DSV kritisiert Kommunikation
Überraschender Wechsel: Hipf löst Pfeifer als OK-Chef beim Ruhpoldinger Biathlon-Weltcup ab

24.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:37 Uhr

Hermann Hipf war bisher schon Chef des Unterhaltungsprogramm-Teams bei den Weltcups in Ruhpolding. Nun übernimmt er das Amt des OK-Chefs. −Foto: Kas

Die Vorbereitungen auf den Biathlon-Weltcup 2024 in Ruhpolding (Landkreis Traunstein) vom 10. bis 14. Januar haben bereits Fahrt aufgenommen – aber ohne Justus Pfeifer. Der Ruhpoldinger Bürgermeister (CSU) ist nicht mehr Chef des Organisationskomitees (OK).



Diesen Posten hat ab sofort Hermann Hipf inne. Der Gemeinderat und Fraktionssprecher der Vereinigung Ruhpoldinger Bürger ist seit vielen Jahren eng mit dem Biathlon-Weltcup verbunden und ist dort bisher schon Chef des Unterhaltungsprogramm-Teams gewesen.

Rückzug bereits Mitte März angekündigt



Bereits Mitte März bei der Nachbesprechung des Biathlon-Weltcups 2023 kündigte Justus Pfeifer seinen Rückzug als OK-Chef an. Das Thema wurde jetzt aber erst öffentlich, nachdem die Ruhpoldinger SPD bei ihrem Monatsstammtisch das Thema Biathlon auf ihrer Agenda hatte. Zudem waren zuletzt ranghohe SPD-Vertreter (unter anderem Europa-Abgeordnete Maria Noichl und Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher) auf Einladung von Traunsteins Kreisvorsitzendem Sepp Parzinger und Rosenheims Bezirkstagskandidat Jonah Werner in der Ruhpoldinger Chiemgau-Arena zu Gast, um sich über den dortigen Biathlon-Standort zu informieren. Auch dabei kam der Wechsel an der Spitze des OKs zur Sprache – und der sorgt jetzt für jede Menge Diskussionsstoff in der Gemeinde Ruhpolding!

Bürgermeister nun als Schirmherr

Bürgermeister Justus Pfeifer bestätigte in einer schriftlichen Stellungnahme auf Nachfrage, dass er beim nächsten Biathlon-Weltcup „die Position des Schirmherren“ einnehmen werde, „um so den Weltcup auf politischer Ebene zu repräsentieren“. Er will sich ab sofort wieder voll und ganz „seinen ursächlichen Aufgaben in der Gemeinde“ widmen.

Im Video: Eindrücke und Stimmen zum Biathlon-Weltcup in Ruhpolding

Dies sei auch dadurch möglich geworden, dass die zum 1. Mai 2022 gegründete Chiemgau Arena GmbH (Gesellschafter zu 51 Prozent der SC Ruhpolding und zu 49 Prozent die Gemeinde Ruhpolding) mit Timo Gerhold nun wieder einen neuen Geschäftsführer hat. „Die Unterstützung des Bürgermeisters ist daher nicht mehr im selben Maße notwendig, wie das während der Vakanz der Geschäftsführung der Fall war.“ Der Aufsichtsrat der Chiemgau Arena GmbH stimmte dem Antrag Pfeifers einstimmig zu, ihn aus diesem Rat zu entlassen – und damit verbunden war eben auch der Rücktritt als OK-Präsident.

Pfeifer schlug als seinen Nachfolger Hermann Hipf vor. Er war bereits Mitglied des Aufsichtsrats und wurde auch ohne Gegenstimme ins Amt gewählt. „Hermann Hipf ist durch seine langjährige Tätigkeit beim Biathlon-Weltcup und seinem damit verbundenen ehrenamtlichen Engagement bestens geeignet, um die Position des OK-Präsidenten zu besetzen“, teilte der Bürgermeister mit und betonte noch, dass zwischen ihm und Hipf „auf gemeindlicher Ebene ein enges Arbeits-
und Vertrauensverhältnis“ herrsche.

Hipf hat auch bereits seine Arbeit aufgenommen, wie er heimatsport.de bestätigte. Als vornehmliche Aufgabe sieht er es nun an, „alle Player an einen Tisch zu bringen“. Es habe auch bereits „einen sehr guten Austausch mit dem DSV (Deutscher Skiverband, Anm. d. Red.) gegeben. Das Ganze läuft sehr gut an“, betonte Hipf, der das Amt des OK-Präsidenten ehrenamtlich ausführt. Er sei auch in einem sehr engen Austausch mit Harald Stempfer, dem Vorsitzenden des SC Ruhpolding und dem Vizepräsidenten des OK, und dem neuen Geschäftsführer Timo Gerhold. „Wir bilden ein sehr gutes Dreigestirn“, hob er hervor.

