Mit 13 schrieb sie erste Gedichte, mit 15 den ersten Song. Im November 2022 erschien ihr Debüt „Das Grell in meinem Kopf“. Heute ist Malva Anfang 20, hat gerade ihr zweites Album herausgebracht und ist das neue große Thema der Münchner Musikszene.
Sie trat bei Denis Scheck als „Druckfrisch“-Musikerin auf. Und jüngst widmete das TV-Kulturmagazin „Capriccio“ ihr ein Porträt. Am 13. Dezember tritt sie im „Freiraum“ in Übersee am Chiemsee auf und bildet dort den Abschluss des Konzertprogramms 2024.
Malva wie die Blume oder wie Künstlerin Malva Schalek
Malva heißt wirklich so. Wie die Pflanze. Malva Scherer. „Meine Eltern haben damals eine Ausstellung der Malerin Malva Schalek gesehen und fanden den Namen interessant“, erzählt sie. Ihren realen Namen nutzt sie auch als Künstlernamen. „Ich habe also keine Bühnenpersönlichkeit, hinter der ich mich verstecken kann – wie etwa Lady Gaga“, sagt sie. Anders als der Name vermuten lässt, verbirgt sich hinter Malva ein Duo. Quirin Ebnet ist als Multiinstrumentalist und Produzent mit an Bord. Texte und Kompositionen stammen aber aus der Feder der Sängerin. „Das sind alles meine Lieder“, stellt sie klar. „Ich sage immer gern: Ich bringe den Teig mit und Quirin backt das Brot zu Ende.“
Ein bisschen wurde ihr die Musik in die Wiege gelegt. Die Mutter hat Gesang studiert, die Oma leitet mehrere Chöre. „Musik war für mich immer eine Art Zufluchtsort.“ Dass es auch ihr Beruf sein könnte, war ihr lange nicht klar. Nach dem Corona-Abitur folgt erst mal – nichts. Statt der erhofften Freiheit nach der Schulzeit gibt es Lockdown. Kein Kulturleben. Keine Konzerte. Malva Scherer und Quirin Ebnet nutzen die Zeit für ihr Projekt, treffen sich regelmäßig, nehmen Songs auf. 2022 ist das erste Album fertig: „Das Grell in meinem Kopf“ huldigt Chanson und Beatmusik, ist melancholisch und voller Tiefe, dann wieder leicht und hell, Tagräume und Geschichten, Englisch und Deutsch. Damit erregen sie Aufmerksamkeit. Und stehen plötzlich als Support von Douglas Dare im Münchner Milla auf der Bühne. „Das war total absurd, nachdem man selber zwei Jahre lang wegen Corona gar nicht auf Konzerte gehen konnte. Es war was ganz Neues und was ganz Schönes“, erinnert sich Malva. Mit Support-Gigs fängt es an, irgendwann kommen die ersten eigenen Konzerte und Auftritte etwa beim „Heimatsound“-Festival in Oberammergau.
2024 folgt das zweite Album „A Soft Seduction Daily“. Und aus beiden Alben wird man beim Auftritt in Ingolstadt etwas hören. Malva verspricht eine intime Atmosphäre, die entschleunigend wirkt: „Leute, die keine Angst vor dem Leisen haben, werden sich freuen.“
Wie würde sie selbst ihre Musik beschreiben? „Indie-Chanson trifft es ganz gut“, antwortet Malva. „Es ist eine bunte Mischung. Ich habe es sehr mit Farben und habe mir vorgenommen, jedem Album eine Farbe zuzuordnen. Beim ersten ist es rostorange, beim zweiten blassblau. Generell ist die Musik, die wir machen, dunkelrot. Wie ein dunkelrotes Samtsofa, wo man sich fallenlassen kann.“
Malva liebt den Charme der alten Dinge
Dass ihre Musik wie aus der Zeit gefallen klingt, kommt nicht von ungefähr. Malva liebt den Charme der alten Dinge, liest gern alte Gedichte oder stöbert in Antiquitätenläden. Kostet diese Momente der Nostalgie aus. „Ich fotografiere auch gern analog, bringe meinen Film zum Entwickeln und habe dann eine Woche Zeit, voller Vorfreude darauf zu warten.“ Sie spielt gerade mit dem Gedanken an einen Gedichtband, in dem sie ihre Texte mit ihren Fotos kombinieren könnte.
Musikalische Einflüsse? Geprägt hat sie vor allem die britische Sängerin Dodie, die bereits mit 16 Jahren eigene Songs auf YouTube hochgeladen hat. „Mit 13 Jahren habe ich sie entdeckt, ihre Songs auswendig gelernt, später versucht, sie zu covern. Und ich habe dadurch wahnsinnig Lust bekommen, selbst etwas zu schreiben.“ In ihren alten Tagebüchern ist sie fündig geworden, hat Texte von dort zu ersten Songs vertont.
Das Schreiben ist wichtig für Malva. Um im Fluss zu bleiben. Am besten drei Seiten täglich. In die immergleichen Notizbücher von MUJI. Die hat sie in ihrer Handtasche stets dabei. „So kann ein Gedicht entstehen. Aber manchmal geht es auch nur darum, meine Gedanken zu sortieren.“
Auch wenn die Musik ihr Beruf ist, arbeitet Malva nebenbei in einem Cafe. „Ich bin also eine singende Barista“, sagt sie lachend. Gibt es denn auch ein Lied über ein Cafe? „Meine Lieblingsbar ist das Cafe Kosmos, das gibt es schon ganz lange in München. Der Kaffee ist schrecklich, aber wahnsinnig günstig, und man sitzt so nett. Alle gehen hin, von jung bis alt. Ich habe mir überlegt, was die Leute immer wieder an diesem Ort zieht. Und kam zu dem Schluss, dass sie vielleicht nicht nur ihre Getränke aufs Haus bekommen, sondern auch ihr Glück. Und darüber habe ich das Lied geschrieben: ,Glück aufs Haus‘.“
Anja Witzke
Live am 13. Dezember ab 20 Uhr im „Freiraum“ in Übersee am Chiemsee, Info und Karten auf der Seite freiraum-uebersee.de/termine oder direkt hier
Artikel kommentieren