Osterhofen/Passau
Ankerzentrum Osterhofen: Vater durfte kleinen Sohn nicht besuchen

25.05.2019 | Stand 18.09.2023, 3:43 Uhr

Abdulai Tholley ist gut in Passau angekommen. Doch um seine Freundin und seinen Sohn muss er sich ständig Sorgen machen. −Foto: Schaper

Abdulai Tholley lebt und arbeitet in Passau. Der Flüchtling aus Sierra Leone ist frischgebackener Vater - seinen Sohn aber, der mit seiner Freundin im Ankezentrum Osterhofen lebt, darf er zunächst nicht besuchen. Erst auf Druck wurde mittlerweile die Erlaubnis erteilt. Die Probleme aber bleiben.

Kurz muss Abdulai Tholley zu Boden sehen. Sein Handy hält er fest umklammert. Seine Freundin Amina Kanu hat ihn wieder angerufen, ihm von ihren Problemen erzählt. Momentan ist das Telefon die einzige Möglichkeit für das Paar aus Sierra Leone, miteinander in Kontakt zu bleiben. Dabei ist letzte Woche Dienstag ihr gemeinsamer Sohn zur Welt gekommen. Abdulai Tholley (20) konnte ihn noch immer nicht besuchen. An der Tür zum Anker-Zentrum Osterhofen (Landkreis Deggendorf), wo seine Freundin (19) mit dem Neugeborenen untergebracht ist, wurde er vergangene Woche abgewiesen. Nur den Kinderwagen durfte er abgeben. Mithilfe von Stephan Reichel, Kurator und Geschäftsführer von Matteo – Kirche und Asyl e. V., hat er inzwischen eine Besuchserlaubnis erhalten. Doch seine Probleme sind damit noch längst nicht behoben. "Ich mache mir nur noch Sorgen", sagt Tholley.

Der 20-Jährige will seine Freundin selbst unterstützen und sich um seinen Sohn Abubakarr kümmern. Doch momentan kann er sie nicht einmal besuchen. Daran ändert auch seine mittlerweile erteilte Besuchserlaubnis nichts. Er lebt in Passau und macht dort eine Ausbildung zum Gärtner. Er verdient sein eigenes Geld, doch es reicht nicht aus, um sich regelmäßig das Zugticket nach Osterhofen leisten zu können. Er hat schon einen Kinderwagen und Windeln gekauft, jetzt reicht das Geld kaum mehr für Essen. "Ich kann erst Ende des Monats hinfahren. Wenn ich mein Gehalt bekomme."

Regierung verteidigt Vorgehen

Auf PNP-Anfrage äußerte sich eine Sprecherin der niederbayerischen Regierung schriftlich dazu, warum Tholley nicht ins Anker-Zentrum gelassen wurde: "Um ordnungsgemäße Abläufe und eine für alle Bewohnerinnen und Bewohner akzeptable Unterbringung zu gewährleisten, können Besuche in Anker-Einrichtungen nicht vorbehaltlos zugelassen werden." Zurzeit lebten in Osterhofen 115 Personen. Es heißt weiter: "In besonderen Ausnahmefällen kann eine Besuchserlaubnis erteilt werden."

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