Der Umweltschutzverband Alztal und Umgebung (UVA) hat seine Jahreshauptversammlung im gut gefüllten Saal des Hotels „Zur Post“ in Trostberg abgehalten.
Wie Vorsitzender Reinhold Schopf erläuterte, sei das Hauptthema, das den Verband seit Jahrzehnten beschäftigt, die Ortsumfahrung Altenmarkt im Zuge der Bundesstraßen 299/304. Hier gebe es aktuell nichts Neues zu berichten. „Es ist davon auszugehen, dass heuer keine Anhörung mehr stattfindet“, sagte Schopf in Bezug auf den zweiten Bauabschnitt zwischen Mögling und St. Georgen. Bis wann die mehr als 1000 Einsprüche bearbeitet werden, sei auch völlig unklar. „Vielleicht liegt es auch daran, dass bei den Planungen immer neue Probleme auftauchen“, vermutet der UVA-Vorsitzende. So stelle der Talanstieg Mögling zur Anbindung der Westtrasse Trostberg ein gravierendes Problem dar. Das Bauamt erwäge deshalb eine Variante über den Schwarzerberg zu realisieren – „für Trostberg völlig unakzeptabel“.
Verkehrsbelastung vor Ort bei Stau auf der A8
„Unabhängig von den örtlichen Planungen kommen die Zubringerstrecken nach Trostberg bei der Entlastung des Großraums München zunehmend in den Fokus“, erläuterte Schopf. So werde aktuell die Pürtener Kreuzung in Waldkraiburg ausgebaut – aus Sicht des Verbands ein weiterer Baustein, um bei Stau auf der Autobahn A 8 den Verkehr über die A 94 und dann über Peterskirchen, Trostberg, Traunstein abzuleiten. Der Verband würde sich wünschen, „dass unsere Gemeindevertreter solchen Maßnahmen mehr Beachtung schenken“.
Der Besuch des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestags im Frühjahr zum zweiten Bauabschnitt der Altenmarkter Umfahrung, war ein weiteres Thema. Bisher sei noch nicht über die Petition entschieden, informierte Schopf. Die Forderung des UVA stehe, die Planungen zur Neutrassierung auf Basis der aktuellen Entwicklungen zu überdenken.
Kritik an Kiesabbau in Wiesmühl/Alz
Zum Thema Kiesgruben erläuterte Gerd Raepple, dass nun zur Überraschung des Vereins die Kiesgrube in Wiesmühl/Alz genehmigt sei. Bereits im Jahr 2012 hatte man mit der Gruppierung „Kein Kies in der Wies“ gegen den dort geplanten Kiesabbau protestiert. „Es gibt genügend Kiesgruben in unserem Landkreis, und es werden immer mehr“, sagte Gerd Raepple, „mit allen negativen Folgen für uns und unsere Umwelt.“ Alleine diese neue Grube verursache pro Jahr nur zum Abtransport des Materials 9000 Lkw-Fahrten mit 30-Tonnern und benötige 120 000 Kubikmeter Wasser zur Kieswaschung. Aus Sicht des UVA „wird ein Gutteil des bei uns geschürften Kieses in umliegende Landkreise exportiert“. Zum Kiesabbau in Wiesmühl wurde nun das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen. Es erlaubt der Firma AKR auf einer Fläche von 7,5 Hektar zwischen B 299 und Alz die Herstellung eines Gewässers durch Kiesnassabbau.
Warum sinkt der Pegel der Seeoner Seen?
Hans Fasenacht berichtete, dass bezüglich der Seeoner Seen und deren Hydrologie zwischenzeitlich zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein und der TU München zwei Masterarbeiten abgeschlossen wurden. „Ermittelt wurde, dass der seespeisende Grundwasserstock von Seeon bis Obing reicht. Die Ursache für die fallenden Wasserstände bis zum Jahr 2023 konnte noch nicht genau verifiziert werden.“ Eine nun angedachte Doktorarbeit solle dies klären. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen der Öffentlichkeit demnächst präsentiert werden.
