Warnstufe gelb im Wald
Im Landkreis Traunstein droht eine Invasion von Borkenkäfern

25.06.2024 | Stand 25.06.2024, 17:07 Uhr |

Winzig klein ist der Borkenkäfer. Doch der Schädling vermehrt sich rasend schnell und bedeutet für einen Baum, in dem er sich eingenistet hat, den sicheren Tod.

Die Regenschauer der vergangenen Wochen konnten ihm nichts anhaben. Unbeeindruckt von der Nässe ist der Borkenkäfer in fast allen bayerischen Wäldern sehr aktiv. Da die Meteorologen für die nächste Zeit hochsommerliche Temperaturen vorhersagen, hat jetzt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF) für die Privatwälder in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land die Warnstufe „gelb“ ausgerufen.

Bohrmehl sieht wie Schnupftabak aus

Wie Schnupftabak sieht das feine dunkelbraune Mehl aus, das sich in Spinnweben oder im Moos zu Fuße eines Baumes findet. Am Stamm sieht der Waldbesitzer kleine Löcher, aus denen winzige Häufchen des feinen „Bohrmehls“ treten. „Das sind die bekannten Alarmzeichen für einen akuten Befall durch den Käfer“, erklärt Wolfgang Madl, Leiter des Bereichs Forsten am AELF. Jetzt heißt es für den Waldbesitzer schnell handeln: Der Baum muss in kürzester Zeit gefällt und aus dem Wald geschafft werden.

„Der Borkenkäfer beginnt derzeit mit der Anlage der „Geschwisterbrut“, so Madl. Die Altkäfer schwärmen auf der Suche nach Brutraum aus und bohren sich unter die Rinde von Fichten. „Nach dem großen Schneebruch Ende 2023 befindet sich immer noch viel Brutmaterial für den Käfer in den Wäldern.“

Rekordfänge in den Borkenkäferfallen

Über ganz Bayern sind Borkenkäferfallen verteilt, die den Schädling mit Hilfe von Lockstoffen anziehen, um die „Schwärmphasen“ des Käfers zu überwachen. Im Bereich des AELF Traunstein sind diese Fallen nördlich von Traunstein und in der Ramsau aufgestellt. Die zuständigen Revierförster, die die Fallen betreuen, haben jetzt Alarm geschlagen. „Wir haben hier so viele Käfer wie noch nie zu dieser Jahreszeit gezählt“, berichtet Wolfgang Madl. „Deshalb musste ich jetzt reagieren und habe für das gesamte Dienstgebiet die Warnstufe „gelb“ auszurufen.“

Waldbesitzer: Alle zwei Wochen Kontrolle nötig

Dies bedeutet, dass die Waldbesitzer nun dringend aufgerufen sind, alle zwei Wochen ihre Fichtenbestände auf Neubefall zu kontrollieren und den Käfer entsprechend zu bekämpfen. Allerdings erschweren Regengüsse die Kontrolle, da sie das Bohrmehl oft wegwaschen.

Besonders anfällig sind Bereiche, die bereits im Vorjahr von Käfern befallen wurden – dazu gehören besonnte Waldflächen und Waldränder sowie durch Kahlschlag geöffnete Bestände und Käfernester aus dem Vorjahr. Die Symptome sind gut zu erkennen: Bei bereits länger befallenen Bäumen färben sich die Kronen braun und die Rinde blättert ab.

Leibspeise für Specht und Ameisenbuntkäfer

Aber der Käfer hat auch Feinde: Für Specht und Ameisenbuntkäfer ist der Schädling eine Leibspeise. „Das sind unsere größten Helfer“, erklärt Wolfgang Madl. Trotz des momentanen Anstiegs des Borkenkäfers sieht der Chef des Bereichs Forsten auch positive Aspekte: „Der viele Regen hat den Wald und damit auch die Fichten gestärkt. Sie können Harz produzieren und sich so gegen den Käfer wehren.“

Aktuelle Informationen zur Borkenkäferentwicklung gibt es im Internet unter www.borkenkaefer.org. Die Revierförster des AELF stehen bei Fragen zum Borkenkäferbefall und dessen Bekämpfung gerne kostenlos zur Verfügung. Unterstützung leisten auch die Waldbesitzervereinigungen Laufen-Berchtesgaden und Traunstein als Selbsthilfeeinrichtungen der Waldbesitzer sowie zahlreiche regionale Forstunternehmen.

− red

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