Waldgeschichtliches Museum St. Oswald
Unverschönt poetisch: Martin Waldbauer fotografiert die "Hoamad"

02.06.2018 | Stand 20.09.2023, 23:22 Uhr

Bild aus der Serie "Sturmholz": Studie III 2017. −Repros: Blachnik

Handwerk, Negative, Dunkelkammer – das sind Begriffe, die heute kaum noch mit Fotografie in Verbindung gebracht werden. Martin Waldbauer hat sich im Alter von 26 Jahren von der Digitalfotografie abgewandt und auf die handwerkliche Lichtbildnerei zurückbesonnen. Seit fünf Jahren gestaltet und fertigt er aus Schwarzweiß-Negativen Unikate, aufgenommen mit Mittel- und Großformatkameras. Eine Auswahl seiner analogen Fotografien ist nun in der Nationalparkgemeinde St. Oswald zu sehen.

Wie aus einer vergangenen Zeit wirken seine Handabzüge auf Barytpapier auch dadurch, dass er sie braun tönt. Menschen, der Mensch in seinem Lebensumfeld und die Landschaft in seiner Heimat sind die drei Motivbereiche, die Martin Waldbauer in seiner Ausstellung "Hoamad/Heimat. 2013–2018" im Waldgeschichtlichen Museum zeigt.

Porträtierte Erwachsene schauen ihm direkt in die Kamera, den Bildbetrachter unverwunden an. Arbeiter zeigen Gesichtsfalten, Bartstoppeln und Schlupflieder, die ihre dunklen Augen einhausen wie die Walmdächer von Böhmerwaldhöfen. Auch einer im Sterben liegenden Austragsbäuerin belässt Waldbauer ihre Würde, fokussiert mit der Kamera auf ihre Hände, sodass die Frau und ihr am Kissen ruhendes Gesicht nur verschwommen zu sehen ist. Mystisch und erzählerisch wirken seine Langzeitserien "doifa Woid" und "Waldlicht". Darin nimmt ein Mensch Kontakt mit dem Wald auf, fügt sich ein bis hin zum Verschmelzen mit der Natur. Ähnlich sphärisch hat Waldbauer, der in der Nähe von Hauzenberg im vorderen Bayerischen Wald lebt, auch Windwurfflächen von 2017 abgelichtet. Sein "Sturmholz" sind verbogene dünne Überhälter im Morgennebel, die Zerbrechlichkeit und stilles Leiden ausdrücken.

Bis 7. November im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald (Untergeschoss), Klosterallee 4; geöffnet Di.–So. 9-17 Uhr, Eintritt frei

Mehr zum Thema lesen Sie am 2. Juni im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.