Fischerdorf
"Wie bei einem Tornado"

02.02.2020 | Stand 18.09.2023, 4:18 Uhr

Das Dach des Fischerdorfer Umspannwerks – nach seinem Flug über den Damm und der Landung in einem Weiher. −Foto: Roland Binder

Der heftige Sturm in der Nacht zum Sonntag hat vielen Bürgern in Stadt und Landkreis eine kurze Nacht beschert. Im Deggendorfer Stadtgebiet war vor allem Fischerdorf betroffen. Dort schlug die Naturgewalt eine Schneise, die von der Hauptstraße bis in die Isarstraße reichte. Dass sich Anwohner an einen Tornado erinnert fühlten, konnte man mit einem Blick auf das Umspannwerk nachvollziehen: Der Sturm hatte das komplette Dach abgehoben. Es flog meterweit über den Damm und landete in einem Weiher. Weil sich Teile auch in der Anlage selbst verfingen, waren Fischerdorf, Natternberg und Rettenbach zeitweise ohne Strom.

Ab 1 Uhr rappelte es gewaltig im Karton. "Wir sind im Bett gestanden. Das war beängstigend. Man hat gehört, dass alles davonfliegt – wie bei einem Tornado", berichtet Sebastian Sterr, dessen Haus in der Fischerdorfer Isarstraße nur ein Acker vom Umspannwerk trennt. Teile des Dachs seines Hauses wurden ebenfalls abgedeckt; bis Mittag hatte der Familienvater wieder alles einigermaßen in Ordnung gebracht. "Jetzt rücke ich dann mit der Feuerwehr aus" – Sterr ist Maschinist bei der Fischerdorfer Truppe. Auch Anwohner der Hauptstraße hatten Sturmschäden zu beklagen. Peter Plödereder etwa, der in der Nacht vom Sturm geweckt wurde. "Man hat es gehört und man hat es gemerkt, weil plötzlich der Strom weg war", erzählt er. Als es hell wurde, sah er das Malheur an seinem Haus. Auf etwa zehn Quadratmetern hatte es das Dach erwischt. Auch hier war die Feuerwehr schon mit der Drehleiter vor Ort.

Den besten Eindruck über die Gewalt dieses Sturms auf Fischerdorfer Gebiet konnte sich verschaffen, wer beim Umspannwerk vorbeischaute. Kein Dach weit und breit. Das Technische Hilfswerk hatte das Gebäude nachts notdürftig mit einer Plane abgedeckt. Was vom eigentlichen Dach übrig geblieben war, fand sich einige Meter weiter in einem Weiher hinter dem Damm, in dem Blech und zerstörte Holzteile schwammen. Kurz vor 1 Uhr hatte den Notdienst der Stadtwerke die Nachricht von einem Stromausfall erreicht. Technischer Leiter Siegfried Riesinger war schnell vor Ort. Weil Teile des Daches in Leitungen und im Trafo der 110000-Volt-Anlage gelandet waren, hatte es einen Kurzschluss gegeben. Das Bayernwerk in Dachau schaltete auf eine andere Leitung um. Etwa eineinhalb Stunden später gab es wieder Saft.

In der Stadt und Teilen des Landkreises hatten die Feuerwehren ansonsten überwiegend mit Bäumen zu kämpfen, die über Straßen lagen – oder über Schienen wie auf der Bahnstrecke zum Sägewerk Schwaiger. Die ganze Nacht rissen die Alarmierungen "Baum über Fahrbahn" nicht ab. Laut Kreisbrandinspektion waren neben Fischerdorf und Natternberg folgende Feuerwehren im Sturmeinsatz: Deggenau, Deggendorf,Schöllnach, Taiding, Hirschberg, Mietraching, Michaelsbuch, Moos, Grafling, Pankofen, Auerbach, Riggerding, Hengersberg und Frohnstetten.

Wie hoch der Sachschaden ist, lässt sich noch nicht abschätzen. Doch die wichtigste Nachricht dieser Sturmnacht lautet: Nach bisherigen Erkenntnissen ist niemand verletzt worden.

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