Als MANV – Massenanfall von Verletzten – wird eine Situation bezeichnet, bei der eine große Zahl Verletzter medizinisch versorgt werden muss und die rettungsdienstliche Regelversorgung dafür nicht mehr ausreicht. Was bei einem MANV zu tun ist und was es braucht, eine solche Lage zu bewältigen, übten mehr als 350 ehrenamtliche Malteser-Helfer bei einer großen Katastrophen- und Zivilschutzübung in Münchsmünster (Landkreis Pfaffenhofen). Die Traunsteiner Malteser stellten mit 32 Ehrenamtlichen das größte Helferkontingent aller teilnehmenden bayerischen Gliederungen.
Auf dem Wasserübungsplatz der Bundeswehr wurden der vollständige Ausfall der Infrastruktur und die Versorgung von Patienten auf einem Behandlungsplatz trainiert, zum einen nach dem bayerischen System „Behandlungsplatz 50“ und im Vergleich dazu nach dem deutschlandweit praktizierten „medical taskforce“-Hilfsleistungskonzept. Ziel der Übung war es, die Stärken und Schwächen der beiden Systeme herauszufinden und mit beiden Varianten effektiv arbeiten zu können. „Katastrophen passieren nicht nur in Bayern, und unsere Einheiten werden bei großen Schadensereignissen auch außerhalb eingesetzt“, so Max Rauecker, Kreisbeauftragter der Traunsteiner Malteser.
Bei Einsätzen wie im Ahrtal muss es Hand in Hand gegen
Wie wichtig es ist, dass Hilfskräfte aus unterschiedlichen Bundesländern und Organisationen am Einsatzort Hand in Hand zusammenarbeiten, habe unter anderem die Flutkatastrophe im Ahrtal gezeigt, wie Jan Arsan, Kontingentführer aus Traunstein, erklärt. An den eilends aufgebauten Behandlungsplätzen, die in Zelten errichtet und entsprechend ausgestattet wurden, sichteten Ärzte und Sanitäter die Verletzten und Erkrankten, stuften sie nach Schwere der Verletzungen und Priorität ein und versorgten sie notfallmedizinisch. Von den Behandlungsplätzen aus erfolgte der Transport in weiterführende medizinische Versorgungseinrichtungen.
Aus Traunstein waren drei Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG) – Technik und Logistik, Behandlung und Verpflegung – am Übungseinsatz, ebenso die Gruppe für Realistische Unfalldarstellung (RUD), die den insgesamt 49 Patienten-Darstellern fingierte und täuschend echte Verletzungen – von der Kopfplatzwunde über schwere Verbrennungen bis zum Wespenstich – schminkten und selbst als Statisten und Darsteller tätig waren. Einen Tag vor dem eigentlichen Übungstag rückte das Traunsteiner Kontingent an, als Kolonne mit zwölf Einsatzfahrzeugen samt Anhängern. Auch das Fahren im Verbund als Kolonne will gelernt und geübt sein, und so war die Anreise schon eine erste neue Erfahrung und Auftakt der Großübung.
Erster Einsatz für die neue Feldküche
Die SEG Technik und Logistik aus Traunstein half bei Aufbau und Betrieb der Behandlungsplätze, stellte die Energieversorgung mit Notstromaggregaten sicher und richtete neben vielen weiteren Aufgaben auch eine Tankstelle für die Einsatzfahrzeuge ein, basierend auf Tankanhängern. Auch das Küchengebäude wurde von den Malteser-Technikern mit Strom versorgt und ausgeleuchtet. Die Betreuungshelfer der Schnell-Einsatz-Gruppe aus Traunstein unterstützten den Aufbau und die Einrichtung der Behandlungsplätze, ebenso deren Betrieb.
Die Malteser-Verpflegungsgruppe aus Traunstein brachte die nagelneue Feldküche mit zur Übung, die sie erst wenige Wochen vorher vom Freistaat Bayern für den Katastrophenschutz erhalten hatte. So konnte mit der neuen Modulküche auf einem Anhänger erstmals ausgiebig geübt werden. Zusammen mit anderen Küchengruppen aus Bayern sorgten die Malteser-Haubenköche an den drei Übungstagen für beste kulinarische Versorgung der 350 Übungsteilnehmer, denn „ohne Verpflegung keine Bewegung“, wie Daniela Alversammer, Gruppenführerin der Verpflegungsgruppe, augenzwinkernd sagte.
Beeindruckt von der Einsatzbereitschaft der Ehrenamtlichen zeigte sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der sich ein Bild vom Übungsverlauf machte und von den Erkenntnissen berichten ließ. Er lobte das große Engagement der Malteser. „Gemeinsame Übungen stärken die organisationsübergreifende Zusammenarbeit aller Akteure im Katastrophen- und Zivilschutz. Sie bieten die Möglichkeit zur konkreten Vorbereitung auf Einsatzlagen und das Trainieren von Abläufen. Zudem fördern sie den wichtigen Austausch unter den Einsatzkräften, was im Ernstfall der Schlüssel zum Erfolg ist“, betonte Herrmann.
Vorteil im Ernstfall: Wissen wie der andere tickt
Als Resümee bewerteten die Führungskräfte aus Traunstein es als „sehr wertvoll und wichtig“, die Behandlungskonzepte Bayern und Bund unter realitätsnahen Bedingungen zu testen, zu vergleichen und Stärken des jeweils anderen Systems einzubinden. Besonders schön waren jedoch Gemeinschaft und Kameradschaft mit den Maltesern aus ganz Bayern. „Sich zu kennen und zu wissen, wie das Gegenüber tickt, ist im Ernstfall und wenn der Katastrophenfall eintritt, von großem Vorteil,“ betonte Arsan.
− pv
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