Julia Buchhorn ist Rheumatologin und seit Ende 2023 über die Praxisgemeinschaft Fridolfing an der Salzachklinik tätig. In einem Vortrag vor mehr als 50 interessierten Zuhörern erklärte sie nicht nur die verschiedenen Formen von Rheuma, sondern auch, wie man mit gesunder Lebensführung und guter ärztlicher Betreuung trotz der Krankheit gut zurechtkommen kann.
Gelenk- und Muskelschmerzen kennen viele, doch wenn diese über mehrere Wochen anhalten und etwa Schwellungen und Hautrötungen dazu kommen, oder wenn zum Beispiel außer Gelenk- und Rückenschmerzen auch eine Schuppenflechte vorliegt, dann sollte man sich zuerst an seinen Hausarzt wenden. Julia Buchhorn betonte: „Eine frühzeitige Diagnose und eine rechtzeitige Behandlung ist wichtig. Nur so können schwere Krankheitsverläufe verhindert oder zumindest gemildert werden.“
Besonders weit verbreitet sind nach Auskunft der Ärztin entzündliche rheumatische Erkrankungen, die zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen gehören, das heißt, das Immunsystem greift aus unerklärlichen Gründen körpereigenes Gewebe, Gelenke, Muskeln und Organe an. Davon abzugrenzen sind: Stoffwechselerkrankungen wie Gicht und Osteoporose sowie degenerative Erkrankungen (Arthrosen) oder Schmerzsyndrome (zum Beispiel Fibromyalgie)
Arthritis: Frauen dreimal häufiger betroffen
Ziemlich verbreitet ist die rheumatoide Arthritis. Sie tritt meist nach dem 50. Lebensjahr auf und Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Die Gelenke sind entzündet, manchmal geschwollen, besonders am Morgen sind sie steif und man kann sie kaum bewegen. Um feststellen zu können, ob die Schmerzen in Gelenken von einer rheumatoiden Arthritis oder einer Arthrose herrühren, muss man die Unterschiede wissen. Während bei einer Arthrose die Morgensteifigkeit nur kurz anhält, der Schmerz beim Bewegungsbeginn einsetzt und sich bei Wärme bessert, dauert die Morgensteifigkeit bei Arthritis länger als eine Stunde und Schmerzen, die sich bei Kälteanwendung bessern, empfindet man vor allem im Ruhezustand. Unbehandelt führt die rheumatoide Arthritis zur völligen Zerstörung der Gelenke. Die Diagnose stellt der Arzt mittels Ultraschall sowie einer Laboruntersuchung der Entzündungswerte und der sogenannten Rheumafaktoren. Um festzustellen, inwieweit die Knochensubstanz bereits geschädigt ist, wird in der Regel auch geröntgt.
Bei Morbus Bechterew sind die Iliosakralgelenke und die Wirbelsäule entzündet und es droht eine Versteifung. Menschen mit Schuppenflechte erkranken häufig an einer Psoriasis-Arthritis. Neben Hand- und Nägeln sind hier häufig auch Gelenke, Sehnen oder die Wirbelsäule betroffen. Auch im Zusammenhang mit chronischen entzündlichen Darmerkrankungen oder Augenentzündungen können rheumatische Gelenk- und Sehnenentzündungen auftreten.
Bei der sogenannten Gicht handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Harnsäure im Blut erhöht ist, wodurch es zu schmerzhaften Entzündungen der Gelenke kommen kann. Entzünden können sich auch Blutgefäße (Vaskulitiden) und das Bindegewebe (Kollagenosen).
Bei allen Formen von Rheuma ist eine individuell abgestimmte Behandlung durch den Facharzt (Rheumatologen) erforderlich, nicht nur, um die Lebensqualität zu steigern und Schmerzen zu linder, sondern auch, um bleibende Schädigungen zu verhindern oder einzudämmen.
Fleisch, Wurst, Zucker, Weißmehl und Alkohol tabu
In ihrem Vortrag betonte die Rheumatologin immer wieder, dass es neben der ärztlichen Behandlung wichtig sei, dass der Patient aktiv mithelfe. Wichtig sei eine gesunde Ernährung mit „entzündungshemmenden“ Lebensmitteln wie Gemüse und Vollkornprodukten, bei der nur wenig bzw. kein Fleisch, Wurst, Zucker, Weißmehl oder Alkohol konsumiert wird. Empfohlen werden Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Omega 3 Fettsäuren, die in fettem Seefisch (Lachs, Makrele, Hering und Sardinen) sowie pflanzlichen Ölen (Leinöl, Walnussöl, Hanföl) enthalten sind. Gleichzeitig könnten die Patienten durch Ausdauersport, Gymnastik und Muskeltraining ihre Beweglichkeit erhalten oder gar verbessern. Abschließend appellierte Julia Buchhorn an Betroffene: „Scheuen Sie sich nicht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gehen Sie bei länger anhaltenden Beschwerden zum Hausarzt. Bei Verdacht auf Rheuma wird er Sie an einen Facharzt überweisen. Wenn Arzt und Patient eng zusammenarbeiten, kann man sein Leben mit Rheuma sehr gut meistern.“
Im zweiten Teil des Abends ergriff Herta Schabetsberger das Wort. Sie leitet ehrenamtlich die Arbeitsgemeinschaft Laufen-Freilassing und stellte die Arbeit der Deutschen Rheuma-Liga vor. Allein in Bayern bieten 90 örtliche Selbsthilfegruppen die Möglichkeit zum Austausch und ein vielfältiges Angebot zur Unterstützung von Rheumakranken. Nähere Informationen hierzu findest man im Internet unter www.rheuma-liga-bayern.de.
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