Bundeskunsthalle Bonn
Vergöttert und verdammt: Michael-Jackson-Ausstellung

02.04.2019 | Stand 19.09.2023, 22:02 Uhr

Als Sieger über das Böse inszeniert Fotograf David LaChapelle Michael Jackson. Eine verstörende Sicht angesichts der detailliert geschilderten jüngsten Missbrauchsvorwürfe. Das Bild nennt sich "Archangel Michael: And no message could have been any clearer" −Foto: David LaChapelle

Im Film "Leaving Neverland" erzählen die Männer James Safechuck (40) und Wade Robson (36), wie Michael Jackson sie als Kinder missbraucht habe. Am 6. April ist der Film auf Pro Sieben zu sehen. Gleichzeitig läuft in der Bundeskunsthalle in Bonn eine Ausstellung zu dem Popstar. Die große Frage: Geht das? Ja, das geht.
"Michael Jackson: On The Wall" spielt auf dessen Albumtitel "Off The Wall" an, läuft bit 14. Juli und ist keine Verherrlichung, sondern eine Annäherung aus vielen Richtungen. Die Kunstwerke konfrontieren jeden Besucher mit seinen eigenen Vorstellungen von dem, wie es heißt, erfolgreichsten aller Entertainer. Die Folge ist ein Wechselbad der Gefühle. Man kann staunen und in Erinnerungen schwelgen. Man amüsiert und man wundert sich. Und schließlich gibt es Momente, in denen einen ein Gefühl der Beklemmung überkommt.

Lachen kann man über das kolossale Reitergemälde, das Jackson als König Philipp II. von Spanien zeigt. Es ist eine Auftragsarbeit von Jackson, die letzte vor seinem Tod 2009 im Alter von nur 50 Jahren. Die Darstellung samt dicker nackter Engelchen ist so komplett überkandidelt, dass sie sich selbst persifliert. Noch weiter geht der Fotograf David LaChapelle, der Jackson in einem Triptychon mit Referenzen an Michelangelos "Pietà" als "American Jesus" stilisiert. Die Bilderreihe kann als Allegorie auf den modernen Starkult gelesen werden, der Künstler vergöttlicht.

Und der Missbrauch? Er ist in der Ausstellung präsent, nicht nur in Form einer Erklärung am Eingang. So schnitt Videokünstler Jordan Wolfson aus einem Interview, in dem Jackson die Vorwürfe bestritt, nur seine blinzelnden Augen heraus und zeigt diese isoliert auf einem weißem Monitor.

•Bis 14. Juli in der Bundeskunsthalle Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, Di., Mi. 10–21 Uhr, Do.–So., Feiertage. 10−19 Uhr
• Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in Englisch, 32 Euro
•Die Missbrauchs-Dokumentation läuft am Samstag, 6. April, um 20.15 Uhr auf Pro Sieben

Mehr zum Thema lesen Sie am 3. April im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.