BN sucht Dialog mit Landwirten
Beate Rutkowski: „Artenvielfalt und Klimaschutz sind nur gemeinsam zu schaffen“

18.05.2024 | Stand 18.05.2024, 15:00 Uhr |

Georg Hermannsdorfer zeigte in der BN-Hauptversammlung ungewöhnliche und kostensparende Möglichkeiten zur Bachrenaturierung, wofür ihm Kreisvorsitzende Beate Rutkowski mit einem Präsent dankte. − F.: BN

In der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Traunstein im Bund Naturschutz hat der Ingenieurbiologe Georg Hermannsdorfer mit vielen Bildern ungewöhnliche und kostensparende Möglichkeiten zur Bachrenaturierung im Landkreis gezeigt. Uferbepflanzung oder -befestigung mit Naturmaterialien wären Maßnahmen, die in Zusammenarbeit mit den Kommunen auch von BN-Aktiven mit umgesetzt werden könnten, so sein Fazit.

Traunsteins Zweite Bürgermeisterin Walburga Mörtl-Körner (Grüne) würdigte das vielfältige Engagement der Kreisgruppe zum Schutz der Lebensgrundlagen und die gute Zusammenarbeit beim Traunsteiner Apfelmarkt. MdL Dr. Martin Brunnhuber (Freie Wähler) verband in seinem Grußwort die Arbeit des BN mit Erinnerungen aus seinem Leben. Die Großeltern hätten noch in den Kendlmühlfilzen Torf gestochen, heute sei es ein Naturschutzgebiet. Und bei seinen Skitouren am Geigelstein sei er jedes Mal dankbar für die Verhinderung der Skischaukel und eines überbordenden Alpentourismus.

An große Verdienste von Alois Glück erinnert

Kreisvorsitzende Beate Rutkowski würdigte zu Beginn ihres Jahresrückblickes Alois Glück, der sich als Vorsitzender des ersten Umweltausschusses im Landtag, als Vater des Bergwaldbeschlusses, bei der Rettung des Geigelsteins und als Vermittler beim Bienen-Volksbegehren große Verdienste für den Natur- und Umweltschutz erworben habe und über 50 Jahre Mitglied der Kreisgruppe gewesen sei.

Anschließend malte sie ein buntes Bild vielfältiger Aktivitäten. „Die Schwerpunkte unserer Kreisgruppenarbeit waren im vergangenen Jahr die Themen Wasser, Landwirtschaft und vor allem der Arten- und Biotopschutz“, berichtete Rutkowski. Dabei seien diese Bereiche untrennbar miteinander verbunden. Landwirtschaft und Naturschutz hätten dieselben Ziele. „Auch die Bauern sind auf eine intakte Umwelt angewiesen. Nicht gegeneinander, sondern miteinander müssen wir arbeiten, denn Artenvielfalt und Klimaschutz sind ohne die Bodenbewirtschafter nicht zu schaffen.“

Regionale Wertschöpfung wird unterstützt

Gemeinsam mit der Ökomodellregion, dem Landschaftspflegeverband oder mit dem Ernährungsrat Traunstein versuche die Kreisgruppe, regionale Vermarktung und Wertschöpfung zu unterstützen, zum Beispiel durch den Traunsteiner Apfelmarkt, und gleichzeitig die wirklich wichtigen Probleme der Landwirtschaft zu benennen. Rutkowski dankte dem Bauernverband Traunstein und dem Maschinenring für die gemeinsame Ablehnung der „Neuen Gentechnik“.

Die jährlichen Artenschutzmaßnahmen für Amphibien in Marquartstein, Vachendorf, Traunreut, Hart bei Chieming und Schnaitsee wurden wieder mit Dutzenden Helfern über mehrere Wochen durchgeführt, fuhr die Kreisvorsitzende fort. Die Landschaftspflegemaßnahmen in den Kalkquellmooren Maisentalmoos und Moosmühle am Tachinger See oder im Ödmoos bei Traunstein würden zunehmend mit Jugendgruppen und Schulklassen umgesetzt, vor allem mit dem P-Seminar des AKG Traunstein und mit der Grundschule Taching.

Flächenverbrauch bei Straßenbau „ein riesiges Problem“

Der Flächenverbrauch und die damit verbundene Naturzerstörung, besonders durch viele geplante Straßenbauvorhaben wie die Umfahrungen Altenmarkt, Trostberg, Tacherting, Matzing, Chieming oder Seebruck sei ein riesiges Problem. „Dafür müssten Hunderttausende von Euro investiert werden, und das in einer Zeit, in der uns das Geld für den Ausbau der Bahn und die Verbesserung im ÖPNV fehlt und das Deutschlandticket immer wieder auf der Kippe steht. Der Bundesverkehrswegeplan ist nicht mehr zeitgemäß und muss dringend überarbeitet werden“, forderte die Kreisvorsitzende.

Zum Schluss rief sie zur Teilnahme an der sehr wichtigen Europawahl auf. „Sei es die Natura-2000-Richtlinie, die unsere FFH- und Vogelschutzgebiete, viele seltene Arten und vor allem auch unsere Moore schützt, sei es die Wasserrahmenrichtlinie, die unsere Gewässer und Grundwasserkörper schützt, oder die gemeinsame Agrarförderung, die Geld für Landschaftspflege und Bodenschutz gibt, seien es die Regelungen für die Gentechnik oder zum internationalen Klimaschutz oder auch die Vorgaben für den Einsatz chemischer Stoffe – ohne die rechtlichen Vorgaben der EU wäre der Schutz der Natur kaum möglich“, betonte sie. Auch die Demokratie stünde auf dem Spiel, denn in vielen Ländern würden Parteien und Gruppierungen immer stärker, die die Abschaffung der EU zum Ziel haben und sich deshalb ins Parlament wählen lassen wollten.

Klaus Herold wird in den Kreisvorstand gewählt

Nach dem Rechenschaftsbericht durch die Schatzmeisterin Ursula Steiner und der einstimmigen Entlastung des Vorstandes wurde in einer Nachwahl für den freien Platz im Kreisgruppenvorstand einstimmig Klaus Herold aus Traunstein gewählt. Er ist seit Jahrzehnten im Bund Naturschutz Traunstein aktiv, angefangen bei den Renaturierungsarbeiten in den Kendlmühlfilzen bis zu Pflanzaktionen im Bergwald. Damit ist der Vorstand nach dem Tod von Hermann Eschenbeck wieder komplett, im nächsten Frühjahr findet turnusgemäß die nächste Vorstandwahl statt.

− red

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