Die kroatische Familie Boban hat ein englisches Familienmitglied. Es ist drei Jahre alt, heißt Elli, und ist auch am Tag nach dem Ausscheiden ihrer Landsleute bei der Fußball-WM gegen eben jene Kroaten hörbar angefressen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Elli ist ein Yorkshire Terrier. Als der Reporter den Garten der Bobans in der Landauer Straße betritt, hört das Hündchen – klein von Größe, aber groß bei der Lautstärke – mit dem Kläffen gar nicht mehr auf. "Sie hat zu England gehalten und ist jetzt sauer", sagt Vater Goran und lacht schallend. Keine Frage, die Stimmung bei den Bobans ist seit dem Finaleinzug mit einem Sieg über das Mutterland des Fußballs hervorragend.
"Ich habe kaum geschlafen", erzählt Goran Boban. Zu aufgedreht war der 46-Jährige noch nach dem Halbfinal-Sieg und dann musste er auch schon um 5 Uhr bei BMW in Dingolfing antreten. Frühschicht – wie ungünstig nach so einem historischen Triumph. Zum Glück schenkt Gattin Renata gerade mit einer großen Kanne Kaffee aus. "Das ist aber kroatischer", warnt sie den Reporter. "Der ist richtig stark."
Richtig stark ist auch, was das kleine Kroatien mit seinen nur 4,2 Millionen Einwohnern bei dieser WM geleistet hat. "Wir wollten eigentlich nur die Vorrunde überstehen", ist sich die kroatische Runde im Garten der Bobans einig. "Das haben wir nämlich seit 1998 nicht mehr geschafft." Vor 20 Jahren kamen die Kroaten rund um Davor Šuker, den Torschützenkönig des Turniers, bis ins Halbfinale, schalteten dabei die Deutschen sensationell mit 3:0 aus. Ausgeschieden sind die Kroaten dann 1998 doch noch. Äußerst knapp mit 1:2 im Halbfinale gegen, richtig, Frankreich – den Finalgegner vom Sonntag. "Wir wollen die Revanche unbedingt", sagt Goran Boban. Dass das gegen les Bleus äußerst schwierig wird, ist dem 46-Jährigen auch klar. Schließlich mussten die Blauen nicht wie die Kroaten dreimal in der Verlängerung und hätten obendrein sehr starke Spieler. "Aber wir haben Herz, damit kannst du alles erreichen", ist Goran Boban überzeugt.
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