Wegen der Klimakrise und milder werdender Winter verändern viele Vögel ihr Verhalten. Umso wichtiger für den Artenschutz, dass man die Hintergründe kennt, Daten sammelt und das Wissen über die Vogelwelt erweitern – etwa durch die „Stunde der Wintervögel“. Zum 20. Mal hat der Landesbund für Vogel- und Naturschutz Bayern (LBV) am vergangenen Wochenende die Bevölkerung zum Mitmachen aufgerufen.
Ornithologisch versiert, ist unser Fotograf Ludwig Tradler natürlich immer mit von der Partie. „Vogelbeobachtung macht glücklich und schenkt eine Auszeit vom Alltag“, bestätigt der Pallinger die Devise des LBV – und auch eine erste Erkenntnis der aktuellen Erhebungen: Der Bergfink wird zum Überflieger.
Der Wintergast aus Skandinavien und Nordosteuropa ließ sich vielerorts blicken und scheint heuer in großer Anzahl in Bayern unterwegs zu sein. Letztes Jahr nur knapp unter den 20 am häufigsten gemeldeten Arten, dürfte er sich heuer ohne Probleme einen Platz unter den Top 10 sichern – aktuell auf Rang 7 liegend.
„Vier Stunden bei minus zwölf Grad – das hat sich gelohnt“
„Meistens ist er auf hohen Bäumen unterwegs. Ich habe die Bergfinken am Dienstag im Pallinger Wald erwischt. Vier Stunden bei minus zwölf Grad – das hat sich gelohnt“, schreibt Ludwig Tradler zu seinen Bildern.
In der Zwischenbilanz des LBV für den Landkreis Traunstein, wo bislang 292 Menschen ihre Beobachtungen gemeldet haben, wurde der Bergfink 1088 Mal gezählt – in 35,3 Prozent der Gärten, Platz 7 in der vorläufigen Rangliste. . Bei der Wintervogelzählung 2024 war dies noch ganz anders, da lag die Bergfinken-Anzahl bei nur 105 in 11,3 Prozent der Gärten, was Platz 19 bedeutete.
In Bayern schon 11 500 Meldungen von fast 15 000 Teilnehmenden
Rund 11 500 Meldungen von fast 15 000 Teilnehmenden sind nach den drei Zähltagen im Freistaat schon beim LBV eingegangen. Etwa 355 000 Vögel wurden beobachtet. „Und einer sorgte bei besonders vielen Teilnehmenden für Begeisterung: der Bergfink“, so LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „In manchen Jahren zieht diese Art in großen Trupps nach Bayern. Schnee und Frost im hohen Norden bringen die Wintergäste zu uns, weil sie hier leichter Nahrung finden.“
Der Erlenzeisig ließ sich hingegen eher selten an den Futterstationen in Bayern blicken und scheint heuer genügend Nahrung in den Wäldern zu finden, heißt es in der LBV-Zwischenbilanz. Auch die Amsel war etwas weniger präsent. Eine Rolle könnte hier das Usutu-Virus spielen, das im Sommer 2024 wieder aktiv war. Auf den Grünfinken wartete man vielerorts ebenfalls vergeblich. Auch hier könnte ein Krankheitserreger, der dem kleinen Finkenvogel immer wieder zusetzt, mitverantwortlich sein.
139 Meldungen sprechen für sich: der Hausrotschwanz, Vogel des Jahres 2025, fühlt sich zunehmend auch im Winter in den bayerischen Gärten wohl. Auch andere Kurzstreckenzieher wie der Star wurden häufig gemeldet. Die milderen Winter scheinen es diesen Arten zunehmend zu ermöglichen, auf den Zug in den Süden zu verzichten, weil sie auch im Freistaat genügend Nahrung finden.
Auf den Podiumsplätzen finden sich die üblichen Verdächtigen: Der Haussperling verteidigt souverän seinen Titel als häufigster Wintervogel. Hinter ihm rangiert die Kohlmeise, die heuer auch in den meisten Gärten gemeldet wurde. Ebenfalls wieder vorne mit dabei: der Feldsperling, aktuell auf Rang 3. Auf Platz 4 folgt die Blaumeise, und auch die Amsel schafft es noch in die Top 5.
Wer am Wochenende mitgezählt hat, kann seine Beobachtungen noch bis 20. Januar einreichen unter www.stunde-der-wintervoegel.de.
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