Zu viel Geld abgezogen
Kleiner Fehler, große Wirkung: Stadtwerke Trostberg müssen neue Abrechnungen versenden

30.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:21 Uhr

Zahlreiche solcher Schreiben haben die Stadtwerke in den vergangenen Tagen versendet. Darin wird über die fehlerhafte Abrechnung für 2022 informiert, die auf einen Programmierungsfehler einer Softwarefirma zurückzuführen ist. −Foto: Frei

Ein kleiner Programmierungsfehler einer Softwarefirma zieht in Trostberg (Landkreis Traunstein) große Kreise.



Zahlreiche Kunden haben in diesen Tagen ein Schreiben der Stadtwerke Trostberg erhalten, in dem über eine fehlerhafte Jahresabrechnung 2022 informiert wird. Hintergrund ist die Senkung der EEG-Umlage zum 1. Juli 2022 auf 0 Euro. „Unser Abrechnungsdienstleister hat den Abzug der EEG-Umlage in der Programmierung der Software zweimal vorgenommen, so dass einem bestimmter Teil der Kunden die EEG-Umlage doppelt abgezogen wurde“, erklärt ein verärgerter Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Bratzdrum.

4800 von 6500 Stromkunden betroffen



Dieser Programmierungsfehler sei der Firma nur bei einem Stromprodukt der Stadtwerke unterlaufen – ausgerechnet bei dem meist verbreiteten Eintarif (ohne Schwachlastregelung). „Von 6500 Stromkunden sind 4800 betroffen“, so Bratzdrum.

Die finanziellen Auswirkungen des Abrechnungsfehlers dürften für die Kunden nicht gravierend sein. Für ein halbes Jahr sind rund 4,4 Cent pro Kilowattstunde verbrauchten Stroms nachzuzahlen. Das können je nach Verbrauch zehn bis 30 Euro sein. De facto werden die Nachzahlungen aber kaum spürbar sein, weil die meisten Kunden nach der Senkung der EEG-Umlage Gutschriften statt einer Änderung der Abschläge erhalten hatten. „Diese Gutschriften werden bei den meisten nun geringer ausfallen“, meint Bratzdrum.

Einen großen Mehraufwand haben dagegen die Stadtwerke. „Wir können nicht jede Rechnung einzeln ändern“, sagt der Geschäftsführer. Aber auch der Lösungsvorschlag der Software-Firma sei sehr aufwendig. Es werde zwei bis drei Tage dauern, bis die Verbrauchsrechnungen korrekt bearbeitet sind, dann würden sie an die Druckerei weitergegeben und für den Versand fertig gemacht. „Es wird schon bis Mitte nächster Woche dauern, bis wir hoffentlich die korrigierten Rechnungen rausschicken können“, schätzt Bratzdrum.

Wer kommt für Mehraufwand auf?



Diese unnötige Mehrarbeit und der mögliche Vertrauensverlust bei den Stadtwerke-Kunden ärgern ihn sehr. Man habe überlegt, wie man einen Fehler wie diesen hätte abwenden können. „Wir haben permanent Änderungen im Abrechnungssystem durch Updates und so weiter. Personell haben wir gar nicht die Möglichkeit, die vielen Änderungen der Softwarefirmen zu überprüfen.“ Die fehlerhafte Abrechnung war einer Stadtwerke-Kundin aufgefallen. Daraufhin habe der Geschäftsführer alle seine eigenen Rechnungen der vergangenen Jahre – Bratzdrum selbst ist von der fehlerhaften Abrechnung privat auch betroffen – noch einmal überprüft und keine Unregelmäßigkeiten festgestellt.

Wer die Kosten, die durch den Mehraufwand entstehen, tragen wird, sei noch nicht klar. Bratzdrum: „Da werden wir uns wohl noch mit der Softwarefirma herumstreiten müssen.“