Kulturzentrum k1 Traunreut
„Jazzstories“ von Grimmepreisträger August Zirner beim Festival „Leseglück“

30.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:23 Uhr
Kirsten Benekam

Aufregende Jazzstories: August Zirner (Querflöte), Sven Faller (Kontrabass) und Philipp Stauber (Gitarren) im im Traunreuter k1. −Foto: Benekam

Es sind Geistesverwandte in Sachen Poesie, Swing und Humor, sie lieben es, in faszinierende Geschichten aus der Welt der Musik einzutauchen und sie interpretieren auf ganz eigene, frische Art. Beim Chiemgauer Literaturfest „Leseglück“ gaben sich im k1 in Traunreuter im Landkreis Traunstein drei hochkarätige Instrumentalisten die Ehre: August Zirner (Querflöte), Philipp Stauber (Gitarren) und Sven Faller (Kontrabass).

Was Instrumentalisten mit Literatur zu schaffen haben? Mehr als gedacht: „Eine Geschichte erzählen“ ist eine Grundforderung an gute Jazzkompositionen. Ihre Interpretation – ein Gefühls- und Gedankenaustausch nach intensiver Auseinandersetzung – geht Themen auf den Grund. Emotionsbeladene Erzählinhalte kommen (sprach-)barrierefrei beim Zuhörer an. So erwiesen sich die drei Musiker, die in ihrem Programm „Jazzstories“ Nummern von Duke Ellington bis Thelonious Monk spielten, als wahre Meister.

Die Texte mischten Würze in den harmonisch-musikalischen Dreiklang. Schauspieler und Grimmepreisträger August Zirner („Homo Faber“, „Die Apothekerin“, „Fälscher“, „Wut“) kann glänzend mit Text umgehen. Das Publikum hing förmlich an seinen Lippen, als er sich Stories um Duke Ellington und Thelonious Monk aus dem Ärmel schüttelte. Ungeahnte Horizonte öffneten sich, als er aus dem Tagebuch eines New Yorker Taxifahrers vorlas. Diesem Glückseligen war Fortuna hold, als er einen ominösen Fahrgast zum Riverside Drive 111 (Dukes Haus) chauffieren sollte. Aber auch Faller und Stauber zeigten erstaunliches Erzähltalent. Doch Zirner, von Stauber als „Musiker, der gelegentlich als Hobbyschauspieler auftritt“, vorgestellt, plättete das Publikum komplett.

Ist er nun schauspielender Musiker oder musizierender Schauspieler? Geht beides? Spätestens in seiner Interpretation von Jethro Tulls „Locomotive Breath“ war’s deutlich. Der kann beides. Alle drei verwöhnten mit virtuosen Soli – und diesem gemeinsamen Atem, der eine Jazz-Formation mit Prädikat „besonders hörenswert“ auszeichnet. Ein Genres übergreifender Abend, der musikalisch wie literarisch glücklich machte.

Kirsten Benekam