Deggendorf
Wie der A3-Ausbau bei Deggendorf abläuft und wo es Lärmschutz gibt

18.07.2018 | Stand 18.09.2023, 2:57 Uhr

Die Deggenauer A3-Brücke: Ihr Ersatz durch zwei neue Zugseilbrücken ist das zentrale Vorhaben des Ausbaus zwischen Deggendorf und Hengersberg. − Foto: Binder

Das Großprojekt A3-Ausbaus wird konkret. Nachdem die Autobahndirektion die Pläne im Stadtrat erstmals öffentlich präsentierte, hatten am Montagabend in der Stadthalle alle Bürger die Gelegenheit, sich ein Bild zu machen und auch Fragen zu stellen. Größere Diskussionen gab es dabei freilich kaum, in erster Linie wollten Betroffene wissen: Wie sieht es bei mir mit Lärmschutz aus? Die PNP fasst die Informationen zum Ausbau zusammen und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wo wird ausgebaut?

Der Ausbau beginnt am Autobahnkreuz Deggendorf und endet in Hengersberg rund 300 Meter nach der Industriestraße, also zwischen der Ausfahrt Hengersberg und den Parkplätzen Ohetal. Die Ausbaustrecke ist 10,7 Kilometer lang, informierte Baudirektor Stefan Pritscher von der Autobahndirektion Südbayern.

Wie erfolgt der Ausbau?

Derzeit ist jede Fahrspur 11,5 Meter breit, nach dem Ausbau um einen weiteren Fahrstreifen werden es 14,50 Meter sein. Die Breite der gesamten Autobahn steigt von 30 auf 36 Meter. Von der Brücke über die Autobahn bei Seebach bis Hengersberg wird es laut Pritscher einen symmetrischen Ausbau geben, das heißt, auf jeder Seite werden vier Meter angebaut. Zwischen dem Kreuz Deggendorf und Seebach wird zunächst südlich der bestehenden Autobahn ein neuer Fahrstreifen für die Fahrtrichtung Passau gebaut, dann folgt daneben der Neubau des Fahrstreifens Richtung Regensburg. Grund dafür ist die Autobahnbrücke Deggenau.

Zunächst wird südlich (also Richtung Isarmündung) eine neue Brücke für die Fahrtrichtung Passau gebaut, dann wird die bestehende Brücke abgerissen und durch einen Neubau für die Gegenrichtung ersetzt. Unterm Strich rutscht die Autobahn dadurch ein paar Meter von Fischerdorf und Deggenau weg. Geplant sind zwei Zugseilbrücken. Der Pylon der einen wird an derselben Stelle stehen wie der jetzige, der andere auf der Fischerdorfer Seite. Die Pylone werden noch etwas höher als der bestehende: Etwa 100 statt 80 Meter. Der Parkplatz Isarblick muss aufgelöst werden.

Was kostet der Ausbau?

Die Kosten der Bauarbeiten werden derzeit auf 302 Millionen Euro geschätzt, mit Grunderwerb sind es 307 Millionen. Der Großteil davon, 175 Millionen, entfällt auf die Donaubrücke Deggenau. Die Brückenkonstruktion über der Donau selbst wird laut Pritscher rund 120 Millionen Euro teuer, dazu kommen noch die Kosten für die Vorlandbrücke auf der Fischerdorfer Seite.

Warum kann die Brücke nicht angepasst werden?

Die Deggenauer Autobahnbrücke wurde Anfang der 70er Jahre gebaut und 1975 für den Verkehr freigegeben. Eigentlich kein Alter, meint der Laie. Tatsächlich betrage die Lebensdauer etwa 80 Jahre, sagte Pritscher. Die Brücke nun für wenige Jahrzehnte mit großem Aufwand umzubauen, sei deshalb nicht wirtschaftlich. Vor allem aber müsste die Brücke – und damit die gesamte A3 – dafür wohl jahrelang für den Verkehr gesperrt werden. Und das komme auf keinen Fall in Frage. Der gesamte Ausbau erfolgt unter der Maßgabe, dass die A3 durchgehend befahrbar bleibt.

Warum ist der Ausbau nötig?

Ein Vertreter des Bundes Naturschutz stellte in der Informationsveranstaltung den Ausbau überhaupt in Frage, ebenso wie die gesamte Verkehrspolitik der Bundesregierung. Außerdem werde es während der fünfjährigen Bauzeit zu massiven Verkehrsbehinderungen in der Region kommen.

