Traunstein/Unterwössen
Beglückende Konzerte zum Jubiläum

30 Jahre Chiemgau Jugendsymphonieorchester: Gastspiele im Vereinshaus Traunstein und in Unterwössen

08.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:05 Uhr

Bei der Uraufführung von "Dunkelstein" von Robert Zollitsch spielten die Hornisten Sebastian Krause (stehend, rechts), Fanny Fakler, Lena Wastlhuber und Elias Walter sowie das Kammerorchester unter der Gesamtleitung von Ya-Wen Köhler-Yang. −Foto: Giesen

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Chiemgau Jugendsymphonieorchester gab es nach einer öffentlichen Generalprobe in Inzell zwei große Konzerte im Vereinshaus Traunstein und in der Achentalhalle Unterwössen. Beide waren sehr gut besucht und ein voller Erfolg für die hochbegabten Musikschüler, ihre Lehrer und auch die Besucher.

Mit großem Aufwand seitens der Musikschulen im Landkreis Traunstein hatte Simon Nagl die Konzerte federführend organisiert. Er hatte 2009 die Projektleitung des Orchesters übernommen, in dem seit der Gründung 1992 Musikschülern im Alter zwischen zehn und 20 Jahren aus dem Landkreis die Möglichkeit gegeben wird, gemeinsam große Orchesterwerke der Musikliteratur zu proben und schließlich vor Publikum in feierlichem Rahmen zu spielen.

Die Gesamtorganisation der Konzerte lag heuer in Händen von Monika Gaggia, die allen Lehrern, Eltern und Organisatoren für ihren Einsatz dankte. Vorausgegangen waren ein Probenwochenende auf dem "Labenbachhof" in Ruhpolding sowie vier gemeinsame Proben in Traunstein.

Das Konzert wurde mit der Egmont Ouvertüre opus 84 von Ludwig van Beethoven vom gesamten Orchester eröffnet. Etwa 40 Musiker spielten, darunter neben den Jugendlichen auch einige ihrer Musiklehrer und erfahrene Musiker. Die Leitung hatte wieder Ya-Wen Köhler-Yang inne, die das Jugendorchester seit 2006 dirigiert. Durch ihre einerseits sensible, andererseits klare und ausdrucksstarke Art erzielte sie bei allen Aufführungen besondere Erfolge und brachte die Jugendlichen in ihrer musikalischen Entwicklung spürbar weiter. Hör- und sichtbar war, dass die jungen Musiker mit hoher Konzentration spielten und überzeugend mit viel Spielfreude ihr hohes Können zeigten.

Ein Höhepunkt war die Uraufführung des Stückes "Dunkelstein" von Robert Zollitsch, das der Cellist und Komponist eigens für das 30. Jubiläum des Chiemgau Jugendsymphonieorchesters geschrieben hatte. Berühmt wurde der 1966 in München geborene Zollitsch in China vor allem, weil er etwa 100 klassische chinesische Gedichte für Gesang vertont hatte. Einige davon wurden zu großen Hits in China. Seit 2020 lebt Zollitsch mit seiner Familie im Chiemgau. Durch seine Freundschaft mit Angehörigen der Grassauer Blechbläser kam es zu der Komposition für das Orchester.

Das "Grassauer Hornquartett" mit Sebastian Krause, Fanny Fakler, Lena Wastlhuber und Elias Walter spielte unter der Leitung von Sebastian Krause hochversiert die drei Sätze, betitelt mit "Über die Donnerberge", "Im Land der Feuerwirbel" und "Am See der Sternenquelle". Die Komposition und die Titel erinnerten an Programmmusik – einer Annahme, der Zollitsch widersprach: Er schreibe immer erst die Musik und finde danach die passenden Titel dazu. Die Hörner seien für alle Orchester sehr wichtige Instrumente, weil sie "den Kitt", das Verbindende, zwischen den übrigen Instrumenten darstellten. Aus dem Grund sei es ihm eine große Freude gewesen, dieses Stück auch als Hommage für vier Hörner zu komponieren. Das Publikum lauschte gebannt, wie in Tönen die Donnerberge, Feuerwirbel und der See der Sternenquelle vor dem inneren Auge erstanden. Rauschender Applaus belohnte die Uraufführung.

Nach der Pause spielte das gesamte Orchester die wunderschöne Symphonie Nr. 3 in D-Dur von Franz Schubert, bekannt durch ihre Schlichtheit und Leichtigkeit, dem die Spieler durch ihr harmonisch und aufeinander bezogenes Miteinander gerecht wurden. Besonders brillierten die Streicher durch modulierte Intonation, Kraft und Vitalität. Offensichtlich und hoffentlich musizierten hier zahlreiche spätere Berufsmusiker. Dank des besonderen Musikerlebnisses wurde weder mit Applaus noch mit Spenden gespart, denn der Eintritt war frei. Auf Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Chiemgau im nächsten Jahr darf man sich freuen.