippl aus Philippsreut am Bagger-Steuer setzen eine Spundwand in einem alten Entwässerungsgraben. − Foto: Fuchs

Cornelia Siuda muss schon ein bisschen suchen, um dem Team vom Regionalfernsehen seinen Wunsch erfüllen zu können. Die Moor-Expertin zupft ein grün-braunes Büschel aus dem Boden und hält es vor die Kamera. Sphagnum magellanicum heißt die Pflanze, die auf der Oberbreitenau immer seltener wird. Warum Siuda zur Rettung des Torfmooses ausgerechnet einen Bagger ins hochempfindliche Moor schickt, das wurde am Mittwoch den Medien erläutert.

Das Moor trocknet immer weiter aus, nachdem schon vor Jahrzehnten Fichtenanpflanzungen und vor allem Entwässerungsgräben zur gezielten Entwässerung angelegt worden waren. Die Fichten sind schon wieder weitgehend verschwunden, jetzt wollen Landschaftsökologin Siuda und der Forstbetrieb Sippl aus Philippsreut aktiv den Wasserabfluss drosseln.

Als Grundbesitzer hat der Staat, genauer: der Staatsforstbetrieb Bodenmais die Maßnahmen in die Wege geleitet und dafür 15000 Euro ausgegeben. Jetzt werden 300 Quadratmeter an Spundwänden aus Tannenholz eineinhalb Meter tief in den Boden gedrückt, um die unterirdischen Wasserströme zu unterbrechen.

Aus der Chiemseegegend hat man 200 Kubikmeter Torf antransportiert, um alte Entwässerungsgräben zu verfüllen, wie Forstbetriebsleiter Jürgen Völkl erklärt. Das Ziel: Der verbliebene Kern des Moores, knapp 40 Fußballfelder groß, soll sich wieder stärker mit Wasser vollsaugen. Dafür sorgt das Torfmoos, das Wasser speichert, Biomasse in den Boden einlagert und bei der Erzeugung von Torf große Mengen Kohlendioxid bindet, die bei der normalen Verrottung klimaschädlich in die Atmosphäre gehen würden.

Erst ab den 1990er Jahren wurde der ökologische Wert der Moore wahrgenommen, es gab auf der Oberbreitenau kleinere Rettungsversuche. Durch Windwurf und Fällung wurde der Fichtenbestand spärlicher. Bald darauf wurde die Oberbreitenau als FFH-Gebiet ausgewiesen.

Cornelia Siuda betreibt in Kottgeisering in Oberbayern ein Planungsbüro für derartige Renaturierungsmaßnahmen. Die Ausgaben bekommt der Forstbetrieb als besondere Gemeinwohlleistungen größtenteils aus dem Staatshaushalt erstattet.

Was erwartet sich Cornelia Siuda von den Maßnahmen? "Die Austrocknung lief langsam über Jahrzehnte", sagt sie, "genau so langsam wirken die Gegenmaßnahmen." Die jetzt dicht wachsenden Heidelbeersträucher sind ein Anzeiger für Trockenheit, sie werden weniger, wenn das Torfmoos wieder an Aufwuchs zulegt. Ein Nässe-Zeiger ist neben vielen anderen spezialisierten Pflanzenarten das Wollgras, dessen weiße Büschel bald wieder häufiger zu sehen sein werden. "Wir werden hier nie in einem grundlosen Moor versinken", betont Siuda, "aber ohne Gummistiefel geht’s dann nicht mehr."

− jf