Lobende Worte fand Harald Stempfer in seiner mit Hermann Hipf und Timo Gerhold abgestimmten Stellungnahme für die Arbeit des Ruhpoldinger Bürgermeisters. „Der Biathlon-Weltcup 2023 wurde durch ihn als OK-Präsidenten seitens der Gemeinde Ruhpolding optimal unterstützt.“ Die jetzige Vorgehensweise sei der nächste Schritt zur weiteren nachhaltigen und erfolgreichen Umsetzung des Modells Chiemgau Arena GmbH beschritten worden.

„Aber es gibt halt Interessenskonflikte“



In Ruhpolding sehen das aber durchaus nicht alle so – wie auch auf den beiden Veranstaltungen der SPD deutlich wurde. Johannes Hillebrand, SPD-Fraktionsvorsitzender in Ruhpolding, betonte: Er sei überrascht gewesen, als er das Kündigungsschreiben vom Bürgermeister gesehen habe. „Aber es gibt halt Interessenskonflikte. Deshalb ist der Wechsel vielleicht gar nicht so schlecht.“ Der SPD-Ortsvorsitzende Johannes Stief sprach davon, dass „die Ablösung lange unter der Decke gehalten wurde. Es ist jetzt ein neuer Anlauf. Ich hoffe, dass es zielführender ist.“ Auch die Biathlon-Trainerlegende Wolfgang Pichler sagte auf der SPD-Veranstaltung, dass das „der erste Weg zur Besserung ist“. Er machte auf verschiedene Probleme aufmerksam, die es rund um den Weltcup 2023 gegeben hatte und nannte dabei unter anderem den Stromausfall während des ersten Wettkampfs, die schlecht funktionierenden Besucher-Transporte und kritisierte auch noch einmal, dass es keine Einweihungsfeier und Siegerehrungen im Championspark gegeben hat. Der stellvertretende Landrat Sepp Konhäuser (SPD) sagte: „Die Ablösung von Justus Pfeifer kam für mich sehr überraschend. Es muss wohl Schwierigkeiten mit dem DSV gegeben haben.“

Dem widersprach Pfeifer. Der Bürgermeister lobte die Gespräche mit dem DSV ausdrücklich als „konstruktiv und lösungsorientiert“. Allerdings machte er auch nochmals deutlich, „dass, wie seit 2020 bereits gehandhabt, auch künftig keine gemeindlichen Steuergelder mehr in die Weltcup-Veranstaltung oder den Stützpunkt fließen werden, da diese Steuergelder für andere gemeindliche Pflichtaufgaben (Kindergarten, Straßenbau, Schule…) oder andere Infrastrukturmaßnahmen (Schwimmbad, Festsaal etc.) benötigt werden“.

Kritik an Kommunikation



Der Deutsche Skiverband war laut Aussagen von Stefan Schwarzbach, Vorstand Kommunikation im DSV, nicht in die Ruhpoldinger Entscheidung zum Wechsel an der OK-Spitze involviert, doch der Verband begrüßte diesen Schritt durchaus. „Generell muss man schon kritisch anmerken, dass die Kommunikation in den vergangenen zwei Jahren zwischen den unterschiedlichen Partnern nicht mehr ganz so reibungslos und zielorientiert war, wie wir das zuvor in Ruhpolding gewohnt waren“, teilte Schwarzbach schriftlich mit. „Das mag sicherlich auch den schwierigen Rahmenbedingungen, insbesondere wegen Corona, geschuldet sein.“ Er sprach von einer unbefriedigenden Situation. Aber das habe man in den letzten Abstimmungsrunden klar angesprochen. „Wir gehen davon aus, dass wir das mit dem neuen Team nun wieder in eine engere Taktung bekommen.“

Den neuen OK-Präsidenten Hipf lobte Schwarzbach. „Hermann Hipf haben wir in den vergangenen Jahren als sehr verlässlichen und biathlonaffinen Ansprechpartner kennen und schätzen gelernt. Von daher freuen wir uns auf die Zusammenarbeit mit ihm und seinem neuen Team.“ Schwarzbach machte aber auch noch deutlich, dass „das Amt des OK-Chefs seit Jahren ja weitestgehend ein repräsentatives gewesen ist. Viel wichtiger wird sein, wie man sich in Ruhpolding nun in der neuen Konstellation auf operativer Ebene aufstellt. Aber auch da gibt es ja erste Personalentscheidungen und Ansätze, die unseres Erachtens in die richtige Richtung gehen.“

− br