Deggendorf
Christophorus-Medaille für Lebensretter

22.01.2020 | Stand 18.09.2023, 4:17 Uhr

Regierungspräsident Rainer Haselbeck händigte Marco Arndt bei einer Feierstunde in Landshut die Christophorus-Medaille aus. −Foto: Regierung von Niederbayern

Helfen oder nicht? Diese Frage stellte sich Marco Arndt nicht, als im Juli 2018 auf der Bundesstraße 11 bei Kleintiefenbach vor seinen Augen ein Unfall passierte. Der Wagen eines Ehepaares landete im Kohlbach, die beiden Insassen drohten zu ertrinken. Zusammen mit acht weiteren Rettern zog der 32-jährige Mietrachinger das Paar aus dem Wrack. Dafür gab’s gestern in Landshut von Regierungspräsident Rainer Haselbeck die Christophorus-Medaille.

Marco Arndt ist Krankenpfleger in einer Einrichtung für Menschen mit einer geistigen Behinderung in Kollnburg. Er ist in Erster Hilfe fit und behält bei gesundheitlichen Notfällen die Nerven. Bei einem Verkehrsunfall aber als Helfer gefragt zu sein, das sei noch einmal eine andere Nummer. "Ich hab’ gedacht, ich bin in einem anderen Film", berichtet der Mietrachinger von seinen Erlebnissen am Abend des 21. Juli 2018. Arndt war kurz nach 20 Uhr auf dem Weg zur Arbeit: "Ich denk’ mir nix. Da fliegt auf der 11er plötzlich links vor mir ein Auto durch die Luft." In dem Wagen saß ein Ehepaar aus Reisbach, das auf der Heimfahrt von einem Ausflug ins Schwellhäusl war. Bei Kleintiefenbach in der Gemeinde Grafling kam der Pkw von der Straße ab, stürzte über die Böschung und blieb auf dem Dach im Kohlbach liegen. Der Fahrer war bewusstlos und die Ehefrau musste hilflos zusehen, wie der Wagen mit Wasser voll lief, weil sie weder Türen noch Fenster öffnen konnte. "Sie wären wohl beide ertrunken", erinnert sich Marco Arndt. Er zögerte keine Sekunde, sprang über die Leitplanke und half. Zusammen mit anderen drehte er das Auto, befestigte ein Abschleppseil und hebelte den Wagen in die Seitenlage. Ersthelfer Daniel Obermaier aus Wallerfing und der Graflinger Feuerwehrmann Frank Locklair stiegen über den Kofferraum ins Innere und retteten die Verletzten. "Am Schluss waren es bestimmt 15 Leute, die geholfen haben", sagt Marco Arndt. Neben Arndt halfen Frank Locklair, Daniel Obermaier, Christian Schauer, Katharina Buchinger, Mathias Merkler, Herbert Saller, Walter Schweikl und Ulrich Stadler. Ihnen hatte Ministerpräsident Markus Söder vergangenes Jahr in München bereits die Christophorus-Medaille verliehen. Weil der Mietrachinger diesen Termin nicht wahrnehmen konnte, wurde die Verleihung an ihn am Mittwoch in Landshut nachgeholt.

− mic

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