Hengersberg/Außernzell
Denkmäler für den Umbruch

08.09.2019 | Stand 25.10.2023, 11:18 Uhr

Im schlichten Bau der Hengersberger Friedenskirche führte Kreisheimatpfleger Florian Jung in das Thema ein. −Fotos: Manuel Birgmann

Die Friedenskirche von Hengersberg oder die Pfarrkirche von Schöllnach gehören nicht gerade zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landkreises. Trotzdem sind sie in ihrer klaren Formensprache und Funktionalität ein Ausdruck ihrer Zeit. Sie geben als Monument Zeugnis von den Menschen und den Verhältnissen, die sie geschaffen haben – in diesem Fall das Deutschland zur Nachkriegszeit. Das haben am Sonntag beim Tag des offenen Denkmals zum Thema "Modern(e): Umbrüche in Kunst und Kultur" Kreisheimatpfleger Florian Jung, Wissenschaftsminister Bernd Sibler und Landrat Christin Bernreiter in ihren Ansprachen bei der Eröffnung in der evangelischen Kirche Hengersberg verdeutlicht.

Evangelische Christen waren in der Region lange Zeit die große Ausnahme, 1864 waren gerade einmal zwei Bürger dieser Glaubensrichtung in Hengersberg gemeldet. Mit den Heimatvertriebenen kamen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs viele Christen evangelischen Glaubens. In Iggensbach wurden ab 1945 nacheinander vier Vikare stationiert, die Gottesdienststationen in der Umgebung und an die 2000 Gläubige betreuten, ordnete Jung ein.

Die von dem Regensburger Architekten Gottfried Bauer geplante Friedenskirche ist schlicht in ihrer Form, der Turm trägt ein einfaches, der Bau ein einhüftiges Satteldach. Der Altar steht im Gegensatz zu älteren evangelischen Kirchen ebenerdig im Gebetsraum und nicht auf einer erhöhten Chorempore, was laut Jung auf eine etwas fortschrittlichere Ausrichtung schließen lasse. Traditionell sei andererseits die Längsausrichtung, moderne evangelische Kirchen hätten einen Zentralraum.

Spannend und ungewöhnlich ist die katholische Pfarrkirchen von Außernzell. Auch ihre Geschichte prägen Umbrüche: Der vermutlich in der Romanik errichte erste Bau wurde durch eine spätgotische Kirche ersetzt, die in der Barockzeit neu ausgestattet wurde. Neogotische Elemente hielten im späten 19. Jahrhundert Einzug. Doch damit nicht genug. Anfang der 70er Jahre wurde die Kirche zu klein. Es stellte sich die Frage: Neubau wie Mitte der 50er Jahre in Schöllnach, oder Erweiterung? Altbürgermeister und stv. Landrat Josef Färber war damals Pfarrgemeinderatsvorsitzender und erzählte gestern von den Diskussionen und Vorbehalten. Nach Plänen von Diözesanbaumeister Alfred Zangenfeind wurde schließlich von 1972 bis 1974 das Langhaus nach Norden und Süden jeweils durch einen Querarm erweitert. Somit konnte das gotische Gewölbe des Langhauses erhalten werden. Das Spiel alter und neuer Elemente verstanden auch die beteiligten Künstler – Bildhauer Leopold Hafner aus Aicha und Stuckateur Walter Bidlingmeier aus München.
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