Plattling
Auf Tour mit dem ambulanten Pflegedienst

28.05.2018 | Stand 18.09.2023, 2:50 Uhr

Christine Sturm überreicht einem Patienten seine Tabletten. Das ist nur eine von vielen Aufgaben, die sie während ihrer Tour übernimmt. − Foto: Cavar

Christine Sturm aus Stephansposching (Landkreis Deggendorf) betreut alte und behinderte Menschen in ihrem Zuhause. Die Heimatzeitung begleitet sie auf einer Tour.

15.30 Uhr. Christine Sturm schließt die Haustür auf. Ein muffiger Geruch nach Hühnerstall schwallt ihr aus dem niedrigen, dunklen Flur entgegen. Wo der Mief herkommt? Sie hat keine Zeit, dem auf den Grund zu gehen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Das kleine Haus im Stadtgebiet von Plattling ist lediglich für die nächsten drei Minuten ihr Arbeitsplatz. Am Esstisch in der Küche wartet schon ihr erster Patient des Tages. 16 weitere wird die ambulante Pflegerin der Caritas Sozialstation St. Vinzenz an diesem Tag noch besuchen.

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Es hätte keine andere Pflegerin sein können. Stefan Ritter* hat Christine Sturm an der Art erkannt, wie sie auf der anderen Straßenseite die Autotür ihres Dienstwagens zugeschlagen hat. Er mag blind sein, sein Gehör erreicht dafür offenbar das Level einer Fledermaus. Sie begrüßt ihn mit einem freundlichen "Hallo", er erwidert mit einem knappen "Servus".

Dann macht sich Christine Sturm an die Arbeit, holt die Medikamente ihres Patienten aus der Packung. "Soll ich noch ein Brot herrichten?" "Nein." "Okay." Kein Smalltalk heute. Stefan Ritter nimmt die Tabletten, die Christine Sturm ihm auf den Tisch stellt, spült sie mit einem Schluck Wasser runter und bedankt sich. "Dann ham‘ mas scho", sagt Christine Sturm. Auf zum nächsten Patienten.

Eigentlich wollte sie sich um Pflanzen kümmern

Schnell rein und wieder raus – so einfach ist es beim ambulanten Pflegedienst nicht immer. Christine Sturm hat sich auf einen langen Arbeitstag eingestellt. Ihre schulterlangen blonden Haare hält sie mit einem Pferdeschwanz von ihrem Gesicht fern. Die türkisfarbenen Sneaker passen zwar nicht zu ihrem Caritas-roten Hemd und weißen Caprihosen, dafür sind sie bequem. Und das müssen sie sein. Bis auf die kurzen Autofahrten ist die 29-Jährige ständig auf den Beinen.

Seit zwei Jahren arbeitet Christine Sturm in der ambulanten Pflege. Davor pflegte sie Menschen im Altersheim. Dabei wollte sich die Stephansposchingerin ursprünglich um ganz andere Lebewesen kümmern: um Pflanzen. Sie hat sogar eine Ausbildung als Gärtnerin abgeschlossen. Doch sie bekam keine Stelle – und ist mittlerweile froh drum. Als Altenpflegerin fand sie ihren Traumberuf. "Es wird einem so viel zurückgegeben von den Leuten", sagt sie. Bei ihr klingt es nicht wie ein Spruch aus einer Broschüre. Sie ist fest davon überzeugt.
*Namen von der Redaktion geändert.

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