Traunstein
Firma Pohlig baut in Traunstein 136 Parkplätze mit PV-Überdachung

Klare Mehrheit im Stadtrat – Hümmer nach Debatte um Parkdeck: „Nicht zu wirtschaftlich sinnfreien Investitionen raten“

06.12.2022 | Stand 18.09.2023, 7:26 Uhr

Auf dem Gelände der Firma Pohlig an der Chiemseestraße in Traunstein entstehen 136 neue Mitarbeiter-Parkplätze, die mit Photovoltaik-Modulen überdacht werden. −Simulation: Pohlig

Von Robert Seifert

Der Traunsteiner Stadtrat hat grünes Licht für ein Zukunftsprojekt der Firma Pohlig im Gewerbegebiet an der Chiemseestraße gegeben. Das Gremium votierte mit klarer 25:3-Mehrheit für die Aufstellung eines Bebauungsplans. Damit werden auf einer 3300 Quadratmeter großen Fläche 136 zusätzliche Mitarbeiter-Parkplätze ermöglicht, die mit Photovoltaik-Modulen überdacht sind. Ein provisorischer Parkplatz wird im Gegenzug zurückgebaut, und auf einer Ausgleichsfläche in Wonneberg werden 4000 Quadratmeter Grünland in eine Nasswiese verwandelt.

Wie Unternehmer Kurt Pohlig in der Sitzung erläuterte, handle es sich um ein Projekt der Pohlig Liegenschafts-GmbH, die im Familienbesitz geblieben und für die Grundstücke und Gebäude zuständig sei. Orthopädie-, Reha- und Schuhtechnik sowie die Sanitätshäuser waren im Jahr 2018 unter das Dach der Otto-Bock-Firmengruppe geschlüpft und sind Mieter der Liegenschaften.

In den vergangenen 40 Jahren war die Mitarbeiterzahl von 20 auf mittlerweile weit über 650 gestiegen, davon gut 480 am Standort Traunstein, für den er sich immer stark gemacht habe, wie Kurt Pohlig in der Stadtratssitzung versicherte. Allein die Tatsache, dass die gesamte Produktion für die Pohlig-Niederlassungen in der Großen Kreisstadt gebündelt wurde, habe für ein Mitarbeiter-Plus von 80 gesorgt – „alle kommen hier aus der Region“, so der Unternehmer.

Schnell seien daraufhin die Parkplätze knapp geworden, zumal angemietete Flächen überraschend wegfielen. Daraufhin habe man vorübergehend landwirtschaftlichen Grund aufgekiest – das könne jedoch kein Dauerzustand sein, die Fläche werde nun renaturiert, so Pohlig. Mit den PV-Modulen über den neuen Parkplätzen könne man rechnerisch den eigenen Strombedarf von etwa 700000 Kilowattstunden pro Jahr nahezu decken.

In der Aussprache zeigte sich Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer (CSU) begeistert: Von der „unglaublichen unternehmerischen Leistung“ profitiere die Stadt durch die vielen Arbeitsplätze, aber auch durch die Gewerbesteuer-Einnahmen. Die Doppelnutzung der Flächen als Parkplatz und zur Stromerzeugung sei ein „Musterbeispiel“ für weitere Firmen. Die Mehrheit der Redner signalisierte ebenfalls Zustimmung zu dem Projekt, Simon Steiner (Traunsteiner Liste) regte noch möglichst viele Lademöglichkeiten für E-Autos an.

Bedenken kamen aus den Reihen der Grünen angesichts des Flächenverbrauchs von 0,6 Hektar. Ein von Dr. Patrick Nepper alternativ ins Gespräch gebrachtes Parkdeck sei aber nicht nur gestalterisch problematisch, so Pohlig. Es wäre wegen einer Hochspannungsleitung auch nur im nördlichen Grundstücksbereich möglich. Angrenzende landwirtschaftliche Flächen würden dann jedoch beschattet und lieferten weniger Ertrag, und der Grund stehe Pohlig dort auch nur auf Erbpachtbasis zur Verfügung.

Mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Aufgabe des Flächensparens könnte Pohlig doch mit positivem Beispiel vorangehen und „auch einmal eine wirtschaftliche schwierige Entscheidung treffen“, blieb Nepper hartnäckig. Er stieß damit aber auf heftigen Gegenwind: Der Stadtrat habe rein das Baurecht zu beurteilen und keine wirtschaftlichen Überlegungen anzustellen, sagte Fraktionsvorsitzender Konrad Baur. Hümmer wurde noch deutlicher: „Wirtschaftsfreundlichkeit zeigt sich nicht nur durch nette Worte, sondern vor allem dadurch, dass man Firmen auch dann unterstützt, wenn’s drauf ankommt, und ihnen nicht zu wirtschaftlich sinnfreien Investitionen rät.“