Windräder nicht in wertvollen Wäldern errichten
Die angedachte Errichtung von Windkraftanlagen, fast ausschließlich in großen, noch geschlossenen Waldgebieten, hält der UVA für unverantwortlich. „Wollen wir wirklich den nächsten Generationen kein einziges unberührtes geschlossenes Waldgebiet mehr überlassen“, fragte Reinhold Schopf die Anwesenden. „Es gibt wirklich genügend Gewerbegebiete und vorbelastete Verkehrstrassen, wo diese Anlagen errichtet werden könnten, ohne unsere letzten unberührten Waldgebiete preis zu geben.“ Leider werde diese Alternative kategorisch in der Standortdiskussion ausgeschlossen. „Man läuft wie an eine Gummiwand“, so Schopf.
Gegen Abwasser-Einleitung in die Alz bei Burgkirchen
Die aktuell für die Firma InfraServ in Burgkirchen erteilte Einleiteerlaubnis von Abwässern in die Alz ist für den Verband nicht nachvollziehbar. Laut Schopf sollen täglich über 8500 Kubikmeter Abwasser in den Fluss geleitet werden – „darunter Schwermetalle und PFOA-Verbindungen ohne Mengenbegrenzung“. Rechne man die genehmigten Schwermetalleinleitungen hoch, dürften während der Genehmigungslaufzeit über 27 Tonnen Schwermetalle in die Alz geleitet werden, zusätzlich PFOA-Verbindungen in unbekannter Höhe. „Für uns ist es völlig unverständlich, wie das Landratsamt Altötting heutzutage so etwas genehmigen kann“, kritisierte Schopf. Man beabsichtige, dagegen vorzugehen.
Mit Hilfe von KI zu den richtigen Stellen
Anhand der Genehmigung dieser Abwassereinleitung wurde in der Versammlung dargestellt, wie sich der Verband inzwischen im praktischen Anwendungsfall Künstliche Intelligenz zunutze macht. „Die Erfahrungen bei diesem Verfahren haben gezeigt, dass man schon die richtigen Fragen stellen muss und auch die Antworten auf Plausibilität prüfen sollte“, so Bärbel Floßmann. „Damit kommt man schnell an mögliche Ansatzpunkte. In diesem Fall, der politisch sehr hoch aufgehängt ist und bei dem Einspruchsfristen abgelaufen sind, würde uns das System dazu raten, den Rat ,Umwelt‘ der EU zu kontaktieren, um den Sachverhalt zu schildern. Infolgedessen würde sich die Europäische Kommission, die sich als zentrale Behörde mit der Umsetzung und Durchsetzung von EU-Umweltrecht befasst, einschalten.“
Kontaktadressen, Rechtshinweise und Quellen werden von diesem System auch gleich mitgeliefert, informierte Floßmann weiter. „Früher wäre es kaum möglich gewesen oder hätte sehr umfangreicher Recherchen bedurft, um an diese Ergebnisse zu kommen.“
Neuer Web-Auftritt mit Diskussionsforum
Kassier Alexander Huber berichtete über den Kassenstand und die Digitalisierung der Mitgliederverwaltung. „Alles, was früher in Papierform ausgeführt wurde, ist nun digitalisiert. Auf Knopfdruck können wir den aktuellen Kassen- oder Mitgliederstatus abrufen – bis hin zu sämtlichen Anträgen und Rechnungen.“ Aber das soll, so Huber, nicht Ende der Fahnenstange sein. Im nächsten Schritt wolle man den Internetauftritt moderner gestalten und auch ein Diskussionsforum einrichten. „Jedem soll die Möglichkeit geboten werden, bei der Bearbeitung unserer Themen mitzuwirken und einen eigenen Beitrag zu leisten.“
„Der UVA hat aktuell über 500 Mitglieder, eine solide Finanzierung und ist weithin als kompetenter Ansprechpartner in Umweltsachen geschätzt. Eine gute Basis für die künftige Entwicklung“, so Vorsitzender Schopf in seinem Resümee.
− red/tt
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