Die Mutter Gottes wird in Italien ganz besonders verehrt, deshalb finden im Mai an vielen Orten Prozessionen statt. In der Traunreuter Partnerschaft Nettuno hat es damit eine besondere Bewandtnis. Die Statue von „Nostra Signora delle Grazie“ kommt ursprünglich aus Ipswich in England. Bürgermeister Hans-Peter Dangschat, Partnerschaftsreferentin Gerti Winkels und Stadträtin Helga Zembsch nahmen auf Einladung der außerordentlichen Kommission Nettunos an den Feierlichkeiten teil. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadt hervor.
Als während der Säkularisation unter Heinrich VIII. die Kunstschätze aus Kirchen und Klöstern entfernt wurden, entschloss man sich, so viel wie möglich auf Schiffe zu verladen und in Sicherheit zu bringen. So kam die ursprünglich schlichte Holzfigur im Jahr 1550 nach Nettuno. Dort wurde sie im Laufe der Zeit immer prunkvoller ausstaffiert, erhielt kostbare Kleidung und eine Gloriole.
Seit 2009 pflegt der Verein La Stella del Mare die Kultur und Geschichte der Stadt Nettuno. In einer eigenen Schneiderei werden die historischen Kostüme gefertigt, in denen jährlich viele Aktivitäten stattfinden. Am Freitagabend fand der erste Umzug statt. Bürgerliche Trachten sowie aufwändige Kleidung des Adels und der feinen Gesellschaft konnte man bestaunen. Im mittelalterlichen Borgo setzte sich der Zug in Bewegung und führte begleitet von Fanfarengruppen und Trommlern entlang der Uferstraße zur Wallfahrtskirche Maria Goretti. Auf dem Platz davor wurden die Zuschauer durch Feuerschlucker und Fahnenwerfer bestens unterhalten.
Mit riesigen Lichterbögen geschmückt
Am Samstag nach dem 1. Mai findet jedes Jahr die feierliche Prozession statt. „Nach der heiligen Messe formierte sich der Zug nach strengen Richtlinien“, berichtet Gerti Winkels. Angeführt von den Honoratioren Nettunos und der Region Lazio sowie den Delegationen der Partnerstädte folgte die Statue Nostra Signora delle Grazie. Die Stadtkapelle Nettuno sorgte für den musikalischen Rahmen. „Der Weg der Prozession war wie immer mit riesigen Lichterbögen geschmückt und führte von der Wallfahrtskirche zur Stadtkirche San Giovanni. Tausende von Menschen säumten die Straße“, so Winkels.
Stadtkapelle Traunreut fährt im Oktober nach Nettuno
Am Sonntag wurde es wieder historisch: Nach dem Umzug in mittelalterlichen Gewändern fand sich ganz Nettuno am Strand ein und wartete auf die Anlandung der Madonna. Begleitet von Böllerschüssen und einem Feuerwerk, das nicht enden wollte, kamen endlich einige Schiffe um die Landzunge und brachten, getreu der Überlieferung, die Marienstatue nach Nettuno. Dort bezog sie wieder ihren Platz hoch über den Altar der Kirche Santuario Maria Goretti. Nach der Rückkehr der Traunreuter Delegation ist das nächste Wiedersehen der beiden freundschaftlich verbundenen Städte schon in Sicht. Im Oktober plant die Stadtkapelle Traunreut einen Besuch in Nettuno, und die Stadt Traunreut freut sich laut eigener Aussage, wenn die Freunde aus Nettuno traditionell für ein Wochenende am Christkindlmarkt in Traunreut dabei sein werden.
− red
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