Winhöring
Winhöringer Arzt und Dissidentin helfen Oppositionellen im Iran

21.08.2018 | Stand 25.10.2023, 10:44 Uhr

Von Winhöring aus versuchen Dr. Hans-Ulrich Mayr und Tania Kaliji, politisch Verfolgten im Iran zu helfen. Die 36-Jährige kam 2010 selbst als Dissidentin nach Deutschland. Obwohl Mayr sie damals nicht kannte, nahm er sie bei sich zu Hause auf. Heute bezeichnet er sie als Patentochter. − F.: Kleiner

Vor vier Jahren haben Tania Kaliji und Hans-Ulrich Mayr die Vereinigung für Menschenrechte, Frieden und Freiheit gegründet. Seither helfen der Arzt aus Winhöring (Landkreis Altötting) und die Dissidentin iranischen Oppositionellen bei deren Flucht nach Deutschland.

In Filmen sehen Widerstandszentralen immer ganz anders aus. Hinterhofquartiere in einer der Großstädte des Nahen Ostens etwa. Vielleicht auch ein hochtechnisiertes Großraumbüro in London oder New York. Aber doch nicht so. Ein ganz normales Einfamilienhaus in der oberbayerischen Idylle, mit viel Grün drumherum und Ausblick auf den Kirchturm von Neuötting. Und doch befindet sich genau hier der Ursprung und das Zentrum für eines der emsigsten Widerstandsnester gegen das iranische Regime. Mehr als 60 Dissidenten haben Tania Kaliji und Dr. Hans-Ulrich Mayr von Winhöring aus schon zu einem sicheren Leben in Deutschland verholfen.

Im Iran protestierte Tania Kaliji gegen die Steinigung von Frauen

Angefangen hat alles mit Tania Kaliji selbst. Vor acht Jahren hörte der Arzt Hans-Ulrich Mayr erstmals von der aus dem Nordiran stammenden Frauenrechtlerin. Die heute 36-Jährige hatte es damals gerade nach Deutschland geschafft und erzählte im Radio ihre Geschichte – eine Geschichte darüber, wie sie in ihrer Heimat begonnen hatte, gegen die Steinigung von Frauen zu protestieren, wie sie daraufhin als Feindin des Islamischen Staates abgestempelt, immer wieder verhaftet und im Gefängnis geschlagen worden war. Und wie sie es schließlich über die iranisch-türkische Grenze in den Westen geschafft hatte und mit Hilfe eines "Spiegel"-Journalisten und der deutschen Botschaft in der Türkei in die Bundesrepublik gelangt war.

"Was sollte da schon schiefgehen?"

"Ich wollte damals einfach helfen", erinnert sich Hans-Ulrich Mayr an den Radio-Beitrag und den Respekt, den Tanias Geschichte ihm abnötigte. Kurzerhand nahm Mayr über die UN und das Außenministerium Kontakt mit der gerade eingereisten Medizinstudentin auf und bot den Behörden an, sie bei sich in Winhöring aufzunehmen. Bedenken habe er keine gehabt, sagt er: "Ich wusste ja, dass sie engagiert, mutig und Ärztin ist – was sollte da schon schiefgehen?"

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