Deggendorf
Notarzt hilft per Bildschirm: So läuft das Pilotprojekt in der Region

28.05.2019 | Stand 19.09.2023, 21:56 Uhr

Rettungsdienst-Leiter Markus Mühlbauer präsentiert die Telenotarzt-Technik im Rettungswagen: Den Bildschirm, auf dem im Einsatz der Notarzt erscheint, sieht auch der liegende Patient gut. Die Kamera daneben können sowohl die Sanitäter als auch der Notarzt steuern, sodass dieser den Patienten hoch aufgelöst direkt vor Augen hat. −Foto: Roland Binder

"Telenotarzt Bayern" - diese Aufschrift trägt inzwischen jeder der fünf im Landkreis Deggendorf stationierten BRK-Rettungswagen, genauso wie der Schwerlast-Rettungswagen und der Reserve-Rettungswagen. Dass sie alle per Bildschirm, Kamera und Bodycam an die in der Rettungsleitstelle Straubing sitzenden Telenotärzte angebunden sind, empfindet Rettungsdienstleiter Markus Mühlbauer als besondere Auszeichnung: Deggendorf ist zusammen mit den Landkreisen Regen und Straubing-Bogen sowie der kreisfreien Stadt Straubing - das ist der Einzugsbereich der Integrierten Leitstelle Straubing - Teil eines zukunftsweisenden Pilotprojekts. Es läuft seit gut einem Jahr und noch bis September. Erweist es sich als Erfolg, wird es auf ganz Bayern ausgeweitet.

Den physisch anwesenden Notarzt, vor allem bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen, ersetzt der Telenotarzt nicht, stellt Markus Mühlbauer klar. Allerdings kann er dazu beitragen, dass dem Patienten vor Ort schneller zum Beispiel mit starken Schmerzmitteln geholfen werden kann. Markus Mühlbauer sieht die Zukunft im Telenotarzt, "aber nur, wenn man beide Systeme gut miteinander verzahnt. Jedes für sich allein geht nicht".

Mehr dazu:
- Rettungsdienstbereich Straubing wird Pilotregion für Telenotarzt

Die Telenotärzte sind laut Mühlbauer Notärzte mit großer Berufserfahrung und Zusatzausbildung. In einem eigenen Raum in der Integrierten Leitstelle teilen sich laut deren Leiter Gerhard Kleeberger elf Notärzte aus den Kliniken in Deggendorf, Straubing und Regensburg. Die Notarzt-Standorte in den Landkreisen – in Deggendorf stehen je ein Fahrzeug in Deggendorf und in Plattling – bleiben besetzt wie bisher.

Bei größeren Unfällen wird physisch anwesender Arzt dazugerufen

Wird ein Rettungsteam alarmiert, geht laut Markus Mühlbauer der Alarm nun gleichzeitig an den diensthabenden Telenotarzt. Er kann sich per Bildschirm dazuschalten – und zwar zu bis zu fünf Einsätzen gleichzeitig, sobald die Rettungs- und Notfallsanitäter beim Patienten sind. Alle wichtigen und lebensrettenden Medikamente haben die Rettungswagen an Bord. Einige davon dürfen allerdings die Sanitäter nicht verabreichen – zum Beispiel starke Schmerzmittel. Musste man bisher einen Notarzt nachalarmieren und auf seine Ankunft warten, kann er auf diesem Weg deutlich schneller solche Medikamente verordnen und zudem die Sanitäter ärztlich anleiten.

Aber vor allem bei größeren Unfällen, erklärt Markus Mühlbauer, wird der physisch anwesende Notarzt sofort dazugerufen – damit zwei weitere Hände mithelfen können und ärztliche Hilfe vor Ort geleistet werden kann. Damit erklärt der Rettungsdienstleiter, warum keines der beiden Systeme überflüssig werden wird: "Aber in der Kombination kann man die Ressourcen schonend behandeln."

− kw

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