Traunreut
Neue Kredite, um Investitionen zu finanzieren

Schuldenstand der Stadtwerke klettert auf 6,9 Millionen Euro – Werkausschuss segnet Wirtschaftsplan 2023 ab

06.12.2022 | Stand 18.09.2023, 4:17 Uhr
Gabriele Rasch

Die Erschließungsmaßnahmen im Neubaugebiet Stocket schreiten zügig voran. Nach Angaben des Stadtwerkechefs Frank Wachsmuth soll es in der kommenden Woche mit dem Asphaltieren der Straßen losgehen. Für den Fernwärmeanschluss in dem neuen Wohnbaugebiet wurden im Wirtschaftsplan 2023 über eine Million Euro eingestellt. −Foto: Rasch

Von Gabi Rasch

Um die im nächsten Jahr geplanten Investitionen finanzieren zu können, müssen die Stadtwerke Traunreut einen neuen Kredit in Höhe von über 3,2 Millionen Euro aufnehmen. Die Eigenmittel von rund 5,6 Millionen Euro und die Einlage der Stadt für Netzbeteiligungen und Schwimmbäder in Höhe von 266400 Euro reichen nicht aus zur Finanzierung der geplanten Investitionen in Höhe von 8,3 Millionen Euro. Außerdem sollen 783600 Euro getilgt werden. Diese Zahlen sind dem Wirtschaftsplan 2023 zu entnehmen, der in der Sitzung des Werkausschusses ohne längere Diskussion einstimmig beschlossen und nächste Woche dem Stadtrat zur endgültigen Genehmigung vorgelegt werden soll.

Erneuerungen alter Grauguss-Leitungen aus dem Jahr 1954

Zu den größeren Positionen bezog der Leiter der Stadtwerke, Frank Wachsmuth, Stellung. So werde in der Sparte Wasser die Erneuerung des Brunnens Traunwalchen 1 inklusive einer neuen UV-Anlage mit über 800000 Euro zu Buche schlagen. Für die Erneuerungen alter Grauguss-Leitungen aus dem Jahr 1954 im Bereich Neugaden-Walding wurden knapp 700000 Euro eingestellt, und für die Erneuerung der Wasserleitungen in der Geretsrieder, Neutraublinger, Waldkraiburger, Burghausener und Neugablonzer Straße wurden 550000 Euro berücksichtigt. Diese Maßnahme werde gemeinsam mit der Stadt durchgeführt, die in diesem Zuge die Straßen sanieren werde. Auf die Frage von Adolf Trenker (FW), ob in diesem Zuge in diesen Straßen auch Fernwärmeleitungen vorgesehen seien, teilte Wachsmuth mit, dass hier das Interesse der Anlieger auf Nachfrage sehr moderat gewesen sei. Gleiches gelte für Gasleitungen. Auch hier sei der Zuspruch minimal gewesen.

In der Kantstraße, die ja ausgebaut werden soll, sollen im nächsten Jahr Wasser- und Abwasserleitungen ertüchtigt werden; hier soll auch ein Fernwärmeanschluss berücksichtigt werden. Die geschätzten Kosten für die Wasserleitungen liegen bei 356000 Euro und die Kosten für neue Abwasserrohre in der Kantstraße bei 391000 Euro. Über 400000 Euro wurden für die Erneuerung einer Seihtrommel (entwässert den Überschussschlamm des Belebungsbeckens) in der Traunreuter Kläranlage eingestellt. Nach Angaben von Wachsmuth ist diese Maßnahme bereits heuer vorgesehen gewesen, konnte aber aufgrund fehlender Kapazitäten des planenden Ingenieurbüros nicht umgesetzt werden.

