Traunreut
„Autos nicht immer verteufeln“

Öffentliches Parkhaus und Parkleitsystem für Traunreut – Dangschat: „Rennen bei mir offene Türen ein“

27.01.2023 | Stand 25.10.2023, 11:22 Uhr

Parken ist in der Traunreuter Innenstadt kostenlos, dafür sind die Parkplätze auch begehrt – auch am Rathausplatz. Da künftig rund 200 Parkplätze wegfallen, soll ein Parkhaus Abhilfe schaffen. −Foto: Vogl

Von Christiane Vogl

Parken ist in Traunreut ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist die Stadt deshalb attraktiv, weil kostenloses Parken möglich ist. Andererseits sind Parkplätze rar – und das werde sich in den kommenden Jahren verschärfen. Laut einem Antrag der Bürgerliste würden künftig rund 200 Parkplätze wegfallen, der Bedarf aber bleibe bestehen. Deshalb seien Planungen für ein Parkleitsystem in der Kernstadt, aber auch ein öffentliches Parkhaus notwendig. Mit diesem Antrag rannte die Fraktion auch bei Bürgermeister Hans-Peter Dangschat „offene Türen ein“, wie dieser in der Bauausschusssitzung sagte.

Czepan: Erst andere Möglichkeiten ausschöpfen

Konkret gehe es bei dem Antrag der Bürgerliste darum, ein Parkhaus unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte zu planen. So solle beispielsweise eine begrünte Fassade vorgesehen werden. Gleichzeitig sollen Flächen an Dauerparker vermietet, Ladestationen angeboten und Angebote für Leihräder und -roller geschaffen werden. Als Mobilitätszentrale soll das Parkhaus zudem die Attraktivität der Innenstadt erhöhen. Bürgermeister Hans-Peter Dangschat fand, dass ein solches Parkhaus auch für das k1 einen Gewinn darstelle.

Bezüglich der Kosten für ein solches Projekt hatten jedoch einige ihre Bedenken. Beispielsweise Martin Czepan (Grünen), der betonte, dass sich dies auf lange Sicht nicht finanziere, aber auch Konrad Unterstein (Freie Wähler), der ebenso darauf aufmerksam machte, dass ein solches Parkhaus „nie rentabel sein wird“. Czepan schlug zudem vor, erst andere Möglichkeiten auszuschöpfen. So gebe es Kommunen, in denen manche Firmenparkplätze am Wochenende öffentlich zugänglich seien. „Das Vorhaben ist auch ökologisch schlecht“, sagte Czepan. Fraktionskollegin Veronika Lauber war dem Antrag gegenüber ebenfalls sehr skeptisch. „Ich bin hin- und hergerissen“, sagte sie. „Wenn die Leute wissen, dass mehr Parkplätze da sind, kommen vielleicht auch mehr mit dem Auto.“ Sie habe Angst, dass man so nur noch mehr Autos in die Innenstadt lenke, zudem habe sie in der Innenstadt bislang immer einen Parkplatz gefunden.

Andreas Füssel (AfD) kritisierte, dass man den Menschen mit einem Parkhaus „Geld abknüpft“. Dem entgegnete Bürgermeister Dangschat, dass man das Markenzeichen „kostenloses Parken in Traunreut“ beibehalten sollte – und dem stimmten auch weitere Stadträte zu. Unter anderem Christian Stoib (SPD), der sich ebenfalls gegen Gebühren aussprach. Weiter erklärte er, dass man den Verkehr vor allem in der Innenstadt eher reduzieren sollte. Einen Standort mitten im Zentrum hält er daher für weniger geeignet, um „den Verkehr fernzuhalten“.

Dass dieser künftig zunehmen wird, glaubte auch Hans Jobst (CSU). Er stimmte Stoib zu, dass ein Parkhaus keiner Aufwertung diene, die Parkplätze aber benötigt würden. „Es entstehen beispielsweise durch den MunaPark wieder neue Geschäfte, auch die Zahl der Pendler nimmt zu, und wenn dann noch Parkplätze wegfallen, braucht es eine Lösung.“ Die könnte – zumindest, was ihre Gestaltung angeht – nach Meinung einiger Stadträte auch unterirdisch erfolgen. Das merkte auch Werner Heuberer von der Lenkungsgruppe an. „Man hat heutzutage viele Möglichkeiten, beispielsweise unterirdisch zu bauen. Auch gibt es Bauweisen ohne Beton, die ökologisch betrachtet besser sind“, sagte Heuberer.

„Ich finde den Antrag und auch den Zeitpunkt gut“, so Michael Mollner (L!Z). Vor allem ein Parkleitsystem für die Stadt sei schon „längst überfällig“. „Leidgetragen“ meldete sich auch Lenkungsgruppen-Mitglied Peter Klück zu Wort: „Wir brauchen etwas vor Ort. Optimal wäre eine Tiefgarage, wie es sie in Burghausen am Stadtplatz gibt“, so Klück. Das Leben müsse in der Stadt stattfinden können, dazu gehöre nun mal auch das Auto, wenn eine bestimmte Frequenz da ist. „Wir sollten Autos nicht immer verteufeln“, so der ARGE-Vorsitzende. Es gebe Beispiele in anderen Städten, in denen autofreie Zonen regelrecht ausgestorben seien.

Diskutiert wurden auch potenzielle Standorte – beispielsweise beim Markplatz und k1. Letztlich aber folgte zumindest der Bauausschuss dem Vorschlag der Verwaltung einstimmig, dem Antrag der Bürgerliste zuzustimmen und ein Parkkonzept im Rahmen eines Gesamtverkehrskonzepts, das derzeit in Arbeit ist, zu erarbeiten. Auch soll dann ein Standort für ein mögliches öffentliches Parkhaus dargestellt werden. Die Lenkungsgruppe schloss sich dem mit einer Gegenstimme – von Martin Czepan – an.