Denkmalgeschützter Hotelanlagenkomplex im Ensemblebereich des Kapellplatzes der Stadt Altötting – in derart dürren Worten ist am Samstag im Alt-Neuöttinger Anzeiger, der Regionalausgabe der PNP im Landkreis Altötting, in einer Anzeige vom Amtsgericht Mühldorf ein Zwangsversteigerungstermin für eine Immobilie bekannt gegeben worden, die weit über die Grenzen der Wallfahrtsstadt hinaus bekannt ist. Das "Hotel zur Post" nämlich, das seit Mitte der 1970er Jahre im Besitz der Familie Tandler ist. Unter den Hammer kommen soll der Komplex am Freitag, 9. August; der Verkehrswert wird mit 3,04 Millionen Euro angegeben.
Seine Bekanntheit verdankt der Betrieb zum einen seiner Lage am Kapellplatz unmittelbar neben der Gnadenkapelle, in der zur Schwarzen Madonna gebetet wird, zum anderen seinen Besitzern: Gerold Tandler war eine wirkmächtige Größe in der CSU, ein enger Weggefährte von Franz-Josef Strauß, bekleidete bis in die 1990er Jahre hinein mehrere Ministerämter, ehe er in den Vorstand der Firma Linde wechselte. In die Schlagzeilen kam er auch wegen seiner Verstrickungen in die Steueraffäre um den niederbayerischen Bäderkönig Zwick.
Während Gerold Tandler Politik machte, führte seine Frau Gabriele in Altötting das Hotel erfolgreich und auf hohem Niveau. Seit seiner Pensionierung Mitte der Nullerjahre war auch Gerold Tandler im Betrieb integriert, ebenso wie die sechs Kinder in verschiedenen Konstellationen. 2007 kaufte die Familie den gegenüber der "Post" an der Neuöttinger Straße gelegenen Gasthof Scharnagl, der zu einer weniger luxuriösen Herberge ausgebaut werden sollte wie das Mutterhaus.
Damit begannen aber die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, wie Gerold Tandler der Heimatzeitung 2013 sagte. Das Geschäft habe wegen der jahrelangen Baustelle für das Tagungszentrum "Kultur + Kongress Forum" gelitten. Den Gerüchten bezüglich einer drohenden Insolvenz trat Gerold Tandler damals vehement entgegen: "Von einer drohenden Pleite kann keine Rede sein."
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