Im Bereich der Fernwärme müssen die Hausanschlüsse im Neubaugebiet Stocket verlegt werden. Dafür und für den Einbau der Übergabe-Stationen wurden über 1,2 Millionen Euro eingestellt. Zum Verlauf der Erschließungsmaßnahmen in Stocket sagte Wachsmuth, man sei gut im Zeitraum, und nächste Woche sollen voraussichtlich mit dem Asphaltieren begonnen werden. Weitere Plankosten von 448000 Euro wurden für die Verlegung einer Fernwärmeleitung zum Anschluss des MunaParks und des Lucéparks über die Hofer- und Eichendorffstraße geplant. Martin Czepan (Grüne) bedauerte, dass laut der Finanzplanung, die ebenfalls einstimmig genehmigt wurde, der Fernwärmeausbau in den nächsten Jahren eher rückläufig sei.

Bei Fernwärme werde Nachfrage weiter steigen

Wie dem Wirtschaftsplan zu entnehmen ist, rechnen die Stadtwerke im nächsten Jahr insgesamt mit steigenden Umsätzen: Bei der Trinkwasserabgabe wird relativ konstant mit 1,22 Millionen Kubikmeter gerechnet. Bei der Verbrauchsgebühr rechnet man mit Umsatzerlösen von rund zwei Millionen Euro. Die verrechnete Einleitungsmenge wird auf eine Million Kubikmeter geschätzt. Bei Gebührensätzen von 2,44 Euro und 2,23 Euro pro Kubikmeter eingeleitetes Misch- beziehungsweise Schmutzwasser betragen die errechneten Umsatzerlöse rund 2,5 Millionen Euro.

Bei der Fernwärme werde die Nachfrage weiter kräftig steigen, teilte der Stadtwerkechef mit. Wegen geplanter und laufender Baumaßnahmen und einer erhöhten Nachfrage von Bestandskunden rechnen die Stadtwerke mit 48,5 Millionen Kilowattstunden. Die Umsatzerlöse aus dem Wärmeverkauf werden sich bei über fünf Millionen Euro bewegen.

Die Umsatzerlöse aus Wasser- und Wärmeverkauf sowie der Abwasserbehandlung sind mit insgesamt 9,8 Millionen Euro eingeplant. Dem entgegen stehen Betriebsausgaben in Höhe von zwei Millionen Euro bei der Wasserversorgung und 3,4 Millionen Euro bei der Abwasserentsorgung. Mit 5,13 Millionen Euro werden die Betriebsausgaben bei der Wärmeversorgung zu Buche schlagen. Die Personalkosten werden sich gegenüber dem laufenden Haushaltsjahr die Waage halten. Der Ansatz liegt bei 2,5 Millionen Euro.

Schuldenstand wird sich auf 6,9 Millionen Euro erhöhen

Insgesamt betragen die voraussichtlichen Investitionen im kommenden Wirtschaftsjahr 8,3 Millionen Euro. Davon entfallen auf die Wasserversorgung 3,5 Millionen Euro, auf die Abwasserentsorgung 1,8 Millionen Euro, auf die Fernwärmeversorgung 2,7 Millionen Euro, auf das Freibad 246000 Euro und auf das Hallenbad und die Doppelturnhalle jeweils 10000 Euro. Abzüglich einer Tilgung von Darlehen bei Kreditinstituten wird sich der Schuldenstand im Laufe des Geschäftsjahres von 4,4 Millionen auf 6,9 Millionen Euro erhöhen.

Der Erfolgsplan schließt voraussichtlich mit einem Ertrag von 11,1 Millionen ab. Der Aufwand beträgt voraussichtlich 12,6 Millionen Euro. Der Vermögensplan wird mit Einnahmen und Ausgaben in Höhe von jeweils 9,1 Millionen Euro abschließen. Mit Ausnahme von kleineren Anmerkungen oder Verständnisfragen hielten sich die Wortbeiträge der Stadträtinnen und Stadträte zum Wirtschaftsplan 2023 in Grenzen. Johann Kneffel (CSU) wunderte sich jedoch darüber, weshalb für den Brunnen in Nunhausen eine relativ hohe Summe angesetzt wurde, wo doch dieser sehr geringe Mengen fördere. „Ich würde den Brunnen nicht ohne Not aufgeben“, warnte Wachsmuth. Den Brunnen zu erhalten bedeute auch eine Art Sicherheit, ein gewisses Notkonzept.