Baudirektor Pritscher verwies auf die Zahlen: Zwischen Deggendorf und Hengersberg sind nach der Verkehrszählung von 2015 am Tag im Durchschnitt 57.000 Fahrzeuge unterwegs, davon rund 11.000 Lastwagen. Nach einer Prognose werden es 2035 etwa 64.000 Fahrzeuge sein, davon aber dann 17.000 Lastwagen. Zum Vergleich: Rund um Regensburg, wo der Ausbau heuer begonnen hat, sind es 65.000 bis 80.000 Fahrzeuge am Tag. Auch ohne Ausbau sei eine Sanierung mit Erneuerung der gesamten Fahrbahn nötig, sagte Pritscher. Und es stünde vor allem auch eine Generalsanierung der Brücke mit einer Erneuerung wesentlicher Teile an. Das wäre ebenfalls sehr teuer und würde auch massive Verkehrsbehinderungen für längere Zeit bedeuten. Anders als bei einem Ausbau wären dann aber keine Verbesserungen im Lärmschutz oder auch Naturschutz (z.B. bessere Querungsmöglichkeiten für Tiere unter der Autobahn) möglich. Deshalb halte er den Ausbau für ein sinnvolles Vorhaben, sagte Pritscher.

Warum ist ein Lärmschutz ohne Ausbau nicht möglich?

Das Gesetz unterscheidet zwischen einer Lärmsanierung entlang von bestehenden Straßen und der Lärmvorsorge beim Neu- oder Ausbau von Straßen. Die Grenzwerte für eine Lärmsanierung sind vergleichsweise hoch und werden im Stadtgebiet entlang der A3 – wenn auch zum Teil knapp – nirgends erreicht. Dagegen sind die Vorsorge-Werte viel niedriger, weshalb der Ausbau für die Anlieger Verbesserungen bringt, die anders nicht möglich wären. Die Lärmbelastung wird dabei nicht gemessen, sondern mit einem Computermodell errechnet, in das die Verkehrsdaten (für 2035), Bebauung und Landschaft eingegeben werden.

Wo gibt es Lärmschutz?

Ein erster Schritt ist der durchgehende Ersatz der Betonfahrbahn durch eine deutlich leisere Asphaltfahrbahn. Das bedeutet eine Lärmminderung um 4dB, sagte Pritscher. 3dB bedeutet eine Halbierung der Lautstärke. Ziel sei es außerdem, dass in den Gärten, auf den Terrassen und Balkonen überall die Grenzwerte für den Tag eingehalten werden, erläuterte Pritscher. Dazu gibt es in Fischerdorf eine rund 950 Meter lange und vier Meter hohe Lärmschutzwand. Von Halbmeile bis Seebach wird ein 1450 Meter langer und sechs Meter hoher Wall geschüttet. Und im Bereich Hengersberg und Niederalteich sind westlich der Ausfahrt auf beiden Seiten Lärmschutzwände vorgesehen, östlich der Ausfahrt nur in Richtung Hengersberg. Altenufer werde durch das Gewerbegebiet so abgeschirmt, dass die Grenzwerte hier nicht erreicht werden.

Die niedrigeren Grenzwerte für die Nacht werden mit diesen Lärmschutzmaßnahmen nicht an allen Wohngebäuden erreicht. Die Betroffenen bekommen vom Bund Schallschutzfenster und eine Belüftung bezahlt.

Was ist mit der Autobahnbrücke?

Anders als im Stadtrat war der fehlende Lärmschutz auf der Brücke in der Informationsveranstaltung am Montagabend kein großes Thema. Im Stadtrat hatte Pritscher jedoch darauf verwiesen, dass es einen rund 1,2 Meter hohen Spritzschutz auf der Brücke geben wird, der auch etwas gegen Lärm helfen wird.

Wird es eine neue Ausfahrt am Hafen geben?

Die Stadt Deggendorf hat dazu eine Untersuchung machen lassen und auch der Präsident des Hafenforums Christian Aumeier forderte in der Veranstaltung vehement diese Ausfahrt. Doch laut Pritscher wird sie sehr schwierig umzusetzen sein, weil in Richtung Donau kaum mehr Platz sei. Es würde wohl viele Jahre dauern, alle Fragen zu klären. Deshalb wolle die Autobahndirektion das Genehmigungsverfahren für den Ausbau damit nicht belasten.

Ist der Übergang von drei auf zwei Spuren nicht besonders stauanfällig?

Diese Frage wurde am Montagabend gestellt. Pritschers Erklärung: Zum überregionalen Verkehr kommt der lokale. Deshalb hat sind zwischen Deggendorf und Hengersberg rund 20 Prozent mehr Fahrzeuge unterwegs als davor und danach. Anders ausgedrückt: Am Autobahnkreuz fahren und in Hengersberg fahren so viele Autos von der A3 ab, dass der Wechsel von drei auf zwei Spuren kein Problem ist.

Wie lange werden die Bauarbeiten dauern?

Pritscher geht von etwa fünf Jahren Bauzeit aus, was vor allem an den Arbeiten an der Brücke liegt. Über den genauen Ablauf lässt sich heute noch nichts sagen.

Wie geht es weiter?

2019 soll das Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Niederbayern eröffnet werden, in dem Behörden, Verbände und Privatpersonen ihre Einwände und Anregungen einbringen können. Wie lange das Verfahren dauert, ist noch völlig offen. Weil gegen den Planfeststellungsbeschluss (also die Baugenehmigung) auch noch geklagt werden kann, ist es völlig offen, wann tatsächlich gebaut wird.