Plattling
Zwei Kutscher und ein Kiberer

10.09.2018 | Stand 18.09.2023, 3:05 Uhr

Am Nibelungendenkmal im österreichischen Pöchlarn suchten Karl Ziegler (r.) und sein Kompagnon vergeblich das Plattlinger Stadtwappen. Dies war jedoch die einzige Enttäuschung, die sie während ihrer Tour erlebten.

Erhofft haben sich Kutscher Karl Ziegler (64) und sein Kompagnon Nico Wolf (15) dieses Andenken gewiss nicht. Doch nach ihrer zwölftägigen Reise mit dem Planwagen, gezogen von zwei Pferden von Plattling nach Krems, lacht das Duo über die "Organstrafverfügung", ausgestellt von der Bezirkshauptmannschaft Linz-Land. "Die kommt auf jeden Fall ins Erinnerungsalbum", sagt Ziegler auf seiner Veranda sitzend.

Organstrafverfügung? Eine solche stellt ein Polizist in Österreich, dort Kiberer genannt, aus, sobald jemand eine Ordnungswidrigkeit begeht. Begangen im wortwörtlichen Sinn stimmt im Fall der Plattlinger Kutscher aber nicht. Sie sind schließlich gefahren − und zwar auf einer Schnellstraße bei Linz. 20 Euro hat das unabsichtliche Vergehen gekostet. Das Portemonnaie ist um einen Schein leichter, Zieglers Anekdoten-Kiste dafür um einen Schatz reicher: "Wir fahren also die Nibelungenstraße entlang und ich sag’ noch: ,Nico, kennst’ dich aus?‘" Der nickt. Und so ziehen die beiden Wielkopolski-Pferde den vollgepackten Planwagen durch einen 780 Meter langen Tunnel. "Polizei und Sanka rauschen an uns vorbei. Da habe ich mir noch gedacht – passt schon so", erzählt der erfahrene Kutscher. Das Gespann meistert den nächsten Tunnel: 101 Meter lang. Die Hufeisen klappern auf dem Asphalt, noch einen Tunnel lassen die Reisenden hinter sich. "Dann winkt uns ein freundlicher Herr in Uniform..."

Diese Erlebnisse sind es, die Karl Ziegler gerne in Erinnerung behält und mit anderen teilt. Deshalb unternimmt er mehrtägige Reisen mit seinen Pferden: 2017 nach Scharnitz, 2018 nach Krems, 2019 vielleicht donauaufwärts. "Das steht noch nicht fest." Doch Nico Wolf, der junge Begleiter, plant schon fleißig. "Mir gefällt es, wenn Jugendliche wie Nico Interesse an einem Thema haben. Dann muss man ihnen aber auch Möglichkeiten bieten", sagt Karl Ziegler.
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