Seit einigen Wochen weht vor allem abends immer mal wieder ein unangenehmer Geruch durch Plattling. Auch in der Innenstadt ist der zu riechen, sodass dem einen oder anderen Kunden trotz strahlendem Sonnenschein die Lust auf ein Eis wohl vergangen ist. Stadtrat Mustafa Yilmaz (SPD) hat das Thema in der Sitzung am Montag, 14. Mai, angesprochen.
Für Bürgermeister Erich Schmid war das jedoch nichts Neues, er kennt auch die Ursache: die Südzucker AG. "Die neue Kläranlage funktioniert nicht so wie sie soll", teilte der Rathauschef dem Gremium mit. Und das schon eine ziemliche Weile. In der Woche vor Ostern habe Schmid das erste Mal Kontakt mit der Südzucker AG aufgenommen. Seitdem sei es aber eher schlechter als besser geworden.
Südzucker-Werkleiter Wolfgang Vogl bestätigte auf Nachfrage der Heimatzeitung, dass es momentan Probleme mit der neuen aeroben Kläranlage gebe. Man habe erst im vergangenen Jahr fünf Millionen Euro investiert, um die Abwasserreinigung im Plattlinger Werk zu erneuern. Als die Anlage in Betrieb genommen wurde, habe zunächst auch alles einwandfrei funktioniert. Die neue Anlage arbeitet unter anderem mit Luftzufuhr, die die Bakterien brauchen, um zu arbeiten. Schließlich hätten sich aber fädrige Bakterien gebildet, die einen Durchfluss verhindern. Bis die Anlage wieder optimiert wurde, habe man das Abwasser also zwischenlagern müssen. "Das warme Wetter ist dann noch dazugekommen", so Vogl. Durch den abrupten Temperaturanstieg hätten alle Bakterien auf einmal zu arbeiten begonnen.
Momentan verarbeite man das restliche Abwasser der vergangenen Rübenkampagne schrittweise. Bis alles aufgebraucht ist, dauert es allerdings noch zirka drei Wochen, schätzt Wolfgang Vogl. Mit Unterstützung durch interne Spezialisten und dem Anlagenhersteller versuche Südzucker, eine Lösung zu finden. "Wir machen da draußen alles, was geht", betont er. Versprechen könne er aber nicht, dass der Geruch schon vorher eingedämmt werden könne. Das Informationsverhalten von Südzucker findet Bürgermeister Erich Schmid "nicht vorbildlich, nicht fair". Er ist der Meinung, es sei eine Entschuldigung seitens des Unternehmens angebracht. "Südzucker muss das jetzt in den Griff bekommen", fordert er. Ansonsten müsse man sich als Stadt auch einmal Gedanken über eine Überprüfung und ein neues Gutachten machen. Diese Warnung stößt bei Wolfgang Vogl auf Gelassenheit: "Die Anlage ist genehmigt. Wenn es zu einer Überprüfung kommt, dann ist das okay." Er betont aber, dass hinter der momentanen Situation keine Absicht stecke.
− cor
