Plattling
Bürgermeister Erich Schmid im großen Interview: "Das MoMo ist die Zukunft"

04.01.2019 | Stand 18.09.2023, 3:22 Uhr

Bürgermeister Erich Schmid nahm sich eine gute Stunde Zeit, um mit den Redakteuren der Plattlinger Zeitung über die Zukunft der Isarstadt, aber auch wichtig gesellschaftliche Themen wie den Klimawandel oder einen um sich greifenden Hass auf Politiker zu sprechen. −Foto: Häusler

Im großen Interview mit der PZ erklärt Bürgermeister Erich Schmid unter anderem, warum er im Urlaub lieber Kanaldeckel als Triumphbögen fotografiert, ihm das Thema Ökologie so wichtig ist und der geplante Campus für die Zukunft Plattlings eine so entscheidende Rolle spielen wird.

Herr Schmid, wenn Sie mit Ihrem Hund durch die Straßen Plattlings spazieren, sehen Sie die Stadt dann stets aus dem Blickwinkel des Bürgermeisters?
Erich Schmid: Ja, man kann das Bürgermeisteramt und die Verantwortung nie ablegen. Solange man sich in der eigenen Stadt bewegt, schaut man natürlich immer genau hin. Meine Frau sagt: "Mit dir kann man auch nicht ins Ausland fahren." Andere fotografieren Triumphbögen, ich Kanaldeckel (lacht). Ich liebe zum Beispiel die filigran gearbeiteten Versickerungsanlagen in Italien an diesen marmorgedeckten Plätzen. Also bei solchen Sachen bist du immer Bürgermeister. Das werde ich auch in der Pension sicher nicht ganz ablegen können, denke ich.
Nun spazieren Sie nicht nur mit Ihrem Hund, sondern radeln auch immer wieder durch Plattling. Was fällt Ihnen dabei auf?

Schmid:
Sicherlich gehen mir noch Radwege ab, insbesondere in der Innenstadt. Der Stradtrat weiß eigentlich schon, wie er die Wege gestalten will. Aber solange die Ortsumgehung noch nicht fertig ist, können wir das nicht angreifen. Wir haben aber trotzdem sehr viele Radwege gebaut und das genieße ich schon auch persönlich, wenn ich unterwegs bin. Gerade sind wir dabei, den Lückenschluss in Richtung Straubing herzustellen. Was uns immer noch fehlt, ist der direkte Zugang über die Scheiblerstraße.
Woran scheitert es?
Schmid: Das ist aktuell ein Streitpunkt mit Deggendorf. Im Zusammenhang mit der Ortsumgehung und der dritten Autobahnausfahrt haben wir eigentlich eine Vereinbarung geschlossen, dass wir die Scheiblerstraße in Zusammenarbeit mit dem Landkreis ausbauen und dann eventuell dort einen Geh- und Radweg anschließen. Meiner Meinung nach ist das Rad das ideale Fortbewegungsmittel, vor allem, wenn sich das Klima weiterhin so verändert, und wir stabilere Sommer bekommen. Wir haben zum Beispiel vor, städtische Baugrundstücke neben ortsansässigen Plattlingern künftig auch bevorzugt Menschen anzubieten, die bei uns arbeiten, und diesen dadurch die Möglichkeit einzuräumen, günstig und ökologisch sinnvoll zu ihren Arbeitsplätzen zu kommen.
Diesen ökologischen Aspekt haben Sie zuletzt häufiger angesprochen, bei ganz unterschiedlichen Themen. Wie wichtig ist Ihnen dieser Punkt?
Schmid: Meiner Meinung nach wird er immer wichtiger. Und wer im Sommer in der Münchner Innenstadt war und die Temperaturen mit den Plattlinger Werten verglich, stellte Unterschiede von vier bis fünf Grad Celsius mehr fest. Das ist für das Wohlbefinden der Menschen schon entscheidend. Deswegen bin ich auch kein großer Freund von Baumfällaktionen. Wenn wir im Stadtinneren Bäume haben, dann verändern wir unser Klima positiv. Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass die Sommer so heiß werden wie der vergangene. Zwar nicht jeder, aber immer öfter. Und da ist natürlich so eine ökologische Ausrichtung schon wichtig. Früher hat keiner über das Kühlen der Luft nachgedacht, jetzt muss man das.
Wie entgegnen Sie eigentlich MoMo-Kritikern, die sagen, das geplante Forschungszentrum sei nur ein sündhaft teures Projekt für die Elite?

Schmid: Das MoMo ist die Zukunft. Städte müssen darauf achten, dass sie Möglichkeiten schaffen, auch an der künftigen Entwicklung teilzunehmen. Die Urproduktion ist die eine Seite – aus Rübe mach Zucker, aus Holz mach Papier. Doch mit der Digitalisierung wird sich viel verändern. Und ich denke, wir werden im neuen Jahr wohl den ersten Erfolg verkünden können, noch bevor das MoMo steht. Es will sich ein weltweit agierendes Unternehmen ansiedeln, welches das Forschungszentrum nutzen möchte – ein Betrieb, der viele Arbeitsplätze mit Zukunft in Plattling schaffen wird.
Das gesamte Interview mit Bürgermeister Schmid lesen Sie am Samstag, 5. Januar, in Ihrer Plattlinger Zeitung.