Seit Monaten steigt die Nachfrage in der Kleiderkammer des Traunreuter Pfarrverbands Traunreut rasant, für manche Sorge und Not fanden die Besucher dort nebenher noch stets ein offenes Ohr.
Doch ist die Zukunft dieser Einrichtung derzeit ungewiss, berichtet Pastoralreferentin Dr. Melanie Lüking: „Nach dem plötzlichen und für alle unfassbaren Tod von Hertha Brüggemann möchte nach etwa achtjähriger Tätigkeit nun auch unser jetziges Team verdientermaßen zurücktreten.“ Deshalb werden dringend neue Helfer benötigt.
Bedarf ist nach wie vor groß
Die Annahme und Ausgabe der Ware erfolgte seit der Coronazeit nur noch einmal im Monat im Pfarrheim. „Der Bedarf ist in den vergangenen Monaten rasant gestiegen“, berichtet Lüking. So verzeichnet das Kleiderkammerteam an jedem Aktionstag circa 80 Menschen, die Kleidung oder Haushaltswaren benötigen. „Die Kleiderkammer wird also nach wie vor sehr gut angenommen. Ebenso ist die Hilfs- und Spendenbereitschaft der Menschen ungebrochen“, fährt die Pastoralreferentin fort.
Sollte sich kein neues Team finden, muss die Kleiderkammer ab den Sommerferien endgültig geschlossen werden. „Wir hoffen jedoch, dass es soweit nicht kommen muss, denn der Bedarf einer solchen Einrichtung in Traunreut ist groß und aufgrund der derzeitigen politischen Lage auch in naher Zukunft mit Sicherheit gegeben.“ Sollte sich tatsächlich niemand finden, findet am Freitag, 28. Juni, die letzte Annahme gut erhaltener Kleidung und Haushaltswaren sowie Spielsachen statt.
Neben Kleidung auch Haushaltswaren und Spielsachen
Hertha Brüggemann und Edith Schaffer gründeten die Kleiderkammer und nannten sie stets liebevoll „unsere Kellerbutike“, weil sie sich in zwei Räumen im Untergeschoss des Pfarrheims befindet. 15 Jahre lang haben die beiden Frauen die Einrichtung gemeinsam geleitet, bis sich Edith Schaffer im Jahr 2017 aus gesundheitlichen zurückzog. Danach leitete Brüggemann die Einrichtung alleine weiter mit Unterstützung eines Teams.
Anfangs kamen die Helferinnen zweimal die Woche im Keller des Pfarrheimes zusammen. Freitags waren sie im Einsatz, um die abgegebenen Spenden zu sichten. „Oftmals war die Kleiderkammer so voll gestellt mit Säcken und Kisten, dass die beiden Damen Mühe hatten, noch hineinzukommen“, berichtet Melanie Lüking. Mit viel Humor und Geduld sei jedes Stück begutachtet worden. Was nicht mehr brauchbar war, aussortiert. Alles andere wurde fein säuberlich sortiert.
Es gab eine Herren- und eine Damenecke, ein Regal für junge Mode und eines für Übergrößen. Daneben die Hemden, Shirts und Pullis und schließlich die Kinderabteilung. Doch nicht nur Kleidung war zu finden, sondern auch Spielsachen, Geschirr, Haushaltswäsche, Bücher und Schuhe. Eigentlich alles, was der Haushalt so hergibt. Somit wurde auch alles angenommen, was man im Haushalt so braucht.
Spenden kommen sozialen Einrichtungen zu Gute
Montags wurde dann die Kleidung ausgegeben. Jede Woche kamen etwa 30 bis 35 Besucher – Männer, junge Frauen, Kinder und Senioren. „Der Bedarf in Traunreut ist groß und wird sicherlich weiterhin steigen“, prophezeit Melanie Lüking. Viele Besucher ließen es sich nicht nehmen, eine kleine Spende für ihre Waren dazulassen, die dann wieder den Kindergärten, dem Hort, der Pfarrei oder anderen sozialen Projekten zugutekamen.
„Die beiden Damen haben ihre Aufgabe ehrenamtlich gemacht, einfach so für andere, weil sie die Not erkannt haben und diese durch ihre Mithilfe ein wenig lindern konnten. Sie sahen ihre Aufgabe nicht als Pflicht, sondern waren mit Herzblut dabei“, schildert die Pastoralreferentin.
Neue Unterstützer gesucht
Es seien die Reaktionen der Menschen gewesen, wenn sie die beiden Damen anstrahlten oder stolz ihre erworbene Kleidung präsentierten, die die beiden motivierten, weiterzumachen. „Es machte ihnen Spaß, den Menschen eine kleine Freude zu machen und kleine Wünsche zu erfüllen. Im Großen und Ganzen haben wir es mit sehr dankbaren Menschen zu tun, meinten Hertha Brüggemann und Edith Schaffer immer.“ Da sie einen Teil der Kunden kannten, wussten sie auch um deren Bedürfnisse.
Als Edith Schaffer im Jahre 2017 aus gesundheitlichen Gründen aufhörte, fand sich rasch ein neues Team mit Hildegard Spotka, Roswitha Bosch, Karin Scheibleger und Krystyna Cierpinska unter der Leitung von Hertha Brüggemann, die die Kleiderkammer mit dem gleichen guten Geist und viel Engagement weiterführten, so Melanie Lüking: „Wir waren sehr froh, dass die Öffnung durch das neue Team ohne Unterbrechung weiter gewährleistet werden konnte.“ Doch jetzt will das Team nach acht Jahren die Arbeit in neue Hände legen. Lüking dazu: „Im Namen der Pfarrei und vor allem im Namen all derer, denen unsere Helferinnen, teilweise mit Unterstützung durch ihre Ehemänner, durch ihren Einsatz geholfen haben, sagen wir unseren ehrenamtlichen Helfern von ganzem Herzen danke für ihren unermüdlichen Einsatz.“ Jetzt hofft sie auf neue Unterstützer, die sich in den Dienst dieser guten Sache stellen möchte.
HELFER GESUCHT
Die Pfarrei möchten die Kleiderkammer nicht aufgeben, braucht aber neue Mitarbeiter. Wer Zeit und Lust hat, sich für den Erhalt der Kleiderkammer einzusetzen, soll sich im Pfarrbüro, Tel. 08669/2270, melden. Arbeits- und Öffnungszeiten können in Absprache flexibel gestaltet werden. Alles, was Interessierte mitbringen müssten, ist ein wenig Zeit und der Wunsch, Menschen zu helfen.
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