Ein Abschied, der schwerfällt
Was Alex Janzen zu seinem Wechsel vom DSC nach Passau sagt

08.10.2018 | Stand 18.09.2023, 3:09 Uhr

Auf ein Wiedersehen mit Alexander Janzen hoffen die Fans des Deggendorfer SC: Der Publikumsliebling wechselt zu Bayernligist Passau. Die Gründe sind vielfältig. −Fotos: Stefan Ritzinger (3), Roland Rappel (2)

Freitagabend, DSC gegen Bayreuth. 2100 Fans sind da, der bisherige Rekord in der noch kurzen DEL2-Saison. Stadionsprecher Andreas Miedl schreit die Aufstellung ins Mikro, gut Zweitausend schreien mit. Die Rückennummer 25 lässt "Meych" an diesem Abend aus. Warum, das erfahren die DSC-Anhänger erst am nächsten Tag zur Mittagszeit: Alexander Janzen spielt nicht länger für den Deggendorfer SC, der Publikumsliebling wechselt zu Bayernligist EHF Passau. Sportlich dürfte der Abgang Janzens den DSC nicht weiter schmerzen, seit dem Aufstieg war er, auch aufgrund seines Berufs, ein besserer Ergänzungsspieler. Und doch war der Deutsch-Russe, obwohl erst 2015 von Heilbronn nach Deggendorf gewechselt, eine der Identifikationsfiguren des Vereins. Diesen Status hatte sich der Industriemechaniker vor allem abseits der Eisfläche verdient. Bekanntgemacht wurde der Wechsel via Pressemitteilungen der Vereine. Seine Entscheidung traf Alex Janzen am Mittwoch.

Schon gegen Bayreuth (7:5) war er nicht mehr im Kader. "Das war vorher so mit John ausgemacht", sagt Janzen, der von guten und offenen Gesprächen mit Trainer John Sicinski berichtet. Der Vater zweier Töchter (11, 5) hat noch nicht realisiert, dass er vorerst nicht mehr für den DSC auflaufen wird. "Es ist für mich immer noch nicht einfach, aber ich musste das machen", sagt Janzen und man kann ihn verstehen: "Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag war es immer so, dass ich meine Frau nur abends gesehen habe. Wenn ich aus dem Haus in die Arbeit ging, waren meine Kinder noch im Bett. Wenn ich nachhause kam, waren sie schon im Bett." So konnte es für ihn nicht weitergehen. "Der Wechsel ist eine Entscheidung für meine Familie, für mich und auch für meine Arbeit: Ich habe bald Abschlussprüfung", sagt Janzen.

Überwältigt hat ihn der Zuspruch von Fans des Deggendorfer SC: "Ich glaube, ich habe die letzten zwei Tage Tausend SMS und Anrufe bekommen. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Da tut mir der Wechsel noch mehr weh. Ganz ehrlich, die Deggendorfer sind die besten Fans der Welt! Ich möchte daher ein riesen Dankeschön an alle Fans des DSC richten."

John Sicinski bedauert die Entscheidung des Außenstürmers, betrachtet sie aber mit kanadischer Nüchternheit. "Wir legen Alex keine Steine in den Weg und respektieren seine Entscheidung", sagte Sicinski, den heimatsport.de auf dem Weg nach Freiburg erreichte – wo der DSC am Abend überraschend mit 3:1 gewinnen sollte. Der 44-Jährige befürchtet nicht, dass auch andere Spieler das Weite suchen könnten: "Bei Alex war es seine berufliche Situation eine besondere, beim Rest der Mannschaft sehe ich aber keine Probleme", versicherte Sicinski.

Viel härter trifft der Wechsel die Fans. Sie haben seinen Namen nach 47 Toren geschrien, erstmals am 4. Oktober 2015 beim 5:4-Overtime-Krimi über Erzfreind Peiting, sie haben ihn für 56 Vorlagen beklatscht. Insgesamt trug Alex Janzen das DSC-Trikot genau 150-mal: zum ersten Mal am 25. September 2015 beim 2:1 gegen Weiden. Und zum letzten Mal vor einer Woche beim DEL2-Premierensieg, einem 6:5 nach Verlängerung gegen Crimmitschau – vorerst.

− sli