Schon zu Beginn des Konzerts schenkt er seinem Publikum das erste Herz: Ronan Keating formt das Zeichen der Zuneigung mit beiden Händen, hält es über seinem Kopf, und die Menschen zu seinen Füßen feiern ihn gleich mal dafür.
Sie sind schließlich hier, um sich von den Schmusesongs des smarten Iren umschmeicheln zu lassen, um sich ganz diesem weichen Flow der Hits hinzugeben. Es ist eine Sternstunde der Leichtigkeit. Und auch der Himmel über dem Rosenheimer Festivalgelände gibt sich sanftmütig bis zum letzten Ton. Erst dann stürmt und schüttet es am Freitagabend, der Wind reißt an den Regencapes der heimwärts strömenden Besucherinnen und Besucher, zerrt an Bühne und Equipment.
Der Boyzone-Boy begeistert immer noch
Bis dahin war es ein traumhafter Start des Sommerfestivals: Die Julisonne schien auf das Gelände im Grünen, das von der Mangfall gesäumt wird, die Uferböschung dient als natürliche Tribüne, und auch eine Brücke bietet den Besucherinnen und Besuchern einen guten Überblick. Wer freilich nicht nur wegen der wunderbaren Atmosphäre da war, oder weil er ohnehin einen der 5000 Festivalpässe besitzt, sondern echter Ronan-Keating-Fan ist, der musste schon runter in die Arena, vor zur Absperrung. Schließlich kann sich der ehemalige „Boyzone“-Boy, der bereits als Teenie gecastet worden ist, mit 47 noch gut sehen lassen – nach 30 Jahren on Tour, und obwohl er bereits Opa ist.
Natürlich hat er die Hits seiner ersten Band dabei, wie etwa „No Matter What“ aus den späten 90ern, genauso wie eigene Songs und Lieder, die andere Stars geschrieben haben. Der Cat-Stevens-Klassiker „Father & Son“ – interpretiert vom reiferen Ronan Keating – ist einfach nur zum Dahinschmelzen. Und auch „If Tomorrow Never Comes“ bringt die Menge harmonisch in Bewegung, gemächlich wiegen sich die Körper, wippen die Köpfe im Takt – Headbanging für Liebeslieder.
Als Special Guest kommt Emely Myles auf die Bühne, die schon bei „The Voice of Germany“ begeistert hat: „Last Thing on My Mind“ singt sie im Duett mit ihrem ehemaligen Coach und lässt die knapp 9000 Zuschauerinnen und Zuschauer aufhorchen.
Bleibt nur noch ein Wunsch offen: „Are you ready für this song?“ Es ist nach 21 Uhr, es dämmert und dann kommt „When You Say Nothing At All“. Die Handys leuchten, der Refrain sitzt. „You are unfassbar“, ruft Ronan Keating und setzt mit seiner fünfköpfigen Band nach ein paar weiteren Hits den Schlussakkord: „Life Is a Rollercoaster“ bleibt die einzige Zugabe.
Ob Kamrad, der Opener des Abends, mit der Achterbahnfahrt des Lebens auch etwas anfangen kann? War er doch gerade mal drei, als der Song herauskam. Und doch gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Tim Kamrad und Ronan Keating. Der 27-Jährige beerbt den 47-Jährigen als Coach bei „The Voice of Germany“. Mit „I Believe“ und „I Hope You End Up Alone (With Me)“ hat der Nordrhein-Westfale mindestens bundesweit auf sich aufmerksam gemacht, 1,6 Millionen monatliche Hörer und Hörerinnen hat er auf Spotify. In Oberbayern fliegen ihm vor allem die Herzen des jungen Publikums zu, Ronan aber umarmt ganz Rosenheim.
Michaela Resch
Die weiteren Konzerte des Sommerfestivals Rosenheim: Bonnie Tyler & Nena, 17. Juli (ausverkauft), Wincent Weiss, 18. Juli (ausverkauft), Silbermond, 19. Juli, Dieter Thomas Kuhn & Band, 20. Juli. Info und Karten auf rosenheim-sommerfestival.de
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